Alles kostenlos oder? Vom Sinn, für Software auch heute noch zu bezahlen
Nutzen Sie Open Source Software? Falls Sie Mozilla Firefox verwenden, können Sie diese Frage getrost bejahen. Sie verwenden einen modernen Browser, der regelmäßig aktualisiert wird und Sie keinen Cent gekostet hat. Was in anderen Branchen nur schwer vorstellbar ist, ist in der Software-Industrie gerade im Privatbereich weit verbreitet. Gute Software von Hobby-Entwicklern vollkommen kostenlos. Die Palette reicht dabei vom einfachen Chat-Programm über Multimedia-Anwendungen bis zu kompletten Office-Paketen. Dabei ist der Aufwand, ein solches Programm zu erstellen und zu aktualisieren, erheblich!
Warum dann als Privatmensch überhaupt noch Geld für Software ausgeben?
Zunächst sei angemerkt, aus welchen Motiven heraus Privatmenschen Software entwickeln und diese dann der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung stellen. Neben dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben und/oder dem damit verbundenen Ansehen dienen Hobby-Projekte häufig dazu, eigene Ideen auszuprobieren, berufsrelevantes Know-How zu erlangen, und dieses später als Sprungbrett in eine berufliche Karriere zu verwenden. Das Programm ist also eine Art Bewerbung für spätere Jobs.
Somit stellt sich die Frage nach der Lebensdauer der jeweiligen Anwendung, wenn der Programmierer im Job steht. Wird das Programm weiterentwickelt und an sich ändernde Hardware- und Betriebssystemversionen angepasst? Was passiert, wenn z.B. meine Kamera ein neues RAW-Format hat? An wen kann ich mich bei Problemen/Abstürzen/Fragen wenden? Möchte ich meine Dateien in Hände von Programmen legen, die keine Qualitätssicherung durchlaufen mussten?
Gerade bei komplexen Anwendungen, die Einarbeitungszeit erfordern, spielen Lebensdauer und Weiterentwicklung eine große Rolle, um die eingesetzte Zeit nicht später für ein anderes Programm erneut aufwenden zu müssen. Wer je versucht hat, sich in ein komplexes Thema wie Audio-Bearbeitung einzulernen, um sich danach mühselig in ein neues Programm einzuarbeiten, kennt pure Verzweiflung.
Software-Firmen verfolgen für ihre Produkte nicht nur eine langfristige Entwicklungsstrategie, sondern bieten neben der eigentlichen Software auch Service-Leistungen, z.B. Support, Beratungen und Schulungen, rund um ihre Produkte an. Gerade bei anspruchsvolleren Aufgaben wie der Videobearbeitung lohnt es sich daher durchaus, Geld für die verwendete Software auszugeben und dieser treu zu bleiben. So wachsen Upgrade um Upgrade nicht nur der Funktionsumfang des jeweiligen Programms, sondern auch die Gestaltungsmöglichkeiten des Nutzers, dessen Kenntnisse sich idealerweise Hand in Hand mit dem Produkt weiterentwickeln.
Ist kommerzielle Software also grundsätzlich kostenlosen Programmen vorzuziehen?
Ein klares Nein. Wenn Sie nur vorübergehend in einen Bereich, z.B. Bildbearbeitung, hinein schnuppern wollen, sind kostenlose Programme ideal. Um abseits von Nischen weiter bestehen zu können, muss kommerzielle Software nach Auffassung dieses Autors durch handwerkliche Exzellenz überzeugen und sich im Wettbewerb auch mit kostenlosen Programmen durch Funktionsumfang, Bedienkomfort und zusätzliche Service-Leistungen von der Masse abheben. Wer Ihr Geld möchte, sollte schlicht mehr bieten als kostenlose Alternativen. Andernfalls verliert kommerzielle Software langfristig zurecht ihre Daseinsberechtigung.