Als mich die Kollegen der Webabteilung fragten, ob ich denn einen Jubiläumsblog schreiben würde, wusste ich zuerst nicht, was sie meinten. Zehn Minuten später war ich schlauer und wusste: 10 Jahre, 235 Blogs und 7 Millionen Views, beachtlich! Anlass genug für eine kleine Rückschau auf alte Technik, überraschende Entwicklungen und Themen, die immer aktuell bleiben!
Bei den ersten Gesprächen 2015 stellten wir fest, was wir nicht wollten. Die damaligen Firmenblogs liefen oft nach dem ewig gleichen Schema ab. Der Autor unternahm etwas (natürlich ganz privat!), dann stand er vor einem ärgerlichen Problem. Natürlich war die Lösung aller Nöte ein wunderbares Produkt, das meistens im 2. Teil des Textes ausgiebig angepriesen und rein zufällig von seiner Firma verkauft wurde. Das fand ich so vorhersehbar wie öde und fragte den damaligen Ashampoo-Chef Rolf Hilchner, ob wir einen Blog ohne Werbung veröffentlichen könnten. Unser großer Marketingstratege gab mir sein Okay, was wohl der wichtigste Grund dafür sein dürfte, dass es diesen Blog immer noch gibt. Ich darf ihn schreiben, wann ich Zeit dazu finde und über was ich will – ein seltener Luxus in unserer Branche!
Manche Themen sind Evergreens geblieben, wie die unverschämten Preise für Druckertinte oder mannigfaltige Malware, die es auf unsere Rechner abgesehen hat. Was hingegen Amazon Prime, PayPal oder Spotify sind, müsste ich heute wohl nicht mehr erklären! Windows wird wohl ewig versuchen, den Microsoft-Browser wie saure Milch an den User zu bringen – und dabei scheitern. Datenkraken, die uns weitestmöglich durchleuchten, spielten schon immer eine wichtige Rolle und werden weiter aktuell bleiben, leider. Andere Themen wiederholen sich in Variation: Empörte Blogleser wollten nicht zum damals neuen Windows 10 wechseln, heute können Millionen weltweit das Upgrade auf Windows 11 nicht vollziehen – selbst wenn sie es gerne würden!
Bei anderen Themen wundere ich mich, wie groß sie wurden. Nach einigem Zögern ließ ich mich 2016 auf ein China-Handy der in Europa unbekannten Marke Xiaomi ein und war recht angetan vom guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Heute ist Xiaomi in den Top 3 der Handyhersteller und lässt sein Betriebssystem nicht mehr von Fans der Marke übersetzen. Wie weit verbreitet Streaming wird, hätte ich auch nicht erwartet – inzwischen sind DVD-Käufer Exoten geworden und große Sammlungen finden sich immer häufiger auf Flohmärkten und eBay. Influencer hielt ich 2017 für eine kleine Randnotiz des Zeitgeistes, heute ist eine Industrie daraus geworden und viele Jugendliche sehen hier ihre berufliche Zukunft. Ein Artikel über das damals aufkommende TikTok erschien nie, weil mir diese Plattform schlicht zu dümmlich erschien – heute hat TikTok 1,5 Milliarden Nutzer, doch meine Meinung dazu bleibt unverändert!
Andere Blogs hinterlassen mich hingegen fast schon nostalgisch. Meine wehmütigen Abschiede vom Windows Phone (unvergessen!), Videotheken oder Windows 7 fühle ich noch immer. Dem Internet Explorer, Windows 8 oder gar Google+ weine ich hingegen keine Träne nach. Brennen war noch hochaktuell, als ich diesen Blog startete – heute hat kaum noch ein Rechner ein optisches Laufwerk. Wer weiß noch, welche Magie eine mit Liebe zusammengestellte, selbstgebrannte CD verbreiten konnte? 2017 waren auch die ersten Smartphones mit richtig guten Kameras am Start, ich sah mich noch als Verfechter der Digitalkameras, heute will ich nicht mehr mit gefühlten 5 kg vor dem Bauch durch den Urlaub laufen. Dennoch nehme ich dann und wann meine alte Canon in die Hand und verspüre eine gewisse Wehmut – wir hatten gute Zeiten zusammen.
Immer im Mittelpunkt: Faszination Technik
Erklärt habe ich immer gerne, weshalb eine Zeit lang die „2 Minuten Technik“-Blogs zu meinen Favoriten zählten. Kurz und knackig Begriffe wie BIOS, Windows Registry oder Zwei-Faktor-Authentifizierung für jeden verständlich zu machen, machte mir Spaß. Für einen Artikel über Handystrahlung vergrub ich mich ein verregnetes Wochenende in Recherche. Da ich wusste, dass sich in den Kommentarspalten technisch versierte Leser tummelten, wollte ich mir keine Blöße geben! Und wo wir bei Kommentaren sind: Grob 14.000 haben sich über die Jahre angesammelt – vielen Dank dafür! Die Blogs wären nichts ohne das Fachwissen, die Erfahrungen und Emotionen, die sich immer wieder darunter finden.
Und während ich mich durch uralte Texte wühlte, kamen viele Momente zurück – Orte, Personen und all das, was ich beim Schreiben gelernt habe. Als Generalist muss man sich praktisch in jedes technische Thema einarbeiten, ich kann Ihnen ja keinen Unsinn präsentieren. Vieles hat sich geändert, aber die Faszination für Technik und wie sie funktioniert, bleibt. Mir haben die letzten zehn Jahre viel Spaß gemacht, Ihnen hoffentlich auch! Auf die nächsten 235, dann melde ich mich wieder – und habe immer noch kein TikTok installiert.
P.S.: Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen, dass der Blog nun in neuem Glanz erstrahlt, das waren die erwähnten Web-Kollegen, die mich überhaupt erst zu diesem Jubiläumseintrag gebracht haben. Vielen Dank dafür!