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S.M.A.R.T. – Wenn die Festplatte schlauer ist als ich

Sven Krumrey

Ich bekomme Schweißausbrüche, wenn im Auto irgendeine Warnlampe angeht. Sie auch? Es könnte auch nur Aschenbecher wackelt anzeigen, es würde mich dennoch wahnsinnig machen. Dabei sollen wir ja gewarnt werden, bevor etwas Schlimmes passiert. Hat geklappt, ich wusste immer absolut zuverlässig, dass mein uralter BMW total im Eimer war, aber das ist ein anderes Thema. Eigentlich geht es um Computer.

Mich hatte über Jahre gewundert, dass es solche Warnungen bei Computern nicht gibt. Wenn man viel Glück hat, hört man manchmal, bevor eine Festplatte crasht (sie wird dann lauter oder klingt „kratzig“) oder ein Netzteil stinkt nach verbranntem Plastik, bevor es den Geist aufgibt. Das ist aber nicht der Regelfall, meistens steht man voller Panik da und fragt sich, was nun eigentlich alles verloren gegangen ist. Ganz schlaue, disziplinierte Menschen machen regelmäßig Backups. Auch wenn ich jetzt aus der Informatiker-Gilde ausgeschlossen werde: Ich mache das nicht immer regelmäßig. Ich hoffe, das liest kein Kollege von mir.

Obacht, es wird gefährlich!

Daher interessiert es mich doppelt, was meine Laufwerke so machen. Was ich lange nicht wusste: Die meisten Festplatten geben Alarm, wir kriegen es nur nicht mit. Ich war wirklich erstaunt, als ich mitbekam, dass die meisten Hersteller seit Mitte der Neunziger durchaus mitgedacht hatten. Die sogenannte S.M.A.R.T.-Technik (genauer: Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) ist seit 1996 praktisch in allen moderneren Festplatten integriert. Was sich wie eine Geheimorganisation von zwielichtigen Agenten anhört, liefert schlicht und einfach interessante Werte Ihrer Festplatte. Dabei beschränkt sich SMART nicht allein auf die Temperatur der Festplatte, sondern liefert auch Informationen über die Laufzeit, eventuelle Fehler, die erbrachte Leistung, etc. Das klingt interessant, oder? Da wir hier von Computern reden, ist es natürlich nicht ganz so einfach. Denn diese Werte erscheinen nicht einfach so auf dem Bildschirm.

Diese Werte müssen von einem Programm ausgelesen und angezeigt werden. Dann steht da z.B. Seek Error Rate: 84 60 30 WOPE. Und glauben Sie mir, das sagt mir rein gar nichts. Denn die Festplatten liefern nur rohe Daten ab, nichts wird für den Nutzer gedeutet oder aufbereitet. Dabei haben die SMART-Werte einiges zu bieten. Es wird regelrecht Buch geführt, wenn Fehler passieren, welche Sektoren der Festplatte nicht mehr genutzt werden können oder ob es Übermittlungsfehler gibt. Es gibt über 20 Werte, die einem rein gar nichts sagen, ein zweifelhafter Luxus. Damit man diese Daten nutzen kann, haben einige Firmen dafür schlaue Programme erdacht, auch wir. Im Ashampoo HDD Control 3 und im WinOptimizer 12 (s. HDD Inspector) werden diese Daten ausgelesen und gedeutet. Wenn etwas im Argen liegt – Sie werden es erfahren. Wobei natürlich ein Unterschied besteht, ob Ihnen eine Analyse reicht (WinOptimizer) oder Sie eine dauerhafte Überwachung (HDD Control 3) wollen. Ich bin ja eher Sicherheitsfanatiker und wähle die Überwachung.

Schlauer als man denkt - eine Festplatte

So erfahre ich dann, dass mein System zwar Fehler aufweist, aber sie nicht im kritischen Bereich sind. Ich erfahre, dass die 37 Grad Celsius völlig okay sind, ich den Rechner bislang 775 mal gestartet habe und er etwas über 6300 Stunden gelaufen ist. Fehlstarts gab es keine, 50 Sektoren wurden außer Dienst gestellt, das Laufwerk schätzt dies aber als problemlos ein. Gute Sache! Ich gebe zu, man kann sich ein wenig in solchen Bereichen verlieren. Leider halten sich nicht alle Firmen an die Standards, das Ganze ist halt freiwillig. Sowas ärgert mich, denn dem Kunden werden so tolle Möglichkeiten genommen, einen genauen Blick auf seine Festplatten zu werfen. Externe Festplatten liefern z.T. gar keine Werte, dabei sind doch gerade sie als Backup-Festplatten beliebt. Wieso spart man da an falscher Stelle? Wenn nur ein Kunde von 100 so einen Crash vorher erkennen kann, dürfte es doch ein Bauteil mehr wert sein.

Ist damit alles absolut sicher? Ich will ehrlich sein – nein, ein Restrisiko wird immer bleiben. Wie auch das sicherste Auto nie ganz Probleme vermeiden kann, geht es hier darum, Risiken zu minimieren. Untersuchungen zu diesem Thema haben ergeben, dass ein Großteil der Festplattendefekte sich bereits durch deutliche Anzeichen angekündigt hatte, die durch SMART ausgelesen werden konnten. Die Werte geben dabei Hinweise, ob sich eine Festplatte ihrem Exitus nähert. Selbst die Festplattenhersteller sind jedoch nicht in der Lage, ein Versagen der Festplatte exakt vorherzusagen. Simples Beispiel: Treten Sie einmal mit Schmackes gegen den Rechner, kann das kein Wert vorhersagen, Spannungsspitzen oder hohe Außen-Temperaturen ebenfalls nicht. Die meisten Crashes kündigen sich jedoch durch sinkende Performance, längere Reaktionszeiten oder steigende Fehlerwerte an. Eines empfehle ich noch: Wenn sich ein SMART-Wert einem kritischen Bereich nähert, machen Sie bitte ein Backup, damit keine Dateien verloren werden. Sie werden es nicht bereuen.

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