Redet man vom Phänomen des Überwachungsstaats, ist China immer gleich ein Thema. Wie nirgendwo auf der Welt nutzt man hier modernste Technik, um die ca. 1,4 Milliarden Mitbürger im Auge zu behalten. Dabei ist die Zensur aller Medien (auch des Internets) ein alter Hut, mittlerweile rücken immer mehr die Gesichtserkennung, die Stimmanalyse und die Bündelung aller Daten zu einem "Social Credit System" in den Mittelpunkt. Ein Blick in ein überwachtes Land.
Sie kennen bestimmt die Schufa, die Auskunft über die Kreditwürdigkeit eines Menschen gibt. Aber können Sie sich vorstellen, dass in einer Datenbank auch steht, ob die Person bei Rot über die Ampel gefahren, ehrenamtlich tätig ist oder sich besonders in der Partei engagiert? Dazu benötigt es schon etwas Phantasie, wenn man nicht gerade in Rongcheng (China) lebt. Dort probt man gerade einen Bürgerscore, eine Art Erfassung des Menschen in Zahlenform. Jeder geht mit 1000 Punkten ins Rennen und gewinnt oder verliert durch sein Handeln Punkte. Damit diese Erfassung auch gelingt, muss massiv Technik aufgewendet werden. Neben der Verknüpfung sämtlicher Datenbanken (Kreditverhalten, Vorstrafen, Mitgliedschaften in Partei und Verbänden, etc.) sind auch Kameras mit entsprechender Gesichtserkennung zentraler Bestandteil. Wer geht vorbei, wenn jemand verletzt Hilfe braucht oder schmeißt seinen Abfall auf die Straße? Tausende Kameras registrieren es. Wo es unter Mao noch Personalakten gab, reicht heute ein Datensatz mit entsprechender Punktzahl.
Die praktische Umsetzung ist einfach: Wer seine Eltern finanziell unterstützt, bekommt Pluspunkte. Fährt man hingegen betrunken durch die Straßen, geht es gleich ins Minus. Bei 1300 Punkten bekommt man die Güteklasse AAA und damit jede Menge Vergünstigungen. Heizung oder Wasser werden günstiger, man muss keine Kautionen mehr hinterlegen, die Reisefreiheit wird erleichtert. Kommt man in die Miesen (z.B. mit 600 Punkten in die Stufe C), findet man nur schwer einen Job, wird man kaum befördert und kann keine Flüge buchen. Wer dieser Stufe entfliehen will, muss Gutes tun und sei es, zuerst seine Schulden zu bezahlen. Welche Daten alle integriert werden sollen, steht noch zur Diskussion. Möglicherweise spielt auch eine Rolle, mit wem man befreundet ist. Zu viele „zwielichtige“ Kontakte im Adressbuch könnten schon ein paar Punkte kosten. Auch das Verhalten im Internet wird nachgehalten, wie benimmt man sich im Netz, wo äußert man sich so kritisch, dass Kommentare zensiert werden? Wo stellt man gar die Partei in Frage? Der Punkteverlust würde nicht lange auf sich warten lassen!
Der Punktestand könnte zu einem zentralen Statussymbol werden. Zu welcher Schule können die Kinder? Bekommt man einen Kredit oder eine gute Wohnung? Der Druck erreicht jeden Einzelnen, auch im Job. Wie sinkt der Score, wenn das eigene Restaurant nicht sauber ist? Was passiert, wenn sich Kunden beschweren oder jemand sein Geld für eine Dienstleistung zurück will? Wer aber hier nur die Kontrolle durch eine Partei sieht, verpasst eine weitere Dimension. Es scheint, als wenn China auch eine Art Bürgersinn schaffen will, mit mehr oder minder sanftem Druck natürlich. Das Einhalten der Verkehrsregeln bildet hier den Anfang (ein Freund wurde wie entgeistert angestarrt, als er in China an einem Zebrastreifen anhielt), aber auch gegenseitige Rücksichtnahme und gutes Benehmen sind hier Ziele. Viele Chinesen sehen das Miteinander selbst als verbesserungswürdig an und begrüßen entsprechende Entwicklungen. Dass dabei durch Kameras, Analysen bei Telefonaten und das grenzenlose Sammeln von Daten die Privatsphäre zerstört wird, wird zumeist gelassen hingenommen, man hatte vorher ja auch fast keine.
Gesichtserkennung - zentraler Bestandteil der modernen Überwachung
Gesichtserkennung und künstliche Intelligenz sollen nun auch den Schulunterricht erobern. In einem Pilotprojekt einer weiterführenden Schule in Hangzhou hat jeder Lehrer nun drei weitere Aufseher an seiner Seite. Kameras, die oberhalb der Tafel angebracht sind, beobachten die Schüler. Eine spezielle Software verarbeitet die eingefangenen Bilder und analysiert die Gesichtsausdrücke. Ist der Gesichtsausdruck positiv oder neutral, bleibt das System stumm. Ist das Kind sichtlich gelangweilt, unglücklich oder desinteressiert, gibt es Alarm. Besonders in großen Klassen erhofft man sich so einen besseren Überblick darüber, welche Schüler dem Unterricht aktiv folgen. Erste Erfolge wurden bereits berichtet und die Schüler trauen sich demnach nun nicht mehr, desinteressiert zu schauen. Ob die Schüler der Unterricht deshalb mehr interessiert oder die Kinder nur maskenhaft fasziniert auf ihren Stühlen hocken, ist nicht überliefert. Ich frage mich nur, wie wohl die Eltern im Westen reagieren würden: Würde man zuerst die Lehrer teeren und federn und dann die Schule anzünden – oder umgekehrt?
Ich kann nicht verstehen, wie ein Volk all das akzeptieren kann. Ein guter Grund, meinen alten Studienkollegen Lian* anzurufen, der als Chinese seit Jahrzehnten zwischen den Welten pendelt. Lian* betont zuerst sehr vorsichtig, dass er nicht für alle Chinesen sprechen könne und sowieso schon „halber Deutscher“ sei, äußert sich dann aber doch. Mir ist bewusst, dass hier viele Bereiche nur angerissen werden und ich kann mich nicht für die Richtigkeit aller Aussagen verbürgen. Dennoch finde ich seine Ansichten lesenswert. Hier eine (sprachlich überarbeitete) Auswahl aus 80 Minuten Gespräch:
„Dieses Thema ist extrem komplex, eigentlich müsste man eine Zeit in China gelebt haben, um es zu verstehen. Ich glaube, die meisten Menschen streben gerade nach drei Dingen: Stabilität, Sicherheit, Wohlstand. Steht eine Politik für diese Richtung, wird der Rest akzeptiert. Vergiss nicht, wo wir her kommen, auch wenn wir nicht gerne darüber sprechen: Aus der Generation meiner Großeltern und Eltern sind viele durch Hunger, Kriege und politische Unruhen umgekommen, viele habe ich nie kennenlernen dürfen. Wenn man die letzten 100 Jahre betrachtet: Zuerst die Republik China, dann die junge Volksrepublik mit der Mao-Zedong-Ära, in der Millionen starben, da ging es oft ums Überleben und niemand wusste, was morgen sein würde. Es ist damals viel kaputt gegangen, sowohl zwischen den Menschen, als auch zwischen Volk und Regierung. Heute sind wir Wirtschaftsmacht, Militärmacht und stolz auf das Erreichte. Sicher gibt es noch Armut und auch Korruption, aber es wird besser, es gibt Konstanten in unserem Leben. Es herrscht einfach das Gefühl vor, dass wir gemeinsam alles erreichen können, wenn wir hart arbeiten, unsere Möglichkeiten ausschöpfen und intern Ruhe bewahren. Und für viele ist es schon aufwärts gegangen. Meine Eltern konnten letztes Jahr eine Europa-Reise machen, Wien, London und Paris ansehen, davon hatten sie vor 30 Jahren nicht mal geträumt!
Die Freiheit, von der Ihr immer redet, steht bei uns nicht als Selbstzweck im Mittelpunkt. Sie kommt erst, wenn eine gewisse Ordnung herrscht und die gesellschaftlichen Bedingungen stimmen. Welche Freiheit hat man, wenn Chaos und Hunger herrschen? Und die Freiheit ist nicht grenzenlos, sondern innerhalb eines gesellschaftlichen Rahmens. Sie sollte die Ordnung nicht stören. Die konfuzianische Soziallehre und Ordnungstradition ist auch anders, was Macht und Kontrolle angeht. Solange die Herrschenden im Sinne des Volkes handeln, sollte das Volk sich nicht beschweren, fertig. Geht es dem Volk gut, hat die Führung großen Handlungsspielraum, die Beziehung sollte aber harmonisch sein. Es wird nicht gerne gesehen, wenn man diese Harmonie stört, von der Partei nicht, aber auch nicht von der Mehrheit des Volkes.
Ihr seht Euch mehr als Einzelkämpfer, bei uns geht es um das Volk und w as das Individuum zum Wohle seiner Mitmenschen beisteuert. Was kann ein Mensch mit seinen Möglichkeiten, mit seinem Beruf und seinen Talenten dem Volk geben? Wie verhält sich ein Mensch gegenüber seinen Eltern, bezahlt er seine Rechnungen, befolgt er das Gesetz, ist er hilfsbereit? All das will man in diesem Score [Lian* meint das "Social Credit System"] vereinen, um jene zu belohnen, die in diesem Sinne handeln. Das ist sicher eine Erziehungsmaßnahme, bietet aber auch den Menschen mehr Sicherheit, denn sie wissen, wen sie vor sich haben. Ich würde meine Tochter auch lieber einen Mann heiraten lassen, der hier ein Vorbild ist. Wer einen anderen Weg gehen will und sich widersetzt, wird schnell die Folgen bemerken. Aber er bekommt auch die Chance, sich zu ändern. Das ist besser, als wenn man erst Fehler um Fehler begeht und dann ins Gefängnis muss.
Auch in dieser Menge bleibt niemand mehr unerkannt
Ähnlich ist es auch mit der Verbrechensbekämpfung. Bei Euch sind mache Verbrecher fast schon Stars, man schreibt Bücher über sie oder druckt T-Shirts davon. Das verstehe ich nicht und das wäre in China undenkbar. Das sind keine guten Menschen. Ein Beispiel: Kürzlich haben Beamte einen Verbrecher durch Gesichtserkennung in einem Konzert unter 50000 Zuschauern identifiziert, das ging hier auch durch die westlichen Medien. Obwohl Ihr ja meint, dass wir alle gleich aussehen. [Lacht.] Viele haben dies gefeiert, weil sie meinten, dass sich nun niemand mehr in der Masse verstecken könne. Wer will schon neben einem Verbrecher im Publikum stehen? In Japan hat man eine geringe Verbrechensrate, auch w eil die Verbrecher davon ausgehen, erwischt zu werden. Ähnliches könnte man auch mit der Überwachung in China umsetzen. Jeder wüsste: Sie finden das sowieso heraus, also verhalte Dich gut, dann bekommst Du keine Probleme. Vielleicht kann man sonst ein Volk, das so groß ist, nicht unter Kontrolle behalten.
Auch bei der Bildung gehen wirtschaftliche Interessen mit Konfuzius Hand in Hand. Nach seiner Lehre kann sich ein Mensch nur durch Bildung entfalten, zu etwas Besserem entwickeln. Früher war es revolutionär, weil er damit wirklich jeden Menschen meinte, nicht nur die Reichen und Mächtigen. Natürlich braucht auch die Wirtschaft möglichst gut geschulte Arbeiter, also wird intensiv gepaukt und auch viel auswendig gelernt. Auch die Überwachung durch Kameras passt da: Wenn Kinder gelangweilt oder abgelenkt sind, stimmt etwas nicht. Also muss der Schüler ermahnt werden und sich der Lehrer hinterfragen, ob er etwas verbessern kann. Nur so kann der Unterricht optimal verlaufen. Im Endeffekt sind die Kameras nur zusätzliche Augen des Lehrers.“
Etwas nachdenklich legte ich den Hörer auf. Ganz zum Kern bin ich gefühlt nicht durchgedrungen, aber ich kann verstehen, dass mein Gesprächspartner eher defensiv argumentiert hat. Die unterschiedlichen Mentalitäten sind halt schwer überwindbar. Aber ich möchte zu gerne wissen, wie Sie darüber denken. Können Sie Lians* Gedanken nachvollziehen?
*Name auf Wunsch geändert
Bitte sehen Sie es mir nach, falls Kommentare erst am Montag freigeschaltet / beantwortet werden. In meiner Heimatstadt ist Hafenfest bei Kaiserwetter und ich werde wohl weitgehend offline sein.
Ich mach mir grad Gedanken was für chinesische Technik und Technikbauteile in unseren Handys und Computern verbaut sind....Und auch warum es kein deutsches Betriebssystem gibt das vielleicht etwas vertrauenswürdiger wäre als die üblichen - sie es Windows - Android - IOS - ( ich weiß es gibt Linux - ist aber nicht am Handymarkt vertreten - und nicht jeder kann ein Handy damit ausstatten ) ...
Andererseits ist es vielleicht etwas was die Chinesen da in ihrer Modellstadtr ausprobieren vielleicht sowas wie die technische Umsetzung der Karmatheorie - wenn du Gutes tust wirst du belohnt - wenn du schlechtes tust bestraft - vielleicht ist das dann irgendwo auch gerecht.....
VG
Ich bin mir darüber im Klaren, dass Google, Amazon und Co. mehr über mich wissen als ich selbst, denn im Gegensatz zu mir vergessen die nie. Zudem ist diese Sammlung überaus komplex. Z.B. weiß Google Maps mit erstaunlicher Sicherheit, wie lange ich per Kfz von A nach B brauche - man kennt dort, wie es scheint, sogar meine Fahrweise. Und weiß ich, ob meine Schufadaten, meine etwaigen Verkehrsverstöße usw. dort nicht längst eingespeist sind? Und weiß ich, ob nicht die Daten aus all diesen Quellen an übergeordneter Stelle zusammengeführt werden?
Das "chinesische System", wenn es denn so funktioniert wie beschrieben, wäre dann genau diese Zusammenführung aller Daten an übergeordneter Stelle. Dazu transparent, wenn ich denn meinen Punktestand und die Abfolge der Einträge jederzeit einsehen könnte.
Hierzulande gilt dazu die beruhigende Devise "Was ich nicht weiß macht mich nicht heiß". Ein Kommentar zu diesem Blog verwendet den Begriff 'Sklave'. Vielleicht ist der einzige Unterschied, dass man dort offiziell' Sklave ist und hier verdeckt.
So unterschiedlich sind doch die Punktesysteme in China und bei uns gar nicht. In China werden sie zentral gesammelt, bei uns dezentral. In China kann man seinen Punktestand aktiv verbessern, bei uns nicht. Mit dem chinesischen System können sich nicht einige wenige Reiche über alles hinwegsetzen ohne von der Gesellschaft geächtet zu werden.
Eine "ehrliche" Überwachung ist mir zehnmal lieber als das was wir hier aktuell erleben. Vor allem erlaubt es unsere Überwachung in der Regel, Täter besser zu schützen als Opfer.
das ist eine interessante Geschichte und macht den Unterschied zwischen "Menschen" deutlich. Ohne weiter sich im Detail zu verlieren, zeigt es auf, das auch eine "alte jahrtausende überlieferte Kultur" und ein sehr hoher IQ nicht davor schützt, als "Sclave!" zu enden.
Hier zeigt sich deutlich der Unterschied, die wenstliche Kultur beruht auf Selbstverantwort und einem inneren Wissen. Leider ist nicht nur dort, sondern auch hier diese spirituelle Einstellung verzerrt und degeneriert.
zum Komentart von Sebastian P. :
wenn das wirklich so ist wie beschrieben, macht es Chinas Verwaltung doch gold richtig. Übertragen auf unser Land wohl nicht. Obgleich was die Verhinderung von illegalen Handlungen angeht, bin ich für eine Überwachung im Rahmen unseres Rechtsstaates. (personifizieren nur bei richterlicher Anordung...).
Zu bedenken ist, dass die Möglichkeit des Missbrauchs durch die SAchbearbeiter und Nutzer ( Polizei und Verwaltung) eines solchen Systems ist kaum zu verhindern ist, es ist einfach zu verlockend.
Negative Massnahmen als Folge der Erkenntnis bei minderen Fehlhandlungen finde ich unangebracht.
Aber zu wissen das so viele Mitmenschen mit ihren Schandtaten durchkommen und den Erfolg Ihres Verbrechen nutzen können, ist genauso schmerzlich, wenn nicht unerträglich.
Verstehen und Nachvollziehen kann ich das nicht. Vermutlich kann diese Masse von Menschen auf geringem Raum nur noch wie ein Ameisenstaat funktionieren. Meinen Kindern versuche ich klarzumachen daß unsere von den 68 ern erstritten Freiheiten ein hohes Gut sind und mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Durch den dümmlichen Amerikanismus wird bei uns ja auch schon lange daran gesägt.
o Tempora o Mores
Ich saß kürzlich auch mit einem Freund zusammen im Auto, die Nachrichten kamen im Radio, wir beide schwiegen, bis er irgendwann sagte: "Ich glaube, die Welt war schon mal weiter."
Ganz ehrlich; ich war neulich in Japan und jetzt ratet mal wie man Chinesen von Japanern unterscheiden kann? Die Chinesen benehmen sich am laufenden Band daneben! Das sind leider Fakten die ich ganze 6 Wochen, täglich beobachten musste. Deswegen fällt es mir schwer wenn hier aus chinesischer Sicht erzählt wird; es ginge darum was man für Andere tun könne? In Japan jedenfalls stellt sich der Chinese offensichtlich selbst in den Mittelpunkt und nimmt dort kein Stück Rücksicht auf seine Mitmenschen. Muss man gesehen haben um es zu verstehen. Also sind sie zumindest im Ausland nicht so wie sie zu Hause sind oder sein sollen? Alles geheult...
Ist natürlich gut wenn man das Volk durch übertriebene Überwachung zu mehr Ordnung animiert. Allerdings, wenn es nur geheuchelte Ordnung ist, wie viel ist sie dann noch wert? Quasi gute Miene zum bösen Spiel. Das Ergebnis sind zur Unehrlichkeit erzogene Menschen. Den wahren Charakter sieht man dann u.A. im Urlaub...
Wir haben versucht, in Shakespeares Haus zu erraten, wer aus welchem Land kommt. Ging eine Gruppe mit Körpereinsatz wie kanadische Eishockey-Spieler vor, tendierten wir zu China und lagen richtig. :)
Wenn man das ganze brav und ehrlich betrachtet, kann man dem ganzen positiv entgegen sehen. Wer aber bewertet die Kontrolleure, Politiker und all die anderen, die an den Stellschrauben für Zucht und Ordnung drehen.
Was passiert mit Menschen denen man das Konto einfach ins Minus setzt, nur weil Sie hinterfragen oder unbequem werden.
Die sind dann "Weg vom Fenster".
Es müsste auch ohne Konto-Punkte gehen.
Wenn ich Achtung will, muss ich Achtung vorleben.
Wenn ich Anstand will, muss ich Anstand vorleben.
Wenn ich Ehrlichkeit will, muss ich Ehrlichkeit vorleben usw.
Die Kinder sehen unser Verhalten und werden es viel besser uns vorleben und sie werden es viel besser können als wir es wollen.
Sei es Positiv oder Negativ.
China versucht eben auch nur Massenkontrolle und Datensammlung legitim für Kontrollorgane durch zu bringen.
Es gibt eben 2 Seiten ( Positiv und Negativ ).
Das sind so meine Gedanken.
Vollkommen richtig. Ich frage mich nur, wie man einen gesellschaftlichen Umschwung anstoßen kann, wenn die positiven Vorbilder fehlen.
Was für eine Aufregung
Die haben jetzt erst kapiert, was Google, Zuckerberg und CO schon viele Jahre mit uns machen, und das ist noch viel schlimmer.
WIR sind in der Totalüberwachung und niemand kapierts.
Schon mal über Kundenkarten, Payback und Herzchensammeln etc. nachgedacht?
Überwachungsstaat in Deutschland und Europa kommt auch bald.
Hier ein gutes Buch dazu: Die Optimierer es kann sogar gehört werden. Buch oder Hörbuch.
Mir persönlich ist das Thema gut bekannt. Kreditwürdigkeit wird heute schon so gehandelt, denn die Banken haben innerhalb Netzwerke, welche alles kontrollieren.
Viel Spass in der &Zukunft&.
Dafür gibt es die Menschenrechte und diese sind in China unbekannt. Zum Glück bei uns "fast" nicht.
Hallo Herr Krumrey,
genau darum geht es, er hat in der Tat nichts Verwerfliches gesagt. Trotzdem ist da diese "Grundvorsichtigkeit" und das ist das Beängstigende an der Sache.
Sicher wäre ich froh, wenn z. B. jemand hier zur Rechenschaft gezogen würde, wenn er seinen Dreck auf die Straße wirft und es Anderen überlässt diesen wegzuräumen. Aber die Medaille hat halt zwei Seiten. Die Überwachung bringt Vorteile birgt aber auch große Risiken. Ich möchte nicht in einem System leben wo ich ständig auf der Hut sein müsste.
LG
Toller Artikel, wenn die Überwachung in China aber schon soweit fortgeschritten ist kann man Lian ruhig mit seinem Klarnamen nennen, dann wissen die “Überwacher“ dies eh schon ;-)
Er hatte darum gebeten, dem Wunsch kam ich natürlich gerne nach. Ich denke auch nicht, dass er etwas Verwerfliches gesagt hat.
Moin Herr Krumrey, Moin zusammen.
Großes Kompliment, Sie haben den berühmten Nagel wieder auf den Kopf getroffen und die "Sache" sehr genau unter die Lupe genommen.
Ich habe mich seit einiger Zeit mit den neuen Maßnahmen in China beschäftigt. Nach einem Artikel im Stern wurde ich auf diese Pläne aufmerksam, und ich mich sowieso für China interessiere, habe ich versucht mehr zu erfahren.
Kurz und bündig: ich habe nicht mehr heraus bekommen als Sie.
Ich glaube ganz sicher, dass die Mehrzahl der Chinesen die gleiche Meinung wie Ihr Freund hat.
Das Gemeinwohl ist einfach viel wichtiger als die evtl. Freiheit des Einzelnen. Das liegt tief in der chinesischen Mentalität begraben. Und, wie Sie auch richtig schreiben, der enorme wirtschaftliche Aufschwung wäre auch sonst nicht möglich gewesen.
Ich persönlich kann sehr gut verstehen, was China jetzt vor hat.
Allerdings ohne jeden Punkt zu billigen.
Einen schönen Sonntag und liebe Grüße aus Flensburg.
Dieter Striegel
Ich wollte halt mehr als ein "die sind ja alle irre" oder pures Unverständnis als Wertung schreiben. Das würde dem Ganzen nicht gerecht werden, denn man geht dort nach eine sehr eigenen Logik vor. Deren Hintergründe sind aber so komplex, dass ich zwar einiges verstehen, aber natürlich nicht einfach gutheißen kann.
Warum schaut denn der Deutsche immer so gerne auf den Schmutz vor der Tür anderer Nationen????
Redet doch mal zuerst über den Balken im eigenen Kopf anstatt den Splitter im Auge anderer Mentalitäten zuerst suchen zu wollen. STASI war gestern und wie heißt BND & Co hier bei uns? CIA, NSA.... Es gibt 17 an der Zahl die uns 24/7 überwachen. Ja das glaubt der informierte Deutsche nicht, statt dessen schnüffelt er in China, Russland..... Schnüffelt doch mal in Israel. Warum seid ihr da so faul und blind?.... Ist es Angst und Schuldgefühl? Ja, ja der Konditionierung Deutschmensch. Ich bin jetzt nur gespannt wie dieser Kommentar zensiert wird von der Gedankenpolizei.
Schöne Zeit in schöner Land.
Ach, wir haben hier keinerlei Gedankenpolizei, sondern nur Redakteure, die freie Meinungsäußerung sehr schätzen. :) Ein derart umfangreiches Überwachungsprogramm mit belastbaren Quellen findet man weder in Deutschland, noch in Israel. Und wenn Sie den Blog verfolgen - mir ist Nationalität schnurz, auch deutsche oder amerikanische Behörden (um nur zwei Beispiele zu nennen) werden hier kritisiert.
Ich finde die Idee nachvollziehbar, ich sehe sie als eine Art praktischer Prävention und Erziehungsmaßnahme.
Der Gedanke, dass dabei die "Privatsphäre" leidet, hat zwar seine Berechtigung, aber mal ehrlich: Wo haben wir die denn Heute noch hier in Deutschland?
Von Schufa bis Flensburg, Versanddienstleister, Lebensmittelmarkt-Ketten, Amazon & Co, Google bis Facebook, Microsoft und andere Software-Anbieter, und weiß der Teufel, wer sonst noch - ALLE SAMMELN DATEN ÜBER UNS! Nur haben WIR keinerlei praktischen Nutzen daraus!
Fazit: Wenn also so oder so gesammelt (und oft mit unseren Daten gepflegt Geld verdient) wird, möchte ICH auch in irgend einer Form meinen Anteil daraus!
Schönes WE in die Runde.
Walter
Niemand möchte seine Freiheiten aufgeben, aber zu viel davon scheint auch nicht die Lösung zu sein, wie man eindeutig in Deutschland erkennen kann.. Da könnte ich etliche Beispiele bringen, wie wenig Wert so mancher Mitbürger auf einem guten Zusammenleben untereinander legt.
Es werden keine Ruhezeiten in Wohngebieten eingehalten, Radios bei offenen Autofenstern bis zum Anschlag aufgedreht, alle Arten von Müll in die Natur geworfen, Hunde überall ihr Geschäft machen lassen usw.
Kein Wunder, die Strafen und die Quote gefasst zu werden, sind lächerlich.
Aber komischer Weise ist man für ein funktionierendes Handy gern bereit, alle Freiheiten in Sachen Datensicherheit zu opfern und sich transparent zu machen.
Wer möchte, kann sich gerne mal in Singapore anschauen, wie gut man mit einer gewissen Überwachung und einem extrem höheren Strafsatz, Menschen verändert.
Man fühlt sich extrem wohl in dieser Stadt.
Um dieses Phänomen zu verstehen ist ein Blick auf die die Philosophie von China nützlich.
Die Grundgedanken stammen von Laotse, der mit dem Dao de ching Weisheiten verfasst hat, wie sich der Mensch entwickeln sollte. Er war damit Begründer des Daoismus, der sich dort überall wiederfindet.
Konfuzius war nun der Meinung, dass das Volk dieses nicht selbst verwirklichen kann und hat eine Unmenge an Vorschriften erlassen, wann man sich wie benimmt, was man darf und was nicht, wann man eine wie tiefe Verbeugung vor jemandem macht etc.. Interessant ist mal die Lektüre des "Li Gi", das Buch der Sitten, Riten und Bräuche.
Genau diesen Grundgedanken findet man hier wieder, es wird jedem vorgeschrieben, wie es funktionieren soll und auf die persönliche Weiterentwicklung eines jeden Einzelnen wird kein Wert gelegt. Möglicherweise wie starke Persönlichkeiten nicht so wirklich gewünscht sind.
Dschuang Tse, ein weiterer bekannter Daoist nannte Konfuzius im Übrigen einen dummschwätzenden Besserwisser ;-).
Danke für den tollen Beitrag
Besten Dank für den wissensreichen Kommentar! Mein Freund ist Wirtschaftler / Linguist, ich bin überzeugt davon, ein eher philosophisch angehauchter Chinese hätte da auch anders geantwortet. Ich glaube, dass man sich sich an Nordeuropäer durchaus intellektuell dem Komplex annähern kann, das wirkliche Verstehen kommt aber erst, wenn man dort eine Zeit lebt.
Moin, ja ich kann seine Einstellung nachvollziehen und ich muss ihm sogar recht geben (ich bin kein Freund von Überwachung, davon mal abgesehen). Aber wenn ich mir unser System anschaue, denke ich mir manchmal hier läuft einiges schief. All die Werte, die ich meinen Kindern noch zu vermitteln suchte scheinen vollkommen verloren zu sein. Angefangen bei so einfachen Dingen wie Wahrheit, Höflichkeit und Respekt anderen Lebewesen gegenüber bis hin zu Ordnung und Pflichtgefühl den anderen gegenüber. Wie sonst sollte man erklären warum Polizisten zu Prügelknaben mutieren können? Wäre da manchmal nicht mehr Überwachung wünschenswert? Vielleicht benötigt der Mensch ja mehr Überwachung um am Boden zu bleiben.
Sonnige Grüße aus Niedersachsen
die Mentalität der Chinesen ist völlig anders als unsere. Das gleiche gilt für die Japaner. Wenn man geschäftlich mit Chinesen und Japanern verbunden ist, muss man ganz genau wissen und verstehen, dass sie völlig anders sind. Die Japaner noch mal anders als die Chinesen.
Überwachungsstaat klingt für uns ganz schlimm, aber so wie es "Lian" schildert, ist es für die Chinesen eine Verbesserung, weil jeder aus eigener Kraft sein Punkte-Konto wieder füllen kann, um seine Lebensumstände zu verbessern. Es muss sich zeigen, ob das wirklich Wohlstand und Sicherheit für alle bedeutet. Die Chinesen wissen wenigstens, dass sie immer und überall überwacht werden. Wir wissen das nicht, was so alles über uns gesammelt wird und irgendwann gegen uns verwendet wird. Bei Chinesen ist auch privat ein ganz anderer Zusammenhalt als bei uns. Wir sind wirklich Einzelkämpfer und viele ohne Rücksicht auf Verluste.
Ich kann nicht sagen, ob ich es gut oder schlecht finde, denn wir sollten erst mal bei uns aufräumen. Menschen, die sich gut verhalten haben und 45 Jahre gearbeitet haben, die können von ihrer Rente nicht leben. Für Riester oder eine private Rente hat das Einkommen nicht gereicht und die dritte Säule, die Betriebsrente, wurde nur von wenigen Firmen gezahlt und wenn das jetzt auch wieder die Versicherungen für die Firmen regeln sollen ... das wird nix. Versicherungen wollen verdienen. Bei richtigen Betriebsrenten wird nichts verdient, die müssen Rücklagen aufbauen.
Kinderarmut (was eigentlich heißt, die Eltern sind arm) und auf der anderen Seite Menschen, die vor lauter Geld nicht mehr wissen, für welche Dekadenz sie es noch aus dem Fenster werfen sollen. Die Chinesen sind angepasst, weil sie so erzogen wurden und es vorgelebt wird. Denen fällt es einfacher, sich damit zu arrangieren, was für uns undenkbar wäre. Aber ist es bei uns wirklich besser als dort? Sicherer Arbeitsplatz bei Wohlverhalten - gegen - Freiheit und befristete Jobs?
Was wäre, wenn alles so wäre wie bei uns? Ich glaube nicht, dass China dann so weit gekommen wäre. Alles hat immer zwei Seiten,
Würden die Autobosse in China so große Boni bekommen, obwohl sie betrogen haben und die Autokäufer enteignen, die mit gutem Wissen und Gewissen ein Auto gekauft haben, weil es angeblich umweltfreundlich ist. Die haben dann doch eine Gutschrift auf dem Karmakonto und die Autobosse müssten ein fettes Minus haben? Das wäre doch dann gerecht.
Wir haben Demokratie, aber gerecht geht es bei uns nicht zu. Da sterben Menschen, weil jemand mit seinem Auto rasen musste und der Raser bekommt nur 3 Jahre und 4 1/2 Jahre Führerscheinentzug.
Mir kam mein Ex-Kommilitone bei diesem Gespräch irgendwie anders als sonst vor. Er wirkte sonst eher politisch distanziert, plötzlich war er wieder "mehr Chinese als sonst", falls Sie wissen, was ich meine. Ich weiß, dass er nicht mit allem einverstanden ist, was in seiner Heimat passiert (dafür ist er wohl schon zu sehr Westler), aber mir schien es, als hätte er für all das ein tieferes Verständnis. Etwas, was mir anscheinend abgeht, auch wenn ich es versuche.
Wie soll ich das finden, lustig, traurig, seltsam? Zitat:"Ich kann nicht verstehen, wie ein Volk all das akzeptieren kann." Und hier? Klar, China hat (schon) zwei Schippen drauf gelegt. Aber was sich die Geheimdienste und Firmen hier erlauben ist auch nicht ohne. Die sollen sich wehren, hier akzeptiert das Volk die Überwachung und die sinnlosen Gesetzesverschärfungen, die irgendwann von einer Diktatur genutzt werden können. Warum werden da nur die Chinesen mit Unverständnis betrachtet?
Das war auch ein Ansatz von mir. Kein "Die müssen ja alle verrückt sein", sondern ein Erklärungsansatz, weshalb so verfahren wird und die Menschen dies auch (häufig) so akzeptieren.
Mir wird schon ganz anders, wenn ich auch nur an die Kameraüberwachung in Großbritannien denke...
Ein viel naheliegenderer Gedanke: Bei uns sind riesige Mengen Überwachungskameras aus chinesischer Produktion installiert. Es gehört zum Standard, dass man diese Kameras mit geringem Aufwand per Smartphone-App aus der Ferne aufrufen kann. Das funktioniert nur, weil diese Kameras ständig "nach Hause telefonieren": Die App lässt sich vom Server des Herstellers mit der Kamera verbinden, die wegen dynamischer IP-Adresse und Haus-Router ("Fritzbox") von außen eigentlich nicht erreichbar ist. Vor einiger Zeit ging durch die Fachpresse, dass Foscam-Kameras selbst das WLAN-Passwort nach China übertragen haben.
Den Rest überlasse ich dem geneigten Leser. ich habe jedenfalls mein Heimnetz segmentiert und lasse verdächtige Geräte nur noch ins Gäste-Netz. Ich habe entsprechende Geräte auch in meine Hausautomatisierung eingebunden: Was zu einem Zeitpunkt nicht unbedingt laufen muss, bekommt die Stromversorgung abgedreht.