Klassisch kaufen oder modern leihen?
Als ich kürzlich einem Freund mit seinem PC half, sah ich zuerst Office 365 installiert, dann die Netflix App auf seinem Rechner, das aktuelle Photoshop, dazu erzählte er noch von seinem Leasing-Auto. Als ich mich umsah, sah ich weder einen DVD-Player, noch Bücher, obwohl er eigentlich totaler Medien-Enthusiast ist. Darauf angesprochen, meinte er sinngemäß, Besitzen sei eigentlich veraltet, Nutzen sei viel wichtiger und was er brauche, würde er halt streamen, mieten oder abonnieren. Spätestens beim nächsten Umzug würde man den Vorteil bemerken. Ist das klassische Kaufen und Besitzen wirklich Vergangenheit?
Mit dem Streaming ist im Bereich der Medien ein Sinneswandel eingetreten. Während man früher häufiger riesige DVD- oder Blu-Ray-Sammlungen hortete, bietet das Internet mit Netflix, Amazon Prime und vielen andere Portalen eine beliebte Alternative. Für einen monatlichen Preis hat man Zugriff auf Millionen Songs, Filme und Serien, oftmals qualitativ hochwertig und exklusiv für ein Portal gedreht. Das gräbt dem Fernsehen und Kino das Wasser ab und auch die Zahlen verkaufter Filme und CDs gehen zurück. Dabei, und das wäre früher undenkbar gewesen, besitzt man nichts von alledem, was man streamt. Macht die Seite dicht, zahlt man keinen Mitgliedsbeitrag mehr oder wird z.B. ein Film aus dem Programm genommen, ist Sendepause. Weil es aber immer munter Nachschub gibt, wird das akzeptiert, lediglich absolute Lieblingsfilme kauft man sich dann doch auf einem Silberling.
Seit dem letzten Jahr ist sogar Porsche mit einem ähnlichem Geschäftsmodell eingestiegen. Unter dem Titel „Porsche Passport“ kann man in den USA für einen üppigen Betrag (je nach Paket 2000 bis 3000 USD) seine Traumwagen fahren. So gibt es z.B. am Montag einen 911 Carrera S, mittwochs steht ein Panamera 4S vor der Tür, während es mit einem Cayenne S E-Hybrid ins Wochenende geht. So kann man gleich mehrere Autos fahren, ohne sie zu besitzen. Ich bin gespannt, ob das Projekt ein Erfolg wird. Wird der Spaß am Fahren den Nutzern wichtiger sein, als das Gefühl, diesen Wagen auch wirklich zu besitzen? Wird man traurig sein, „seinen“ Wagen abzugeben oder sich doch mehr auf den nächsten Boliden freuen?
Adobe gehört zu den ersten Softwarefirmen, die dieses Konzept für ihre Produktpalette komplett umgesetzt haben. Als Marktführer wirbelten sie Ihr Lizenzmodell um, aktuelle Produkte gibt es nur noch als Abo. Man sucht sich ein passendes Paket aus den unterschiedlichen Angeboten heraus und zahlt dafür einen monatlichen Betrag. Traditionalisten wünschen sich das alte Modell (man zahlt einmal und erhält dauerhaft eine Lizenz) zurück, die allgemeine Akzeptanz ist laut Adobe aber „sehr hoch“. Microsoft hatte es etwas schwerer, als sie Office 365 an den Start brachten. Insider munkelten gleich, das habe auch mit der Klientel zu tun, Digital Natives (also jene, die mit digitaler Technik aufgewachsen sind) hätten kein Problem mit Abos, andere Nutzer hingegen schon. Ist es also eine Frage des Alters? Microsoft's Office-Paket ist aktuell mit Monats- oder Jahreslizenz verfügbar, es sind aber noch normale Kauflizenzen für Office 2016 oder Office 2019 zu erwerben. Man traute sich wohl (noch) nicht, ganz auf das Abo-Modell zu setzen.
Ein Bereich, wo das Modell der zeitlich limitierten Lizenzen schon gang und gäbe ist, sind Antivirus-Lösungen. Hier kauft man das Recht auf Aktualisierung der Schadsoftware-Datenbank für ein oder gleich mehrere Jahre. Da diese praktisch täglich aktualisiert wird und beständig neue Versionen vonnöten sind, kauft man den Schutz immer nur für einen bestimmten Zeitraum. Bei unserem Driver Updater ist es ähnlich, hier müssen auch die aktuellsten Treiber von hunderten Anbietern täglich eingepflegt werden, eine „Lizenz auf Lebenszeit“ wäre da schlicht unwirtschaftlich. Das wäre wie ein Auto mit einem Dauerrecht auf kostenlose Reparatur, man müsste dies in den Kaufpreis mit einberechnen – kein schöner Gedanke.
Leider gibt es auch Firmen, die das Prinzip einfach nicht verstehen – oder schlicht ignorieren. Sie verkaufen Monatslizenzen zu exorbitanten Preisen, verstecken automatische Lizenzverlängerungen oder pflegen ihre Programme einfach nicht mehr weiter. Wenn die Kunden dann nach dem ersten Jahr merken, dass eklatante Fehler unverändert bleiben oder z.B. Probleme nach Windows-Updates nicht angegangen werden, steigt der Frust. Ein solches Verhalten schadet der ganzen Branche und unterhöhlt auch das Vertrauen ins das Lizenzmodell. Dass genau diese Firmen vorher auch beim herkömmlichen Kauf ähnlich handelten und die Nutzer links liegen ließen, tritt dann in den Hintergrund.
Viel zu schauen - solange man zahlt
Ein echter Vorteil ist natürlich, dass Miet-Software immer aktuell bleibt. Werden ältere Kauf-Versionen nicht mehr weiter gepflegt, könnten Sie z.B. nach einem größeren Windows-Update nicht mehr funktionieren. Seitdem Microsoft sein Windows 10 öfters gehörig durcheinander wirbelt, tritt dieses Problem immer häufiger auf. Hat man dann viel Geld für ein hochwertiges Programm gezahlt, ist das mehr als ärgerlich. Manchmal beschweren sich auch Kunden, die eine Version (meistens besonders günstig) kauften, wenn ein oder zwei Monate danach das Nachfolgeprogramm herauskommt. Sie haben dann das Gefühl, eine alte Software gekauft zu haben. Bringt man aber jährlich neue Produktversionen heraus, ist dies unvermeidlich, mit einer Zeitlizenz bekäme man hingegen automatisch den Nachfolger. Auch wenn man Programme nicht langfristig benutzt, sondern nur für ein Projekt braucht (z.B. den Rechner alle paar Jahre mal optimiert), fährt man mit einer Zeit-Lizenz günstiger.
Bei vielen Planern gehen die Gedanken schon weiter: Wie wäre eine Art Wohnungs-Flatrate für jene, die viel unterwegs sind? Man zahlt einen gewissen Preis und hätte dafür in einem Land oder weltweit bei Bedarf eine Wohnung. Das klingt futuristisch? Das kann sein, Bedarf bestünde schon heute!
Trotz aller Vorteile werde ich eine gemischte Strategie fahren. Wo es für mich Sinn macht, werde ich streamen, mieten oder Jahreslizenzen kaufen. Wo aber das Herz dran hängt (und das hat wenig mit Computern zu tun), das möchte ich auch besitzen. Ich werde weiterhin Bücher und CDs kaufen, meine Filmsammlung hegen und pflegen, auch mein Auto soll mir gehören und kein kurzfristiger Begleiter sein. Vielleicht werde ich beim nächsten Umzug wieder fluchen, aber was ich dann herumschleppe, ist meins.
Zu welcher Fraktion gehören Sie: Mieter oder Käufer? Oder gar Sammler?
P.S.: Bevor jetzt Fragen kommen: Wir von Ashampoo werden weiterhin die bewährten Kaufversionen für Sie im Angebot haben, bei bestimmten Programmen wie Anti-Virus oder Driver Updater bieten wir Jahreslizenzen, die auf Wunsch automatisch verlängert werden können. V ielleicht bieten wir zukünftig auch gleich beides an, damit Sie einfach die freie Wahl haben!