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Thunderbolt – die (oftmals) unentdeckte Kraft moderner Computer

Sven Krumrey

Stellen Sie sich vor, Ihr PC oder Laptop hätte einen Anschluss voll interessanter Möglichkeiten und jeder Menge Power, aber Sie wüssten einfach nichts davon! So dürfte es momentan vielen Besitzern neuer Geräte gehen. Denn wer einen Rechner kauft, steht meistens vor einem Wust von technischen Begriffen, die man oftmals gar nicht zuordnen kann. Und wer würde sofort aufhorchen, wenn irgendwo zwischen Laufwerksgröße, Arbeitsspeicher, Prozessoren und Grafikkarte der Begriff Thunderbolt auftauchte? Was in der Apple-Welt schon recht verbreitet (um nicht zu sagen Standard) ist, fristet bei vielen Windows-Nutzern ein Nischendasein.

Unauffälliger Anschluss mit mächtigem Speed

Was ist Thunderbolt?

Thunderbolt ist ein von Intel entwickeltes Schnittstellen-Protokoll, das eine schnelle Datenübertragung zwischen Computern, Monitoren, Festplatten, Videokameras und anderen Peripheriegeräten ermöglicht und auch Videosignale übertragen kann. Die aktuellste Version ist Thunderbolt 3, die 2015 vorgestellt wurde und seit 2016 in vielen Rechnern verbaut wird. Sie als Nutzer sehen von alledem nur einen Anschluss an Ihrem Rechner und der ist unauffällig. Genauer: Wie der Anschluss aussieht, stellt bereits ein erstes Problem dar – Sie sehen nämlich keinen Unterschied zu einem USB-C Anschluss! Und sogar, wenn Sie ein normales USB-Kabel anschließen, bemerken Sie nichts, denn Thunderbolt ist vollständig kompatibel zu USB 3.1.

Was kann Thunderbolt?

Stellen Sie sich vor, dass Sie über einen Anschluss ein Video in 4K-Auflösung schauen, schnell Daten verschieben und mit 100 Watt ein Gerät aufladen können – und das alles gleichzeitig. Thunderbolt 3 erreicht Geschwindigkeiten bis zu 40-Gbit/s, was z.B. das Betreiben gleich zweier hochauflösender 4K-Monitore ermöglicht. Theoretisch können sogar bis zu sechs Geräte über einen Port durchgeschleift werden. Thunderbolt erreicht also die vierfache Geschwindigkeit des modernsten USB-Standards (USB 3.1 Gen2 schafft maximal 10 Gb/s) und rund die achtzigfache Geschwindigkeit des alten, aber immer noch verbreiteten USB 2.0-Standards. Bildschirme können über DVI, HDMI, VGA und DisplayPort 1.2 problemlos angesteuert werden und auch zu PCI-Express-Produkten ist Thunderbolt kompatibel – und nun wird es spannend!

Zwei 4K-Monitore an einem Anschluss Zwei 4K-Monitore an einem Anschluss

Volle Grafik-Power am Laptop

Denn Sie kennen vielleicht das Problem vieler Laptops: Prozessor und Speicher sind aller Ehren wert – aber die Grafikkarte ist nur ein kümmerlicher Chip. Leistungsstarke Grafikkarten, die viel Platz und Kühlung benötigen, können nur schwer in einem Laptop verwendet werden. Daher hat man entweder einen Laptop, der grafisch etwas schwach auf der Brust ist oder halt einen Gaming-Laptop, der größer, schwerer und häufig lauter ist. Was liegt also näher, als eine externe Grafikkarte zu nutzen? Das Problem lag bislang darin, dass externe Geräte nie so schnell Daten mit dem Rechner austauschen konnten, wie Hardware die direkt mit dem Motherboard verbunden war. Bei einer potenten Grafikkarte sollten Daten aber möglichst schnell übertragen werden! Mit Thunderbolt 3 und 40-Gbit/s ist dies hingegen durchaus möglich, weshalb sich gerade eine neue Geräteklasse etabliert.

Was sind Grafikkarten-Docks (eGPUs)?

Wenn man sich überlegt, eine externe Grafikkarte zu nutzen, kann man sie natürlich nicht einfach auf den Schreibtisch legen und ein Stromkabel anschließen. Die sog. Grafikkarten-Docks sind Gehäuse mit eigener Stromversorgung, in die Grafikkarten eingebaut werden können. Im Inneren gibt es einen PCI-Express-Slot, wie er auch auf einem Motherboard zu finden ist und wo die Grafikkarte eingeklinkt wird. Da starke Grafikkarten viel Strom verbrauchen, ist auch ein entsprechend dimensioniertes Netzteil vorhanden, über 400 Watt bekommt die Grafikkarte üblicherweise zur Verfügung gestellt. Solche Docks sind meistens schwarze Kisten, die nach einem kleinen Server aussehen. Je nach Modell haben sie noch einen Netzwerkanschluss oder Anschlüsse für 2,5 Zoll-Laufwerke. Die meisten dieser Geräte sind ab 300 € aufwärts zu haben, Grafikkarten natürlich nicht inbegriffen! Die Grafikkarten müssen also noch hinzu gekauft werden, was dieses schöne Upgrade für einen Rechner zu einer teuren Angelegenheit werden lässt. Diese kleinen Ungetüme werden dann über die Thunderbolt- 3-Schnittstelle an den Rechner angeschlossen, womit wir gleich beim nächsten Problem wären.

Der Alleskönner

Das Kabelproblem

Sie merken, die große Stärke von Thunderbolt 3 ist neben der Vielseitigkeit die enorme Geschwindigkeit, die bekommt man aber nur mit passenden Kabeln. Normale USB C-Kabel helfen nicht weiter, spezielle Thunderbolt-Kabel müssen her, um die vollen 40 Gbit/s zu erreichen. Und auch hier muss man vorsichtig sein: Nur bis 50 cm Länge können normale (passive) Kabel mit voller Leistung übertragen. Braucht man mehr Kabellänge, müssen aktive Kabel genutzt werden, die eine Signalverstärkung eingebaut haben und an längeren Steckern zu erkennen sind. Sie haben einen zusätzlichen Chip eingebaut, leisten mehr und kosten natürlich auch mehr. Sie funktionieren auch wunderbar mit allem, was sich Docking Station nennt, also auch externen Grafikkarten, aber leider nicht mit mobilen Datenträgern wie Festplatten. Die werden über aktive Kabel nur mit dem lahmen USB 2.0 angesteuert, da ist Frust vorprogrammiert. Daher für Festplatten besser passive Kabel nutzen, die sind sowieso günstiger.

Fazit

In vielen modernen Rechnern schlummert ein Anschluss mit viel Potential – wenn er denn erkannt wird. In meinen Tests werden die vielzitierten 40 Gbit/s nie erreicht (das sind immer theoretische Werte), dennoch bleibt Thunderbolt 3 unbestritten enorm fix! Leider ist das Zubehör recht teuer. Schon qualitativ gute Kabel gehen ins Geld, Netzwerkkarten, Docks oder Kartenleser kosten auch mehr als vergleichbares USB-Zubehör. Für den Normalnutzer, der nicht mit seinem Laptop spielt, keine großen Datenmengen bewegt und mit der Geschwindigkeit seiner Geräte zufrieden ist, ist Thunderbolt 3 (noch) kein heißer Tipp, die Hardware ist einfach zu teuer. Wer aber z.B. mit seinem Laptop gerne aufwändige Games spielen möchte, zwei 4K-Monitore anschließen oder möglichst schnell Daten übertragen möchte, dem bietet Thunderbolt 3 Leistung pur!

Was mich interessieren würde: Kannten Sie Thunderbolt bereits? Nutzen Sie entsprechende Geräte?

Alle Bilder: © Intel Corporation

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