2010 war ein besonderes Jahr: Google verzichtete freiwillig auf Geld. Nachdem die Zensurbehörden in China immer weiter die Daumenschrauben angedreht hatten, zog der amerikanische Konzern die Konsequenzen. Man überließ den chinesischen Markt den Mitbewerbern, auch Google-Angebote wie Gmail, Google Drive oder der Playstore waren im Reich der Mitte fortan unerwünscht. Das brachte Google viel Respekt ein, das Unternehmen konnte seinen damaligen Slogan „Don´t be evil“ (Sei nicht böse) präsentieren und die Informationsfreiheit loben. Acht Jahre später ist nicht nur der Werbespruch Vergangenheit, auch die Skrupel haben sich verdünnisiert. Vorhang auf für Dragonfly!
2018 ist Google anscheinend wieder auf dem Weg nach China, auch wenn man es offiziell noch nicht bestätigen mag. Zu groß ist die Furcht vor massenhafter Kritik. Dennoch mehren sich aus unterschiedlichsten Quellen (darunter auch mehrere Google-Mitarbeiter) die Zeichen, dass man zuerst im Android-Bereich tätig wird. Unter dem Namen Dragonfly (Libelle) wird eine Suchapp entwickelt, die alle Eigenschaften hat, um von den chinesischen Behörden akzeptiert zu werden. Dabei legt man sich gehörig ins Zeug, extrem schlimme Suchbegriffe wie Menschenrechte, Studentenprotest und Nobelpreis werden z.B. nicht gefunden. Zudem werden Abfragen praktischerweise gleich mit der Telefonnummer verbunden, damit bei Interesse ein Zugriff der Behörden problemlos möglich ist. Zusammen mit einem lokalen Unternehmer als Joint Venture geplant, würde man sich aalglatt in die Parteilinie einfügen. Der Staatsapparat könnte sogar munter Listen schicken, deren Begriffe dann postwendend geblockt werden. Bestimmt auch praktisch anpassbar für jede Art von Diktatur weltweit!
2010 war noch alles ganz anders. Damals soll Google nämlich von den Chinesen gehackt worden sein, genauer: Google und grob 20 assoziierte Firmen. Das Ziel: Man wollte an E-Mail-Konten von Menschenrechtlern und China-kritischen Seiten, doch Google sperrte sich. Da könnte man sich heute bestimmt auch einig werden! Ich kann es ja verstehen. Als so richtig maßlos gieriger Manager kann man wahrscheinlich nicht schlafen, wenn irgendwo andere Geld verdienen. Es tut bestimmt weh, wenn man in den Wirtschaftsnachrichten liest, dass Baidu, Tencent QQ, Weibo und viele andere massig Umsätze haben, die Chinesen mehrheitlich auf den Datenschutz pfeifen und massenhafte Gesichtserkennung gar vom Staat gefördert wird. Was für ein Google-Paradies! Aber so einfach wird es sich nicht gestalten. Die chinesische Cyberspace-Behörde, welche auch für die „Great Firewall of China“ zuständig ist, braucht Google eigentlich nicht mehr. 2010 hatte man keine einheimische Suchmaschine, die ähnlich leistungsstark und komfortabel war, inzwischen bekommen die Chinesen das sehr wohl ohne fremde Hilfe hin. Die einheimischen Such-Anbieter kooperieren zudem lückenlos mit den Behörden, das Geld bleibt im Land – wieso sollte man hier Google ins Boot holen?
Bereit zum Sprung über die Chinesische Mauer
Was der Konzern anbieten wird, um wieder eingelassen zu werden, werden wir wohl nie erfahren. Aber langsam fragt man sich, ob Google mittlerweile alles komplett egal ist. Erst nach einem heftigen internen Streit kam man im Juli zur glorreichen Einsicht, dass die Entwicklung künstlicher Intelligenz für Waffensysteme nicht länger unterstützt werden solle. Vielleicht hatte ja jemand vom Vorstand „Terminator“ geschaut? Danach diskutierte man das Thema Überwachung und will nun nichts entwickeln, das sich außerhalb „international anerkannter Normen" befinde. Genauso werde Google keine KI entwickeln, die gegen internationales Recht und Menschenrechte verstoße. Was für edle Gedanken, da sollte schon ein Friedensnobelpreis drin sein! Vielleicht könnten sie auch einfach ab und zu eine Pressemitteilung rausschicken, in der „Keine Angst, wir sind noch nicht komplett wahnsinnig geworden!“, drin steht. Das würde ähnlich beruhigen.
Mehr gesunder Menschenverstand als in der Chefetage scheint bei Googles Mitarbeitern zu herrschen. Als man über die künstliche Intelligenz von Waffensystemen diskutierte, unterschrieben mehr als 4600 Mitarbeiter eine Petition zum Stopp der Vereinbarung mit dem US-Militär, 13 hatten bereits gekündigt. Auch jetzt beim Projekt Dragonfly herrscht intern Aufruhr, manche Mitarbeiter wechselten in andere Teams, andere meldeten sich bei den Medien. Erfreulich, dass dort noch Menschen mit Gewissen arbeiten! Aber was passiert, wenn Dragonfly nun doch umgesetzt und sogar ein Erfolg wird? Wird es dann auch maßgeschneiderte chinesische Versionen von YouTube und Facebook geben, die bislang in China nicht zugänglich sind? Oder werden z.B. internationale News-Portale so zensiert, bis sie endlich komplett konform mit den jeweiligen Machthabern gehen? Man darf gespannt sein, wann bei Google sämtliche Skrupel ignoriert werden, solange das Geschäftspotential groß genug ist.
Wie sehen Sie es? Wie weit darf man gehen, um an 800 Millionen potentielle Kunden zu gelangen?
hallo herr krumrey,
gut geschrieben, wie immer.
allerdings verwundert es mich, das alle welt an den pranger gestellt wird, wenn diese etwas sperren oder blocken. dabei ist es MIR letzens leider wieder passiert, das ich SNAP10 dringend brauchte, aber dieses erneut (!) den start verweigerte, weil ich manuell den schlüssel eingeben sollte. selbst als ich diesen fand und eingegeben hatte, wollte snap noch immer nicht weil die Internetverbindung bei mir defekt war, und DAS wollte ich protokollieren...ging natürlich nicht....das Programm konnte seinen HERRN (ASHAMPOO) NICHT erreichen....
unter diesen Gesichtspunkten herr krumrey, finde ich auch hiesige programmhersteller so schlimm wie Google oder teilweise noch schlimmer ! dieses gibt mir seitdem zu denken. wie soll man hier im westen den firmen trauen, wenn diese kein stück besser sind ?
grübelnd und enttäuscht....zumal ich es schon einmal hier diskutierte.....
Das klingt nach einem Fall für den Support. :) Bitte melden Sie sich bei support@ashampoo.com, da wird man Ihnen sicher helfen können. Wir blocken nichts und niemanden, hier scheint schlicht die Lizenz des Programms an irgendeiner Stelle zu haken. Dass unsere Programme überhaupt dann und wann unsere Server ansteuern, um die Schlüssel zu überprüfen, haben wir Raubkopierern zu verdanken, die Programme ohne eine solche Prüfung munter im Netz verteilen. Wir haben keinen Vorteil davon, keine zusätzliche Daten (oder was man sich auch immer vorstellen mag), nur zusätzliche Kosten.
Toller Bericht und tolle Kommentare. Ich muss bei diesen Diskussionen immer an das Interview von Heiner Geißler: „Der Kapitalismus ist gescheitert“ vom 16.10.2008 in der WZ denken. Die Aussagen passen zum Teil selbst nach 10 Jahren noch und 2008 waren seine Standpunkte schon 10 Jahre alt. Nur mit den Briten hat er falsch gelegen, aber wer kann schon einen Brexit vorhersagen.
Nehmen wir mal an, es gibt Außerirdische. Diese sind zu Christi Geburt auf der Erde und schauen sich unser Treiben an und kommen 2018 Jahre später zurück. Die können durch nur sagen, "Die spinnen die Menschen, 2018 Jahre nichts gelernt".
Solange wir nicht grundsätzlich umdenken, im Kleinen bei uns selbst und im Großen nicht aufstehen um uns gegen die "Systeme" zu stellen, werden sich die Werte der Gesellschaft nicht verändern.
Gute Beispiele dafür gibt es; Hambacher Forst, Sammelklage gegen VW in Deutschland, ...
Man bemerkt ein tiefes Unwohlsein mit den aktuellen Verhältnissen. Besonders der ungehemmte Lobbyismus fällt bei den von Ihnen genannten Themen immer mehr (und schwer erträglicher) auf. In welche Richtung sich die politische Landschaft verändert, werden wir sehen, ich hoffe nur, wir machen keinen Quatsch. :)
das passt doch. Man macht alles, was Geld bringt, so lange, bis Leute aufstehen und sich aufregen. Wenn aus diesen Leuten dann immer mehr und mehr werden, dann gelobt man Besserung. Seit 2010 hat die Automobilindustrie unsere Regierung an der Nase rumgeführt, dafür noch ordentlich Boni gescheffelt. Nun lachen sie sich wieder tot, denn wir sollen ja unsere Autos umtauschen für eine Prämie, die wir ohnehin bei der Verhandlung über den Kauf bekommen hätten. Unser "altes" Auto hat nur noch Schrottwert. Super … das kurbelt die Verkaufszahlen an. Es wird alles gemacht, wenn es möglich ist. Keine Skrupel, Hauptsache die Kasse klingelt *lol*. Ja … und dann kaufen wir alle einen Hybrid … aber halt stop … der ist ja schädlich für die Erderwärmung, also nach einem Jahr weg damit und wieder Auto umtauschen für eine Prämie. Fragt sich nur, wo wir unsere ganzen alten Autos irgendwann lassen??? und von was wir die neuen Autos bezahlen sollen, selbst mit Smava mit -5% schaffen wir das auf die Dauer nicht, uns ständig ein neues Auto zu kaufen, weil das alte nicht mehr umweltfreundlich ist.
Es ist alles erlaubt und es wird alles gemacht und zwar so lange, bis der Widerstand zu groß wird. Es ist nicht nur Google, es sind alle, die die Möglichkeit haben, einen Haufen Geld zu scheffeln ohne Rücksicht auf Verluste.
Scheuer sagt, wer an seinem alten Auto so hängt … hahaha … die Leute zahlen noch an dem alten Auto ab, geschweige denn gegen ein neues umtauschen. Man bekommt kein neues.
Ich bin mal gespannt, was das noch alles wird. In China dürfen sie nichts sagen und hier sagen sie uns nichts, z.B. wie geht das mit dem geringen CO2 Ausstoß. Welches Auto soll ich kaufen, damit ich nicht wieder eines kaufe, was ich gleich wieder verschrotten muss? Was ist nun schlimmer, dass wir alles sagen dürfen, aber gar nicht genau informiert werden, um was es genau geht??? Alles wird verheimlicht und vermauschelt und möglichst lange unter dem Deckel gehalten.
Hallo Herr Krumrey!
Wieder mal ein interessanter Blog gelungen. Allerdings ist die von "Uncle" or "Dr." Google praktizierte Überwachung sowieso schon (beinahe ewig) da. Google weiß immer wo man ist, wer man ist UND was man schreibt (vielleicht sogar was man sagt). Egal ob diverse Schieberchen auf OFF oder ON stehen. Sobald ein Gerät, auf dem nur irgendetwas von Google installiert ist, ist man "online". Und jede Wette, es werden Daten weitergegeben. Allerdings mit der Staatszensur lehnen die sich schon sehr weit aus dem Fenster. So ein Schuss kann gewaltig nach hinten losgehen. Vor Allem in China. Anstelle Googles würde ich die Finger davon lassen. Aber wie Sie so schön schrieben: Geld verdienen -(oder besser ausgedrückt nehmen oder bekommen - wie in höchsten Ebenen üblich-)- ist eben das Einzige woran die Oberen denken können. (Ironie...)Wozu braucht's einen sozialen oder menschlichen Faktor, wenn das eigene Säckel prall und fett ist? Man kann sich ja dann sowieso alles kaufen...(Ironie wieder off...) Nun, wenigstens haben doch noch einige Charaktere oder Akteure von Google noch so viel Charakter, dass ihnen nicht alles egal ist. Respekt. Hoffentlich gibt's keine Katastrophe hier in Europa damit. Auch wenn so mancher Politiker sicher schon ganz scharf auf die Zensursoftware ist. Denn ein sehendes, selbstständig denkendes Volk ist gefährlich......zumindest bei den Wahlen...
Google weiß in der Tat sehr viel über uns. Das ist ja meine Motivation, immer wieder Alternativen zum Branchenriesen aufzuzeigen, wie bei meinem Blog über Suchmaschinen, die die Privatsphäre achten. Wir haben zum Glück die Wahl, was wir nutzen wollen, am *bequemsten* sind natürlich immer Google, Microsoft, Facebook, Amazon und Co. :)
Ja das mit dem Gewissen und dessen Freiheit ist so eine Sache. Sobald Geld im Spiel ist ist es mit den Prinzipien nicht mehr weit her. Alle hier in den Kommentaren predigen die Meinungsfreiheit. Wenn jemand aber nicht in die eigene Sicht der Dinge passt, dann darf man sich ruhig über Andersdenkende, z.B. Kreationisten, lustig machen. Denn man gehört ja als Evolutionsgläubiger der Mehrheit an. Wie es aussieht müssen wir alle noch viel im Umgang miteinander lernen.
Ich nehme mir die Freiheit, über gewisse Ansichten zu schmunzeln. Den Herren beleidigt oder sonstwie unhöflich behandelt habe ich natürlich nicht. :)
In der Vertrauenskrise stecken wir schon bis zum Hals - komfortabel globalisiert. Es wird nicht einfach, das zerschlagene Porzellan wieder zu kitten - unmöglich ist es aber m.E. nicht.
Oft bin ich ausgelacht worden, wenn ich mich zu einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und zum Rechtsstaat bekannt habe. Was die Humoristen übersehen haben: Ich meinte da nicht das Deutschland im Jahr 2018, sondern die Visionen der Gründerväter der sozialen Marktwirtschaft. Warum?
Wie weit geht unsere Freiheit heute, wenn massenweise Rechtsvorschriften dem rechtsstaatlichen Grundsatz der Unschuldsvermutung widersprechen? Generalverdacht gegen alles und jeden? Nein, danke!
Wie demokratisch geht es hier zu, wenn es reicht, eine Person des öffentlichen Lebens im Web irgendeiner Sauerei zu beschuldigen, um einen politischen Gegner auszuschalten? Welche Wahl wird von niemanden öffentlich angezweifelt?
Unbequeme Fragen, denen wir uns stellen müssen - der Zukunft unserer Kinder zuliebe. Bloß bitte keine Panik - ein paar Leichen hat doch jeder Mächtige im Keller. Und das ewige Problem "Arm gegen Reich" lässt sich definitiv nicht gewaltsam lösen - nicht hier und nicht anderswo.
Genug gemeckert - wir haben auch so viele Chancen wie nie zuvor! Darum habe ich mir angewöhnt, jedem Gesprächspartner einen Vertrauensvorschuss zu geben und sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Was wir m.E. gut gebrauchen können, sind mitreißende Visionen einer besseren Zukunft - kluge Köpfe gibt es schließlich massenhaft auf unserer blauen Kugel.
Herzliche Grüße aus dem multimedialen Schlaraffenland!
So weit wie die Autofirmen in Deutschland, wie man sieht, ist im Bereich des Wirtschaftswachstums alles erlaubt.
Selbst die Justiz winkt korrupt durch, obwohl eindeutige Gesetze existieren an die Justiz und andere gebunden sind, laut Grundgesetz!
Aber in Deutschland hat die Wirtschaftsdiktatur das sagen, die Politiker, via Lobbyisten wie Marionetten nach Belieben steuern.
Man siehe welch Politiker auf der Gehaltsliste von RWE stehen zum Beispiel und das als Politiker aus NRW, wo gerade mal ein Wald im Weg ist und man die Gier nicht befriedigen kann!
Wir sind erst am Anfang, was noch kommt um dieses längst an die Wand gefahrene Kapitalistische System aufrecht zu halten, mag sich kaum einer ausmallen!
90% unserer Probleme Weltweit basieren auf sinnlosem, angelegtem Geld, für das seine Besitzer, die dieses Geld längst nicht mehr ausgeben können, Gewinne erwarten, die sie auch nicht ausgeben können.
Suasanne Klatten, bekam von BMW 2016, trotz oder gerade wegen des Abgasskandal, 500 Mio. € auf ihr Bankkonto angewiesen, ihr Bruder in etwas dasselbe!
Achso, und falls jemand jetzt sagt, aber China und Europa sind doch nicht vergleichbar...
Das ist richtig; die Sicherheitsmodelle sind sehr unterschiedlich. Die europ. Regierungen haben das Watte-Konzept: Du schlägst verbal um dich, und deine Schläge werden wie in Watte aufgefangen, sozusagen weggefiltert. Niemand hört dich schreien, du bist wie in einer Gummizelle. Niemand verbietet dir deswegen auch das schreien, denn niemand kann dich hören.
Bei einem Milliardenvolk wie in China muss das anders laufen: Der Funke zur Revolution darf gar nicht erst entstehen. Deswegen wirst du offensiv eingeschüchtert verbal um dich zu schlagen bevor du das tust. Überwachung ist dort nicht geheim, sondern offen, du sollst wissen, das sie alles über dich wissen. Aber keine Panik wird in Brüssel auch noch eingeführt, als 2. Schritt sozusagen!
Die großen Internetkonzerne haben einfach nur verstanden, dass sie auf einem Markt nur ihr Business betreiben dürfen, wenn sie sich an die hiesigen Regeln halten. Bevor WikiLeaks hat keine Regierung außerhalb ihrer Heimatbasis USA ihnen unanständige Anträge gemacht. Alle dachten die Jungfrau ist unbefleckt. Durch WikiLeaks kam die Wahrheit ans Licht, die Jungfrau ist in Wirklichkeit keine , sondern nur eine 50 Dollar Hure. Seit diesem Zeitpunkt müssen die Konzerne für jeden Dollar ihre Beine breit machen, ob das in China oder Europa ist, da gibt es keine Unterschiede. Der Ruf ist halt ruiniert für alle Zeit und das mit Recht.
Google muss gar nichts, so schlecht laufen deren Geschäfte nicht. :) Aber es stimmt schon, die weiße Weste ist nicht mehr da.
Die Quintessenz der vorherrschenden US-Amerikanischen "Religion" lässt sich in einem Wort zusammenfassen: Geld
Das kommt letztlich aus der Calvinistischen Überzeugung, dass ein gottgefälliges Leben eines der Arbeit ist. Viele Amerikaner sind der Überzeugung, dass ein gottgefälliges Leben in der Gegenwart belohnt wird: Wer viel Geld hat, ist ein gottgefälliger Mensch.
Das ist sicher auch ein Grund, warum viele Amerikaner Arme verachten - aus der Umkehrung von oben. Selbst viele Arme sehen die Ursache ihrer Armut in diesem Licht, was sie erst recht in die Arme der seltsamsten Sekten treibt.
Das ist für einen aufgeklärten Europäer schlicht absurd. Aber das ist so bei ziemlich vielem, was in den USA unter religiösen Deckmäntelchen existiert. Man denke nur an die Kreationisten, die ernsthaft glauben, dass die Welt vor gut 6000 Jahren geschaffen wurde. Das ist mittlerweile, vor allem im Süden, offizieller Lehrstoff in vielen Schulen. Kein Witz!
Wer die USA verstehen will, muss sich mit ihrer Gründungsgeschichte und deren Ursachen auseinandersetzen. Die USA sind eine Folge des Europäischen Absolutismus. Nur ist der Europäische Absolutismus schon lange vorbei.
Ich hatte mal die Möglichkeit, mich mit einem Kreationisten zu unterhalten, seitdem wundert mich nichts mehr. :) Interessant fand ich, dass die C-14-Methode zur Altersbestimmung dort akzeptiert wurde, wo sie ins Weltbild passte, in anderen Bereichen aber strikt abgelehnt wurde. Ich habe die Diskussion dann auch beendet, es fehlten gemeinsame Ausgangspunkte, um konstruktiv miteinander reden zu können.