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Das Ende von Windows 7

Sven Krumrey

Manchmal scheint es wie ein Fluch, wenn ein Produkt besonders erfolgreich ist. Microsoft scheint verdammt, dem Erfolg des beliebtesten Windows aller Zeiten hinterher zu laufen. Noch im November war Win 7 weltweit an der Spitze, erst im Weihnachtsgeschäft konnte Windows 10 den Senior knapp überholen. So sehr Microsoft auch lockte, drückte und drohte, viele Win 7-Nutzer wollten lange nicht zum Nachfolger wechseln. Am 14. Januar 2020 endet nun der Support für Windows 7, das Datum steht seit Jahren fest und rückt unerbittlich näher. Was heißt dies genau? Ab diesem Datum wird Microsoft keine Sicherheits-Updates mehr für den Privatkunden veröffentlichen, gefundene Sicherheitslecks bleiben unverändert im System. Und viele Millionen Anhänger von Windows 7 haben nun genau ein Jahr, um sich Gedanken zu machen. Daher ein paar Fragen und Antworten für Sie!

Das Ende naht

Bekommt niemand mehr Updates?

Microsoft weiß, dass viele Unternehmen und Behörden nicht einfach auf Windows 10 wechseln können. Besonders bei spezieller Hard- und Software ist ein Wechsel zum Nachfolger nur schwer möglich, oftmals müssen Programme neu geschrieben und kompatible Geräte gekauft werden. Aus diesem Grund (und weil sie leidenschaftlich gerne Geld verdienen!) bietet Microsoft noch bis 2023 Sicherheitsupdates für Volumenbesitzer von Professional- und Enterprise-Versionen an, der private Nutzer geht leer aus. Wobei das Angebot erfahrungsgemäß sehr hochpreisig ausfallen dürfte, es wird dabei pro Maschine und Jahr abgerechnet und jedes Jahr teurer. Auch diese Premium-Kunden will man letztendlich zum Upgrade treiben.

Wie kommt Microsoft überhaupt dazu?

Windows 10 ist das erste Windows, das kein allgemeines Ablaufdatum hat. Schon immer hat Microsoft seine Programme auslaufen lassen, nur hat es meistens niemanden interessiert. Als Windows 3.11 auslief, war längst Windows 95 auf dem Markt, das die meisten Nutzer wesentlich besser fanden. Windows 98 und Vista hatten auch bessere Nachfolger, nur bei XP gab es einen (gedämpften) Aufschrei. Was es so problematisch macht: Windows 7 ist einfach zu beliebt, schnell und optisch ansprechend, alle relevanten Programme laufen darauf und der Mehrwert beim Wechsel zu Windows 10 wird nicht gesehen. Im Gegenteil, die Update-Politik mit ihren konstanten Änderungen und das geschwätzige Versenden von Telemetriedaten schreckt viele ab. Das ändert aber nichts: Generell gibt Microsoft seinen Betriebssystemen 10 Jahre Zeit. 5 Jahre werden Fehler ausgebessert und Sicherheitsupdates erstellt, die letzten 5 Jahre beschränkt man sich auf die reine Sicherheit. Windows 7 wurde 2009 veröffentlich, da liegt das Ende 2020 voll im Zeitplan. Dass man so massiv Entwicklungskosten einsparen und Millionen Nutzer zum Wechsel bewegen will, versteht sich von selbst.

Wie gefährlich wird es?

Um es klar zu sagen: Ungefährlich bleibt es nur offline. Sobald der Rechner eine Internetverbindung hat, wird es kritisch. Und da helfen auch AV-Software oder das „Sicherheitszentrum zwischen den Ohren“ nicht wirklich. Ironischerweise helfen Microsoft den Hackern sogar, wenn sie ab 2020 Sicherheitsupdates für Windows 8.1 oder 10 veröffentlichen. Denn auch wenn sich Windows 7 in diversen Teilen von seinen Nachfolgern unterscheidet, gibt es immer noch große, recht baugleiche Bereiche. Fixen Microsoft dann eine Lücke in Windows 8.1 oder 10, wird jeder Hacker gleich schauen, ob sie in Windows 7 noch enthalten ist. Man könnte in dem Zusammenhang ja meinen, dass in so einem alten System kaum noch Sicherheitslecks seien – leider falsch gedacht. Mehr als 1000 Fehler dieser Art wurden seit dem Erscheinen in Windows 7 gefunden, davon ganze 229 im Jahr 2017, über 140 Lücken Anno 2018. Sicher kann man bei weiterer Nutzung ungeschoren davon kommen, Experten halten eine weitere Nutzung jedoch für „grob fahrlässig“, zumal viele Hersteller von Antivirus-Programmen den Support von Windows 7 ebenfalls einstellen werden.

Das Upgrade auf Windows 10 - wenn man es denn will Das Upgrade auf Windows 10 - wenn man es denn will

Und nun?

Den Windows 7-Fans bleibt die Wahl, ob sie ihrem geliebten Betriebssystem trotz aller Gefahren treu sein wollen oder doch zu Windows 10 wechseln. Das ist offiziell nicht mehr gratis möglich, soll aber über den Windows 10-Update-Assistenten bislang noch funktionieren, den man leicht im Internet findet. Auch bei einer Neuinstallation (z.B. über das Media Creation Tool) funktionierten bei einem kleinen Test meine Windows 7 und Windows 8 Schlüssel ohne Probleme. Wer nicht zu Windows 10 wechseln will, muss notgedrungen Neues ausprobieren. Ob man in Richtung Mac geht oder einer der vielen Linux-Distributionen testen mag, muss man selbst entscheiden. Ich prophezeie, dass sich ein Großteil sich doch Richtung Windows 10 orientieren wird.

Ist denn Windows 10 wirklich „so schlimm“?

Achtung, es wird subjektiv! Das kann man anders sehen, ich sage aber: Nein, für die meisten nicht. Es braucht keinen schnelleren Computer als für Windows 7 (4 GB RAM und ein Prozessor, der nicht aus dem Museum kommt, reichen aus) und die Umstellung von Windows 7 ist kein Hexenwerk. Ja, das System funkt zu viel nach Hause, aber mit ein paar Änderungen der Einstellungen (2 Minuten Googeln hilft weiter) kann man dies auf ein halbwegs erträgliches Maß einschränken. Dennoch klar: Der Datenschutz macht niemanden glücklich. Kompatibilitätsprobleme zu älterer Software halten sich in Grenzen, der Kachelwahn von Windows 8 wurde etwas verringert und größere Fehler wie Bluescreens sind eher selten. Ganz klar, es ist immer leicht, auf Windows 10 zu schimpfen, zumal das Betriebssystem auch wirklich Angriffspunkte bietet, dennoch werden die meisten Umsteiger durchaus zufrieden damit sein. Und nebenbei: Welches Betriebssystem war je perfekt?

Was mich interessieren würde: Werden Sie auf Windows 10 umsteigen? Oder falls Sie schon Windows 10 nutzen, welche Tipps haben Sie für Umsteiger?

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