Wenn Manager ins Plaudern geraten, erfährt man immer mal wieder Interessantes. Isaac Reynolds ist als Produktmanager bei Google der „Chef der Fotos“ und philosophierte über Gegenwart und Zukunft der digitalen Fotografie. Und während ich dachte, es ginge darum, noch die tiefste Nacht adäquat abzubilden oder das digitale Rauschen zu minimieren, gingen seine Gedanken in eine ganz andere Richtung. Die Abbildung der Realität werde nicht mehr die größte Priorität haben. Man möchte die Bilder so gestalten, wie es die Kunden erwarten – nicht, wie es Kameras mit all ihren technischen Einschränkungen erlauben. Mit einem Wandel von der Bildverarbeitung zur Bilderzeugung werde die akkurate Wiedergabe des Moments eher nebensächlich – doch ist das wirklich richtig so?
Öffnet man heute ein Handy, um ein Selfie zu machen, erblickt man oft eine seltsam weiche Version seiner selbst auf dem Display, die Schönheitsfilter sind standardmäßig an. Die Himmel sind blauer, die Blumen bunter. Bereits das ist ein Entgegenkommen der Hersteller, die ihre Kunden begeistern wollen. Sie wollen bei Tests gut abschneiden, wo „strahlende Farben“ oft bessere Ergebnisse bekommen und bei Vergleichen nicht durch langweiligen Realismus enttäuschen. Sämtliche großen Produzenten bieten noch umfangreiche Nachbearbeitungsmöglichkeiten gleich auf dem Handy, um zum Strahlen zu bringen, was nicht festgehalten wurde oder schlicht nicht strahlte. Das kann jeder, dauert nicht lange und verändert die Standards und Erwartungen an ein Bild. Wer sich fragt, wie wichtig Handys denn im Fotobereich sein mögen: Im Jahr 2023 wurden etwa 92,5% aller Fotos mit Smartphones aufgenommen, Tendenz steigend. Und diese Fotos sehen heute anders aus als vor 5 Jahren.
Es gibt da ein wunderbares Beispiel bei Facebook. Eine Gruppe zeigt die schönen Seiten meiner Heimatstadt und postet dabei immer neue Variationen des Strandes. Bilder mit besonderer Lichtstimmung und beeindruckender Atmosphäre treffen auf große Begeisterung und bekommen viele Likes. Das Problem daran: Es ist alles nicht echt. Ich bin praktisch an diesem Strand aufgewachsen und kenne ihn zu jeder Jahres-, Tages- und Nachtzeit. Der Sonnenuntergang ist nie dermaßen farbig, das Meer schimmert nie so hypnotisch, das von Wind und Salzwasser gepeinigte Gras ist nicht so grün wie auf den Bildern. Man sieht also nicht den besten Fotografen, sondern eher eine Leistungsschau der Bildbearbeitung. Echte Bilder, die einen schönen Moment realistisch einfangen, wirken dagegen eher langweilig!
Zu viele Effekte, doch Klicks und Likes stimmen
Was mit Effekten beginnt, setzt sich bei Porträts und Gruppenfotos fort. Als in einer lokalen Tageszeitung das Bild einer mir persönlich bekannten Personengruppe erschien, war ich sehr dankbar über die Namensnennung in der Unterschrift. Das privat eingereichte Bild hatte die Damen Mitte 60 mittels Filter um knappe 15 Jahre verjüngt. Eine sehr nette ältere Dame, die in der Realität eher Miss Marple (gespielt von Margaret Rutherford) ähnelt, erkannte ich hingegen gar nicht. Auch ich werde gerne gebeten, auf Familienfotos Hand anzulegen, „damit die Leute gut aussehen“. Klar will man sich bei der Goldenen Hochzeit nicht mit Pickeln verewigt sehen und die Familie sollte trotz Sommerhitze nicht wie ein Backschinken glänzen, doch setze ich hier immer Grenzen. Man sollte sich erinnern, wie es war – nicht, wie es Hollywood gedreht hätte.
Mit der Verbreitung von KI-gestützter Bildbearbeitung wird nun für alle verfügbar, wofür man früher noch Photoshop-Experte sein und erheblich Zeit aufwenden musste. Mit ein paar Klicks verschwinden Falten, wird der Himmel strahlend blau und störende Touristen verschwinden aus dem Panorama. Klar sieht das alles irgendwie besser aus, aber es ist halt nicht wahr. Und je ferner ein Ereignis ist, desto mehr sind wir auf Fotos angewiesen. Unsere Erinnerung wäre dann aber verfälscht, wenn man alles auf perfekt stellt und die Bilder entsprechend verändert würden. Mit dem Foto verändert sich unsere Erinnerung. Hat ein Onkel z.B. sehr tiefliegende Augen, so ist es ein Teil von ihm, den man kennt, sollte man sie per Automatik schnell beseitigen? All das Unperfekte wäre fort und damit viel Charakter und kleine Details, die unseren Erinnerungen Leben einhauchen.
Ein Zeugnis seiner Zeit
Aktuelle Handys bereiten schon jetzt viele Fotos perfekt für Social Media wie Instagram vor – auch dort ist man an der Realität nicht interessiert. Ist man auf Santorini, müssen die Wände halt perfektes Weiß haben, Wasser und Himmel in so tiefem Blau sein, dass selbst das trübste Handy es im Nachtmodus wiedergibt! Macht man sein Geld damit, selbst auf einer Müllhalde dekorativ auszusehen, mag das ja noch Sinn ergeben, aber was ist mit uns Normalsterblichen? Müssen wir uns wirklich bei jedem Foto fragen, was daran noch echt ist? Einzig die Kunden werden entscheiden, welchen Weg die Hersteller hier gehen. Ich jedenfalls habe von unzähligen Fotos, die ich in Barcelona gemacht habe, einen klaren Favoriten. Vor der mächtigen Kirche „Sagrada Familia“ steht ein kleiner Esel, neben ihm ein kleiner Junge und sie mögen sich anscheinend sehr. Wie sie da vor diesem imposanten Bauwerk stehen, klein, beide etwas zottelig und im Schatten, sind sie einfach perfekt unperfekt.
Was mich interessieren würde: Bearbeiten Sie Ihre Bilder noch nach, auch wenn es dann vielleicht hübscher aussieht, als es wirklich war?
Das Thema spricht mir aus der Seele - danke fürs Ansprechen. Meine Fotos werden auch nicht bearbeitet der Authentizität wegen mit wenigen Ausnahmen: Fotos für den Ebay-Verkauf werden aufgehübscht, für Postkarten wird mal der Horizont begradigt (weil ich mal wieder die Kamera/das Handy nicht gerade gehalten habe) und manchmal verfremde ich Fotos - dann aber so stark, dass jeder gleich erkennt, dass es das in der Realität so nicht gibt.
Tolles Thema...und immer Diskussionen mit meiner Frau. Ich fotografiere nur mit meiner Canon EOS 250D oder Lumix DMC-S27. Fotos werden von mir ganz vorsichtig nachbearbeitet, wenn ich auch gern das blau im Meer etwas strahlender mache und das Grün am Deich etwas grüner. (Diskussion) Das Foto sollte aber schon die Stimmung wiedergeben. Das Originalfoto bleibt immer unbearbeitet auf dem Rechner. Spaß macht es mir aber immer, ein Foto zu einem gänzlich anderen Bild zu machen. (Meine Frau verdreht dann immer die Augen) Dann ist das Original für mich nur die Ausgangsbasis. Man muss eben das Ziel vor Augen haben: Foto für den Rahmen, Diashow, Webseite, Werbung oder die eigene Kreativität austoben. Einfach Spaß haben an Farben und anderen heutigen Möglichkeiten. Früher in meiner Dunkelkammer hatte ich diesen Spaß nicht. KI kommt mir aber auch nicht ins Programm.
Hallo Herr Krumrey,
Ich blicke mit Wehmut auf die Zeit zurück, in der ich noch eine Dunkelkammer mein Eigentum nennen konnte. Bei der Entwicklung unzähliger Negativfilme im Format 24 x 36 [mm] war ich immer wieder gespannt, wie meine Aufnahmen auf Fotopapier ausfallen würden. War ein perfektes Bild dabei, konnte ich es auf 40 x 70 [cm] aufziehen.
Für ein gelungenes Foto hatte ich meist nur einen Versuch; einen Winder konnte ich mir nicht leisten. Dafür hatte ich Zeiss-Objektive. Ein „normales“ mit 50iger Brennweite und eines mit 135 mm Brennweite.
Die Belichtung erfolgte durch das Objektiv, Verschlusszeiten konnte ich händisch vorwählen. Ich hatte einen kleinen Lichtmesser an dem ich ablesen konnte, in welcher Bandbreite ich zwischen Verschlusszeit und Blende wählen konnte. Und das wiederum ergab eine scharfe oder eine verschwommene Schärfentiefe.
Das alles zusammen ergab einen Mehrwert, wenn das Foto dann eingerahmt seinem Bestimmungsort im Elternhaus oder bei Freunden zugeführt wurde. Und es hatte etwas mit „Können“ in der Kunst zu tun.
Bei Gruppenfotos ergab sich, dass die Anzahl der Personen mit Faktor 2-3 multipliziert werden musste, damit ein Foto dabei war, wo alle lächelnd in die Kamera schauen.
Was davon heute übrig ist, ist der Multiplikator für Gruppenfotos. Tja, der Wandel der Zeit.
Auch ich habe mich mit meinen Aufnahmen der Zeit angepasst; ich genieße hierbei jedoch meine große Erfahrung für „den richtigen Blick“ um ein Foto uu machen.
In den seltensten Fällen greife ich auf eine digitale Nachbearbeitung zu. Und wenn ich es mache, begleitet mich stets das Gefühl, dem Wert meiner Arbeit ein Stück wegzunehmen. Und wenn ich es nachbearbeite, ist es fast nur um dies ein wenig aufzuhellen.
Selten treffe ich Nostalgiker die mit einer Kleinbildkamera auf der Pirsch nach einem Schnappschuss sind. Wenn, dann verabschieden wir uns nach einem kleinen Plausch; jeder in sich versunken mit den Gedanken an eine schöne alte Zeit.
Bis zum nächsten Klick,
Ihre Leser Felix Magnus König
PS „Je älter ein Foto von mir selbst ist, desto jünger sehe ich darauf aus.“ - Geht Ihnen das auch so?
Lieber Herr Krumrey,
was bin ich froh, dass ich kein Sofa habe.... Aber KI und menschliches Gehirn sind (zum Glück) zwei unterschiedliche Dinge, auch wenn sie von Menschen entwickelt wurde und stetig weiter perfectioniert werden wird. Ich gebe zu, dass ich meine Aufnahmen fast immer bearbeite. ich bin kein perfekter Fotograf, das merke ich oft genug, wenn ich die Bilddateien dann am Monitor betrachte. Je weniger Zeit für die Aufnahme zur Verfügung steht, desto mehr Fehler mache ich. Da bin ich über die Korrekturmöglichkeiten einer guten Software auch sehr dankbar. Aber trotzdem sollen meine Bilder natürlich wirken.
Was die KI macht ist ja eigentlich gar nicht so neu - es gab schon viel früher die "Postkartenmotive". Die dienten auch dazu, den Zuhausegebliebenen eine lange Nase zu machen. Wer gibt schon gerne zu, dass stattdessen meistens graue Regenwolken die Oberhand behielten.
Wer seine "Phantasiemotive" präsentieren will, soll das von mir aus gerne tun, manche brauchen das einfach (vielleicht auch um sich selbst etwas vorzumachen).
Was ich von solchen Personen halte behalte ich lieber für mich, ich möchte ja auch niemanden aus seiner Traumwelt aufwecken.
Herzliche Grüße an alle, die noch die Realität festhalten wollen.
Ich bearbeite Fotos nur technisch nach, also Belichtungskorrektur, Rauschunterdrückung, Nachschärfen, Ausschnitt anpassen.
Manchmal, wenn die Farben auf Grund mangelnden Lichtes zu flau sind, werden sie aufgepeppt - aber immer an der Realität orientiert.
Bei Portraits oder Erinnerungsphotos wird auch schon 'mal ein Pickel entfernt, aber alles im Rahmen , was man mit "normalem" schminken auch hinbekommen hätte.
Und zur Steigerung des Kontrastumfanges kommt manchmal HDR zum Einsatz - aber die Ergebnisse sehen manchmal unecht aus, dann werden sie verworfen.
Mit dem Nachbearbeiten ist das so eine Sache, egal, mit welchen Mitteln. Die Authentizität des Originalbildes ist damit de facto weg.
Akzeptabel ist, mit der Belichtung etwas nachzusetzen, falls erforderlich. Aber damit gerät sofort die Farbe des Bildes in den Fokus. Damit zieht das Eine das Andere nach sich. Fairness halber muss man aber auch anmerken, dass auch bei manueller Einstellung mit Blende und Belichtung das Anhübschen des Bildes schon beginnt. Mich stört dabei nicht, wenn das Ergebnis eine deutliche Verbesserung der fehlenden guten Handwerklichkeit des Photos nach sich zieht. Aber wie alles heute wird derbe übertrieben und am Ende kommt viel zu oft Murks dabei raus.
Digital mache ich zeitgleich neben einer Jpeg Datei immer auch automatisch eine RAW Datei mit. Speicherplatz ist heute so billig geworden, dass es kostenseitig keine Rolle mehr spielt. Damit behalte ich das Ur-Bild im Archiv, unabhängig wie das Jpeg Foto aussieht. Ich differenziere dabei ganz bewusst eine handwerklich gut gemachte Aufnahme als Photo und die abgeschrubbten Handyaufnahmen als Foto.
Parteien reden sich die Realität schön und Fotografierende bearbeiten sich schlechte Aufnahmen schön. Wenn ich als Photograph schon nicht fähig bin, mein Motiv im adäquaten und vorteilhaften Rahmen abzulichten, brauche ich mir über Motivdarstellung, Bildausschnitt und Belichtung bei Handyknipsern darüber gar keinen Kopf zu machen. Das maximal gute Ergebnis entsteht dann ungeachtet anderer Abstriche erst, nachdem eine KI mein Bild zerkaut und neu ausgespuckt hat. Dafür photographiere ich nicht!
Gerade mit Blick auf die (A)sozialen Medien und ihrer zuweilen sehr reduziert kommunizierenden Klientel, sehen die KI Bilder aber wahrscheinlich immer noch besser aus, als das, was die Person am Auslöser abzulichten in der Lage wäre.
Aber wem das gefällt, meinen Segen haben sie.
Die 3. Kategorie ist der Schnappschuss. Hier lasse ich das Aufhübschen zu, auch wenn dadurch zuweilen der Effekt der Spontanität dahin ist. Aber wie immer bei Bildern liegt letztlich die Schönheit im Auge des Betrachters.
Bearbeiten Sie Ihre Bilder noch nach…?
Klares Ja, aber nicht alle!
Für mich als Amateurfotograf, der zu DDR-Zeiten sich – neben Colordia- mit Schwarz-Weiß-Fotografie und Dunkelkammerarbeit befasst hat, galt ein Grundsatz aus der Fachliteratur: „Das halbe Bild entsteht beim Auslösen, die andere Hälfte in der Dunkelkammer.“
Heute ersetzt diverse Bildbearbeitungssoftware die Dunkelkammer. Das ist ein Segen.
Auch wenn es wenige Profis gibt, die noch analog fotografieren.
Mindestens Bildzuschnitt muss sein. Wer hat denn schon den perfekten Ausschnitt beim Auslösen im Kasten? Und weitere, notwendig erscheinende Bearbeitung liegt ja im Auge des Fotografen und unterliegt auch dem Verwendungszweck des Bildes.
Man sollte vielleicht beherzigen: „Weniger ist mehr“, oder besser gesagt „So viel wie nötig und so wenig wie möglich“.
Zugegeben, die heutigen Smartphones leisten schon recht viel und liefern beeindruckende Bildergebnisse (von Schnickschnack mal abgesehen) auf den ersten Blick…auf den kleinen „Telefon-Bildschirmen“.
An einem „richtigen“ Monitor betrachtet und etwas hinein gezoomt offenbaren sich die Schwächen, die keinem echten Vergleich zu „richtigen“ Fotokameras standhalten.
Selbst in den digitalen Spiegelreflexkameras wird das Foto (JPG) bereits „bearbeitet“ auf der Speicherkarte abgelegt, abgesehen davon, wenn ich im RAW-Format abspeichere.
Mein Fazit:
Bildbearbeitung ist legitim und dort angebracht, wo sie die Bildaussage unterstützt.
Zu zeigen, was meine Kamera/Software alles kann, ist weniger etwas für Leute, die mehr als nur Knipsen und posten wollen.
Bei digitalisierten Dias ist manchmal etwas Nachbesserung wichtig, vor allem, wenn die Qualität durch die Alterung gelitten hat, oder wenn ich eine stärkere Vergrößerung haben möchte. Ansonsten bleibt alles wie es ist.
Meine Bilder, mit Cellphone oder DSLR werden grundsätzlich nicht nachbearbeitet. Vor Jahren hab ich mal probiert ein zu dunkel geratenes Bild aufzuhellen, es war für die Tonne. Eine andere Aufnahme hab ich versucht aufzuhübschen, so wie es vom Hersteller beworben wurde. Das Ergebnis konnte sich auf dem ersten Blick sehen lassen. ABER, alle Farben waren zu sehr überbetont, unnatürlich, zu grell. Es hat schon weh getan wenn ich das bearbeitet Bild neben das Originale gestellt habe.
Also so was brauch ich nicht, ich lass meine Ausnahmen so wie sie rauskommen und bis jetzt haben sie jedem gefallen.
moin,
leider sind ja die guten alten DIA Filme so sündhaft überteuert. Es gab Zeiten, da habe ich mit Hilfe allen möglichen Objektiven und Schraub-Filtern so manch interessantes Foto geschossen, die Originale wurden jedoch nie verändert, auch nicht später nach dem Digitalisieren. Dazu kam es erst mit den Digital Kameras oder handy. Dbzgl. auch div. ashampoo Programme getestet, unteranderem Euren Foto Commander; benötige zwar nicht alle Filter, jedoch die "Rauschen entfernen" Funktion finde ich recht nützlich bei den Fotos, wo die Lichtverhältnisse nicht allzu gut waren.
Im Großen und Ganzen werden nach Bedarf nur Helligkeit und Kontrast geändert, vielleicht auch mal der Bildausschnitt selbst.
Ansonsten Original- Schnappschüsse, that´s life *gfg*
Ich denke, das ist auch die bessere Art, Erinnerungen zu bewahren. Ich kenne einen Polizisten, der mir berichtete, bei vielen Vermisstenfällen gäbe es schlicht keine Fotos ohne Filter oder Eltern / Verwandte gäben die am liebsten raus, weil sie am besten aussähen...
Hallo Sven,
dank deinem Artikel, weiß ich jetzt auch warum ich manche Dinge nach dem fotografieren mit dem Smartphone, nicht mehr erkennen kann. Ich hatte mir erst letztes Jahr, mein erstes Smartphone gekauft (da mir vorher ein normales Handy ausreichte). Es ist nichts besonderes (Motorola G13), für mich aber völlig ausreichend.
Wenn ich als mal ein Blumentöpfen oder Gesteck auf das Urnengrab meiner Eltern lege, so mache ich meist immer ein Foto davon, um es nachher meiner Frau zu zeigen. Schaue ich das Grab mit dem neuen Töpfchen an, so sehe ich es in voller Gestaltung. Zu Hause angekommen fragt meine Frau, wo ist denn das Töpfchen ?, ich sehe hier überhaupt nichts.
Und tatsächlich, dass Foto zeigt nur noch ein penetrantes Farben-Wirrwarr, bei dem ein seichtes blasses Blau und Rot so dermaßen in Ultra tiefen Farbtönen wiedergegeben wird, dass dieses Töpfchen gar nicht mehr zu sehen ist. Ich kenne mich leider mit der Materie nicht aus und muss mal schauen, ob man das irgendwo deaktivieren kann. Aber sollte das Ganze dann wirklich über eine Automatikfunktion laufen und nicht abstellbar sein, dann muss ich wohl doch wieder meine alte (aber immer noch gute) Digitalkamera verwenden.
Ich bin auch kein Freund von Nachbearbeitungen, außer es dient zum Spaß beim hinzufügen diverser Tiere oder Gegenständen etc. als Gag. Sonst aber, ist die Realität mir am liebsten.
Nochmals Danke Sven, für diesen tollen Artikel, jetzt weiß ich wenigstens woran das liegt.
Gerne! Die Handy-Kameras sind wirklich alles andere als farbecht, mein altes Sofa sah damit aus, als würde ich mein Geld im Rotlichtbezirk verdienen... :)
Ich war und bin seit meiner Jugend ein begeisterter Hobbyfotograf. Mein ganzer Stolz damals war die System-Spiegelreflexkamera „Exakta Varex 2b“ mit je nach Motiv Situation auswechselbaren Lichtschacht (damit von oben reinblickend) oder Prismensucher. Mit der konnte man wirklich Alles messerscharf fotografieren mit dem Schnittbild Entferungsmesser mit Normal-, Tele- und Weitwinkel- oder Makro Aufnahmen Wechsel Objektiven. Sogar an ein Stereo Mikroskop anschließend möglich, sowie stundenlange Langzeitbelichtung usw. gab es dazu noch Weiteres beschreibend in einem 350 Seiten Buchband dazu.
Meine Foto „Manipulation“ beschränkte sich lediglich beim selbst Entwickeln in der provisorischen Dunkelkammer nur auf verzerrte „Stürzende Linien“ bei hohen Gebäuden durch eine Weitwinkel Brennweite.
NEIN, niemals werde ich meine realistischen, heutzutage natürlich auch nur noch Digital Fotos, durch KI verschönernd manipulieren lassen - von der Leistungsschau der Bildbearbeitung. Das mag ja für die Massen Foto-Knipser befriedigend sein mit quasi „Das hab ich doch so toll fotografiert“ um Andere zu beeindrucken.
Nein, ich sehe heutzutage jedenfalls eine gewisse Preisgabe der gehabten Wirklichkeit, wenn die Neue so leicht herstellbar geworden ist.
Für mich ist wichtig, die Bilder so zu behalten, wie die
Kamera es sieht/festhält, mit den Lichtverhältnissen
zur Momentaufnahme. Bilder mit schlechter Qualität
sortiere ich aus. Wobei ich versuche, Rauschen zu minimieren. Ausnahme bilden bei mir die Aufnahmen
im Bereich Astronomie (Sonne und Aufnahmen vom
Nachthimmel). Hier experimentiere ich, mittels Zoom, Schärfe, Rausunterdrückung, Falschfarben Details heraus zu kitzeln. Soweit ich zeitlich dazukomme. Ansonst ist die nachträgliche künstliche Entstellung der Momentaufnahme nicht mein Fall, sei denn, Details bei Naturaufnahmen bzw. Mineralien zu erarbeiten und das auch nur bei bestimmten Aufnahmen, die mein Interesse wecken.
Fazit: Die Erhaltung der Natürlichkeit ist für mich das oberste Gebot.
also ich denke, wir lernen unser ganzes Leben für unsere eigene Entwicklung und es stehen uns laufend neue Möglichkeiten, Varianten und vieles mehr zur Verfügung. Wenn man an der Entwicklung des Menschen dran ist dann wird es Nötig sein damit zu spielen (Großen Bedacht sei jedoch die Ethik gewidmet die die Achtsamkeit des Leben schützt)
Es wäre das wahrscheinlichste Ergebnis wünschenswert die Realität zum Jetztzeitpunkt sowie die gedachte Illusion als mögliche Vision.
Ich benutze mittlerweile fast ausschließlich mein Handy zum fotografieren, es ist unschlagbar was die Zeit und Einstellungen betrifft. Aber trotzdem muss die Aufnahme sitzen und eine nachträgliche Bearbeitung beschränkt sich aufs beschneiden und ausrichten. Oder wenn ich es in einer monochromen Variante haben möchte. Vielleicht auch noch etwas nachregulieren mit der Belichtung um dunkle Bereiche aufzuhellen. Alles andere ist für mich unwichtig
S.g. Herr Krumrey,
die Bevölkerungsmehrheit ist im intellektuellen Bereich einfach strukturiert.
Das ist der Beginn des Übels (nicht nur bei diesem Thema).
Aber gleich danach kommen die Firmen welche das gutheißen aus nicht unbekannten Gründen. EINDEUTIG ist:
Das "naturbelassene" Foto ist tatsächlich lebenswichtig. Wir sind ein Teil der Realität und wenn wir uns allmählich davon entfernen hat das in der mittleren und fernen Zukunft epochale Folgen und zwar ausschließlich negative.
Details dazu führen in einen vielseitigen Aufsatz, daher nur ein paar Zeilen.
Herr Krumrey, sie haben recht!
(Ihre Kolumnen sind wie jedesmal ein Genuß)
Herzlichst
Franz Michael Winkler/Innsbruck
Vielen Dank für diesen Artikel. Der Autor hat es auf den Punkt getroffen.
Für mich ist ein Foto immer auch die Darstellung eines bestimmten Moments, mit seinen schönen und weniger schönen Details. Wenn der Himmel grau war und damit auch die Farben weniger leuchtend, dann war das eben so und sagt mir auch in Jahrzehnten noch, dass das Wetter an dem Tag und Ort nicht so toll war.
Bildbearbeitungen halte ich manchmal durchaus für legitim: Auslaufendes Meer und kippende Fassaden kann man schon korrigieren ohne die Originalstimmung zu verfälschen.
Die Automatismen im Handy brauche ich nicht, bei meiner "richtigen" Kamera kann ich zum Glück selbst entscheiden, welche Filter etc. zum Einsatz kommen sollen.
Das ist ein sehr, sehr spannendes Thema. Ich persönlich mag Fotos, welche mittels Software frischere und kräftigere Farben erhalten haben. Sie sind einfach lebensbejahender für mich.
Die Wissenschaft sagt, dass das menschliche Auge nur 0,0036% vom gesamten Lichtspektrum wahrnimmt. Wir sind faktisch blind und sehen von der gesamten Realität im Grunde genommen gar nichts.
Deswegen kann Ihre Wahrnehmung vom Strand viel weiter von der Realität entfernt sein, als die "manipulierten" geposteten Bilder. Was wirklich näher an der Realität ist, weiß unser Auge ja nicht.
Ich liebe Bildbearbeitung. Zum Beispiel alte schwarz weiß Fotos in Neon-Style-Fotos zu verwandeln.
Kürzlich habe ich an einem Kreativwettbewerb einer Software Firma teilgenommen. Man konnte zum 20 jährigen Firmenjubiläum selbst kreierte Geburtstagskarten an das Unternehmen schicken. Diese wurden dann auf FB veröffentlicht. Das Bild mit den meisten likes gewinnt. Bedingung war, dass bei der Erstellung der Karte mindestens eine Software des Unternehmens verwendet werden musste.
Die für mich schönste Geburtstagskarte hat auch gewonnen. Der Gewinner hat allerdings mittels KI innerhalb von Sekunden ein Composing erstellt und dieses dann mit einer Software der Firma etwas nachbearbeitet. Ich schätze, die Erstellung der Karte hat nicht länger als 5 Minuten gedauert.
Das hat dann aber nichts mehr mit Kreativität für mich zu tun. Deswegen bin ich ganz bei Ihnen und liebe auch perfekt unperfekte Bilder. Diese dann in Sachen Farben, Licht und Schatten zu verändern ist für mich immer ein kreatives Erlebnis, wo ich abschalten und entspannen kann.
Es lebe die Kreativität, denn die visuelle Realität ist uns eh verborgen.
Hallo Sven,
auch ich finde, es geht in die verkehrte Richtung. Meine Bilder nehme ich zum einen immer noch mit einer hochwertigen DSLR Kamera auf und wenn ich etwas verändere dann vielleicht in der Helligkeit (falls ursprünglich das Bild wirklich zu dunkel war) oder im Kontrast. Einige Spielereien erlaube ich mir, nur wenn ich das eine oder andere Foto vielleicht einen tollen Rahmen verpassen möchte, ansonsten wird nichts verändert - auch keine Filter, auch nicht nach Hochzeiten
Ich denke, dies muss man von Foto zu Foto neu entscheiden. Ich nutze meist die Vivid-Einstellung bei meiner Kamera, betone also die Farben, wenn es mir geraten erscheint und wenn es - nach meinem Geschmack! - passt. Ja, und manches Mal kommen Wolken aus dem Bildbearbeitungsprogramm dazu um dem Foto die von mir gewünschte Stimmung zu verleihen.
Und überhaupt, wo fängt Bildbearbeitung an und wo hört sie auf? Ist zurechtschneiden und rausvergrößern, geraden oder schiefen Horizont einrichten schon eine Manipulation? Was ist mit Farbe oder schwarzweiß? Eine Manipulation, schon nicht gestattet?
Heutzutage bietet die Fotografie und ihre Nachbearbeitung ungleich mehr Möglichkeiten, als dies mit der analogen Fotografie für die meisten Menschen zu erzielen war.
Ich bekenne mich dazu, "meine" Realität so darzustellen, wie ich sie empfunden habe.
Herzliche Grüße
Ich bearbeite alle Bilder mit Ihren Programmen. In letzter Zeit insbesondere alte schwarz/weiß Aufnahmen. Diese kann ich leider nur etwas verbessern. Toll wäre es, wenn ich nun Dank KI diese Aufnahmen mit "einem Klick" etwas eingefärbt hätte und parallel insgesamt verbessere. Ihre unkomplizierte Nutzung wäre sicherlioch auch hier für viele eine gute zusätzliche Hilfe.
Viele Bilder im Web sehen derartig unnatürlich aus und trotzdem bekommen sie viele Likes. Ob das ein Teil der Realitätsflucht ist, die heutzutage überall zu beobachten ist?
Viele dieser "Fotografen" meinen auch, je mehr Filter desto besser, daran erkennt man deren "Fähigkeiten".
Ob ich meine Bilder nachbearbeite? Da ich inzwischen überwiegend mit dem Handy knipse muss ich das bejahen, da standardmäßig der HDR-Modus aktiv ist. Eine weitere Bearbeitung gibt es allerdings nur in Ausnahmefällen.
Wenn ich die richtige Kompaktkamera dabeihabe, wegen 40fach optischem Zoom, dann belasse ich es meistens bei der normalen Aufnahme. Ich könnte das ja immer noch bearbeiten, wenn ich wollte.
Die Bridge ist schon lange nicht mehr aus dem Schrank gekommen. Falls doch, dann schieße ich schon mal Belichtungsserien, aus denen sich dann ein ziemlich realistisches HDR basteln lässt.
Insgesamt: Manchmal muss man Hand anlegen, weil die geschossenen Bilder schlechter (flauer) aussehen, als es in Wirklichkeit war.