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Kompliment, lieber (Un)Bekannter!

Bekommen Sie gerne Komplimente? Irgendwie ist das schon nett, aber woher bekommt man si e – und wie wird man sie los? Steht man in einer Schlange an der Wursttheke, erscheint es doch eher unpassend, „Hey, unbekannte Dame vor mir, Ihr Kleid ist gleichermaßen geschmackvoll, wie klassisch und passt farblich zum Aufschnitt“, zu sagen. Es sei denn, man möchte nur verwirrte Blicke ernten oder eine Einkaufstüte an den Kopf bekommen. Selbst unter Freunden (spezieller Fall: Männer) gelten Komplimente oftmals als problematisch, vielleicht sagt man noch etwas Nettes über Haus, Kinder und Auto, das reicht. Da findige Produkt-Entwickler das Problem auch kennen, drängt nun eine neue Art von Apps auf die Handys dieser Welt.

Ein Kompliment kann den Tag versüßen

Man kann ja von Facebook halten, was man will – sie haben einen guten Riecher für Trends. Wenn sie etwas kaufen, schaut die Technikwelt gebannt, welchen Rohdiamanten sie am Haken haben. Zuletzt wurde "to be honest" ("um ehrlich zu sein") für grob 100 Millionen Dollar erstanden, wo es (Sie ahnen es) ebenfalls um Komplimente geht. Dort können im Freundeskreis Umfragen erstellt werden, wer denn z.B. das schönste Lächeln hat, wer die beste Schulter zum Anlehnen bietet oder die beste Wahl für einen spontanen Ausflug wäre. Die Antworten erfolgen anonym, nur das Ergebnis ist öffentlich. Mich hätte eher interessiert, wem man in meinem Bekanntenkreis niemals Geld leihen sollte, aber heikle Themen werden ausgespart. Das ist aber auch besser so, wie man am nächsten Beispiel sieht!

Sarahah (Arabisch für ehrlich oder ausdrücklich, im Ruhrgebiet: Butter bei die Fische!) trat letztes Jahr seinen Siegeszug an. Dort kann man anderen Nutzern anonymes Feedback geben, im Positiven, wie im Negativen. Eigentlich geplant, um den eigenen Chefs die ehrliche Meinung anonym zu vermitteln, ging die App von Saudi-Arabien aus steil. Man kann dort anderen Nutzern Lob zukommen lassen – oder den Marsch blasen – alles komplett anonym. Wie immer im Internet, dauerte es geschätzte 1,2 Nanosekunden, bevor die ersten Mobbing-Fälle publik wurden. Ein Problem, das ähnliche Apps wie Yik Yak oder Secret aus eigener Erfahrung kennen. Die Firmen hoffen, dass nur konstruktive Kritik verschickt wird – die Nutzer lassen hingegen ihren Gefühlen freien Lauf. Manchmal kann Ehrlichkeit halt sehr schmerzhaft sein! Kein Wunder, dass die App kürzlich von Google und Apple aus deren Stores verbannt wurde!

Nicht immer sind die Reaktionen positiv Nicht immer sind die Reaktionen positiv

Whocares geht einen anderen Weg und nimmt den Nutzer mehr an die Hand. Dort meldet man sich mit dem Facebook-Profil an und bekommt nach dem Zufallsprinzip Fragen zu Freunden gestellt. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, dass es nicht zu Mobbing kommt. Die Fragen sind eher positiv, im allerschlimmsten Fall kann z.B. antworten, dass man den Style eines Freundes nicht mag, damit sollte wohl jeder leben können. Die Antworten sind dann auch nicht öffentlich, sondern nur für die Person selbst zu sehen. Wer mit einer Frage unzufrieden ist, kann das auch melden, niemand soll unglücklich mit der App sein. Der Erfolg der App ist bislang überschaubar – fehlt hier einfach der Nervenkitzel oder (seien wir mal zynisch) die Möglichkeit zum Frustabbau?

Interessant finde ich, welche Motivation hinter all diesen Apps steht. Es scheint ein tiefes Bedürfnis zu geben, endlich zu erfahren, was andere Menschen über uns denken. Normalerweise geht man ja höflich miteinander um und sagt nicht, dass die Hosen von Tante Frieda immer zwei Nummern zu klein sind, die Kollegin mit lahmen Anekdoten nervt oder der Thunfisch-Zwiebel-Atem des besten Freundes gewöhnungsbedürftig ist. Aber wie kann man auf solche Fakten reagieren, wenn man sie nicht kennt und alle zu taktvoll sind, um sie auszusprechen? Auf der anderen Seite scheinen bei vielen Menschen die Sicherungen durchzubrennen, wenn sie endlich mal loslegen können – schade! Daher sind für sensiblere Naturen wohl eher Apps ratsam, wo es nur Positives zu vermelden gibt. Einen neuen Ansatz gibt es da direkt aus der Ashampoo-Nachbarschaft.

Daumen hoch!

CMPLMNTS (gesprochen Compliments) will alles anders machen und fährt dazu eine beeindruckende Technik auf. Mittels GPS wird die Position des Nutzers ermittelt und die der anderen CMPLMNTS-Teilnehmer in 25 Meter Umkreis. Anhand eines Fotos kann man sie / ihn auf einer kleinen Karte erkennen. Falls man ein Kompliment loswerden möchte, gibt es diverse Kategorien, wie man sein Lob äußern kann. Anzügliche Lobpreisungen fehlen dabei komplett - gut! Denn als Anbagger-App ist CMPLMNTS nicht gedacht. Der Gebauchpinselte erhält sofort eine Nachricht und weiß, dass er positiv aufgefallen ist, aber nicht wem. Ob man dann lächelnd weitergeht oder sich umschaut, wer denn so nett war, bleibt jedem Einzelnen überlassen. Ich könnte mir aber vorstellen, dass sich auch mal ein Gespräch ergibt, wenn man es will. Nicht die schlechteste Idee in Zeiten, wo Einsamkeit ein so großes Thema ist, dass z.B. in Großbritannien ein eigenes Ministerium dafür gegründet wird.

Ich muss zugeben, dass ich solchen Apps immer zwiegespalten gegenüberstehe, Raum für zwischenmenschliche Kontakte sollte auch ohne Apps ausreichend vorhanden sein. Auf der anderen Seite leben viele von uns zunehmend anonymer und ziehen für den Job und die Liebe immer häufiger um. Vielleicht suchen wir einfach neue Wege für Kontakt, Austausch und – auch Komplimente und Feedback allgemein. Und ganz ehrlich: Wer will nicht wissen, was andere von einem denken, ganz ehrlich und ungefiltert? Wer freut sich nicht über ein Lob?

Was mich interessieren würde: Können Sie sich vorstellen, eine solche App zu nutzen, ob nun für den ungefilterten Meinungsaustausch oder einfach für ein nettes, anonymes Kompliment?

20 Kommentare
  • W

    Jede Kommunikationsform kann ge-braucht und miss-braucht werden, so auch die anonyme Kommunikation. Z.B. können Umfragen nützlich sein und deren Anonymität ist unerlässlich. Und der massenhafte MIssbrauch von Anonymität in sozialen Medien ist ja hinlänglich bekannt.

    Geht es um eine so tief ins Selbstwertgefühl eingreifende Kommunikation wie die anonyme Bewertung der eigenen Attraktivität, Beliebtheit, Gestalt und drgl. kann der Missbrauch ziemlich vernichtend sein. Daran ändert sich auch nichts, wenn nur positive Bewertungen zugelassen sind, weil eine ironisch-positive Bewertungt äußerlich nicht von einer echt-positiven zu unterscheiden ist.

    Andererseits hat jeder Mensch das Recht sich selbst Schaden zuzufügen. Also ist aus meiner Sicht gegen solch ein soziales Medium nichts einzuwenden. Man muss ja nicht mitmachen.

    Vielleicht sollten es bei Aufruf der Internetseite einen Warnhinweis geben: Nutzung der Seite kann zu dauerhaften seelischen Schäden führen.

  • J

    Kommunikationskrücken.

    Sie greifen ein Thema auf, was unsere Gesellschaft sehr stark verändern wird bzw. bereits hat.

    Die elekktronischen Medien haben unser Zusammenleben bereits weitgehend zerstört. Das ist auch den Internetentwicklern schon aufgefallen. Nun wollen sie die mangelnde menschliche Kommunikation via weiterer Apps wiederbeleben. Das wird nicht gelingen.

    Warum nicht?

    Ein kleines Erlebnis soll das verdeutlichen:

    Vor ein paar Tagen schlenderte ich durch eine Boutique, die eine Fülle schöner Dinge auch Kleidungsstücke anbot, die man aber nicht wirklich braucht.

    Plötzlich entdeckte ich eine ebenfalls schlenderne Dame, die eine wunderschöne Strickjacke trug.

    Ich sprach sie an: "Oh, sie haben hier eine wunderschöne Jacke erstanden". Erstauntes Lächeln, Blickkontakt, sie hatte augenblicklich erkannt, dass ich mich über ihre Jacke freute und ihr ein Kompliment machen wollte.

    Mit lächelndem Gesicht antwortrte sie: "Sie irren, diese Jacke habe ich selbst gestrickt". Auf meinem Gesicht konnte sie offensichtlich ablesen: Überraschung, Lob, Freude. Und das alles in Bruchteilen von Sekunden.

    Wie unbeholfen habe ich diese kleine Szene geschildert mit vielen Worten und habe trotzdem die Stimmung nicht getroffen.

    Und das wollen die Appprogrammierer mit einer App wiedergeben? Kann ich mir nicht vorstellen, dass das in den nächsten 100 Jahren klappt. Stattdessen werden wir immer weiter in die Sprachlosigkeit versinken.

    Kosequenz für uns alle: Smartphone aus, auf die Straße, in die Bar, auf den Sportplatz gehen, den Mitbürgern ins Gesicht schauen und drauflos reden.

    Jürgen Obrowski

  • O

    Hallo Sven,

    für mich gesagt, ich wollte und würde solche Apps niemals nutzen wollen.

    Mich beschleicht dabei trotz der sicher vereinzelten Ehrlichkeit der Äußerungen einzelner der böse Verdacht, dass sich viele mit ihrer wahren Gesinnung in der möglichen Anonymität des WWW und hinter der genutzten Technik verstecken - aus persönlicher Unsicherheit, Feigheit, Boshaftigkeit oder Scham, man darf es nennen, wie man will. Meine Ansicht mag auch eine Folge der ins Netz gestellten Betrugsmaschen und kriminellen Energien sein. Man kann sich heute der Ehrlichkeit geäußerter Meinung nicht mehr sicher sein, so auch eventueller Komplimente.

    Bei allem technischen Reichtum wie jämmerlich arm ist doch dieses bisschen menschliche Leben geworden!

    Da sehe ich zwei genetisch verankerte, gegenläufige Komponenten im Wesen eines Menschen. Einmal ist das unbewusstes Streben irgendwie und irgendwo am Ende doch etwas bedeutsam zu sein oder gewesen zu sein, etwas erreicht zu haben. Dahinter steht vielleicht auch ein versteckter Wunsch nach Liebe und etwas mehr Nähe als es die heutige Zeit bietet. Die genutzte Technik erzwingt geradezu ein sich menschliches Entfernen. Zum anderen ist es Streit und Kampf. Falls dieser nicht um reale Besitzstände gehen kann, weil diese nahezu mit den anderen um einen herum fast nivelliert sind, geht dieser Kampf um geistige Besitzstände. Er ist brutal und gereicht, um mehr und besser zu sein als der Nachbar, über Angriffe, Herabsetzungen, Drohungen und Unsäglichkeiten zum Gefühl, Macht über andere zu besitzen und sie auszuüben um mehr und besser zu sein als sie.

    Den anderen so sein zu lassen wie er ist, schaffen nur wenige. Davor müsste erst einmal die philosophische Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit stehen, die dahin führt, dass man anerkennt, nicht mehr als nur ein Staubkörnchen im großen Lauf des Universums zu sein.

    Auf der einen Seite steht also Machtstreben auf Kosten anderer, auf der anderen eine Sehnsucht nach mehr Zuwendung und menschlicher Nähe. Das erste produziert diese rüden, oft beleidigenden Töne in einschlägigen Kommentaren im anonymen Netz, das andere vielleicht Verzweiflung darüber, dass die Sehnsucht nach Wärme kaum mehr gestillt werden kann.

    Wir befinden uns da wirklich in einem großen Dilemma, das von keiner App auch nur in etwa gelöst werden könnte. Warum sind wir oftmals nicht mehr fähig, dem Gegenüber in die Augen zu schauen, um zu sagen, wie gut und schön wir etwas an ihm finden oder auch, um ehrliche Kritik zu üben? Lieber sollen Kinder heute das Tippen und Wischen auf einem Tablet üben, um später nicht mehr groß denken zu müssen. Eine Fortentwicklung wäre beispielsweise auch, bestimmte Satzfloskeln mit Ziffern zu versehen, um sie nur noch aufrufen zu müssen und den Text mit Hilfe einer App dem Nachbarn oder der Nachbarin auf’s Smartphone zu senden und diese dann womöglich noch beim Lesen zu beobachten.

    Unsere Technikwelt strebt nach meinem Empfinden immer mehr einer menschlichen Eiszeit zu, in der wir als Individuen letztlich verloren gehen könnten und uns eventuell schon aus den Augen verloren haben.

    Frage: Ist so eine Welt noch lebenswert? - Lieber also keine solcher Apps, keine elektronisch kalten CMPLMNTS und versuchen Mensch und somit menschlich zu bleiben!

    Auch Sie, Sven, würde ich auch gern nicht nur aus Ihrem Blog mit den tollen Themen kennen, denn das ist ebenso nur ein Teil einer bestimmt "ehrlichen Haut". - Viele Grüße!

    Vielen Dank. :) Ich stehe vielen Dingen offen gegenüber. Das heißt aber bei mir, dass ich sie mal anschauen und austeste - nicht nur für den Blog, aber auch. Und dann überlege ich mir, ob ich etwas nutzen würde (z.B. eine App) oder ob es andere gibt, mit anderen Stärken, Schwächen, in anderen Entwicklungsphasen, die das nutzen könnten. Dann gibt es auch den Gedanken des kleinsten Übels: "Wenn schon solche Apps genutzt werden, welche richten keinen / den geringsten Schaden an?" Und das sind halt Apps, mit denen man kein Mobbing betreiben kann.

    Den eher philosophischen /sozialen Betrachtungen kann ich mich nur anschließen.Schöner wäre es, wenn wir all die technischen Krücken auf zwischenmenschlichem Wege überflüssig machen könnten.

  • S

    NEIN

  • D

    Gelesen.

    Kein Kommentar. Bin sprachlos.

    Das ist akzeptiert. :) Ich bin selbst gespannt, ob dieses Prinzip dauerhaft Erfolg haben wird oder in ein paar Jahren unter "Obskures aus dem Internet" landen wird.

  • K

    @Sven Krumrey 15.03.2018 13:55

    Ich bin betrübt, Sie so tief betrübt zu sehen und mich als den Verursacher dieses deprimierenden Zustandes identifizieren zu müssen!

    Ein kleiner Tipp, der Sie hoffentlich etwas aufheitern kann:

    Vieleicht sollten Sie künftig, anstatt zu nörgeln, massiv mit Komplimenten um sich werfen? Möglicherweise treffen Sie dabei ja den oder die Richtigen?

    ;-))

    Das ist ein guter Plan. Dann werde ich morgen mal unseren PHP-Programmierer mit einem Lob betreffend seine Haarfülle und feinen Tischmanieren begrüßen. :)

  • K

    Sg. Herr Krumrey!

    Da wir gerade beim Thema sind: Ab und zu würde man gerne auf den einen oder anderen der von Ihren Lesern verfassten Kommentare reagieren, bisweilen zwar durchaus kritisch (aber natürlich streng im Rahmen der Netiquette!), bisweilen aber natürlich auch zustimmend und anerkennend, - womit wir dem Begriff "Kompliment" schon sehr nahe kämen.

    Sie selbst machen von dieser Möglichkeit ja ausführlich Gebrauch, wofür Ihnen ebenfalls ein Lob auszusprechen ist, da sich die Kommentatoren dadurch ernst genommen fühlen; aber wäre es nicht möglich, den vielen anderen Lesern Ihres Blogs ebenfalls diese Möglichkeit einzuräumen?

    Sie sehen mich tief betrübt. Genau das habe ich meinen geneigten Leser/innnen schon in meiner Weihnachtsmail versprochen, schon längst beantragt, aber noch nicht umgesetzt bekommen. Ich warte darauf, dass man mein Nörgeln erhört. :)

  • M

    Leider ist im Laufe der vergangenen Jahre unser Leben sehr oberflächig geworden, dass ist vermutlich auch der Grund, dass uns solche spontanen Komplimente fast aus der Bahn werfen.

    Niemand weiß in solchen Situationen wie viel Ehrlichkeit dahinter steckt. Aber dennoch nehme ich so etwas an und freue mich darüber, weil ich mir sage, wer sich die Zeit nimmt als unbekannter mir gegenüber so ein Kompliment zu machen, muss es ehrlich meinen. Und wenn es doch nicht ehrlich ist, ist mein Gegenüber psychisch gestört, dann kann ich dem sowieso nicht helfen.

  • M

    Dinge die die Menschheit nicht braucht.

    Wozu haben sich im Laufe vieler tausend Jahre bei uns Menschen

    Bewegungen, Gestik und Sprache entwickelt? Müssen wir diese direkten Kontakt und Kommunikationsinstrumente jetzt nicht mehr nutzen, nur weil es die elektronische und annonyme Möglichkeit gibt? Die ehrlichste Kommunikation zu der auch Komplimente und Kritiken gehören ist direkt Auge in Auge zu seinem Gegenüber, alles andere hat mit Ehrlichkeit nichts mehr zu tun. Da greife ich lieber zu einer Schachtel Merci oder einem schönen Blumenstrauß, auch wenn hierbei ebenso die Annimation der Industrie als Begründung genommen werden könnte. Außerdem sind die entstehenden Glücksgefühle bei meinem Gegenüber (die ich ja damit auch erreichen will) viel stärker, wenn so etwas von Angesicht zu Angesicht gemacht wird. Wenn das alles so weiter geht, liegt die Menschheit mit verkrüppelten Stimmbändern und funktionsunfähigem Bewegungsapperat in hundert Jahren, angeschlossen an Drähten und Schläuchen in großen Hallen aufgebahrt. Und das ganze Leben findet nur noch per Kopfbewegung statt.

    Da stimme ich zu - bei Menschen, die ich bereits kenne. Hier geht es aber auch um Komplimente für Mitmenschen, die unbekannt sind. Und da weiß ich selbst nicht, wie ich reagieren würde, wenn jemand z.B. auf mich zukommt und "Hey, schöne Schuhe!", sagen würde. Wäre ich da eher irritiert, würde mich verschaukelt fühlen oder könnte ich es annehmen? Keine Ahnung.

  • M

    Gesprochene Anrede: "Ich möchte dir ein Kompliment machen......". Gesprochene Reaktion: "Analog ? Bist du pervers" ?

    Ugh, kein schöner Gedanke. Erinnert mich an den Spruch: "Wir haben uns nicht im Internet kennengelernt, sondern auf der Straße." "Also wie Tiere?" :)

  • W

    Schon früher versteckten Menschen ihre Gefühle ganz gern hinter Technik, soweit diese schon vorhanden war.

    Lang vor der Smartphonzeit gab es in der Stadt Würzburg Anfang der 1970er Jahre z.B. eine Diskothek namens „Le Telefon“: Viele kleine 2er Bistro-Tischchen gut sichtbar durchnumeriert und jeweils eben ein Haustelefon darauf. Damit konnten Knaben und Mädchen quasi anonym Komplimente austauschen (der Angerufene sah die Tischnummer des Anrufers nicht). Oder sich gegenseitig zum neuesten Hit wie „Born to be wild“ (von Steppenwolf), zum Tanzen auffordern mit dann vorher eigene Tischnummer bekannt gebend zwecks ersten prüfenden Blickkontakt. Also dank vernetzter Tisch-Telefon-Technik keinen ablehnenden „Korb“ wie anderswo riskieren müssen, mit dann peinlichem Rückzug gesenkten Hauptes...

    Irgendwie war das vor 50 Jahren doch schon ein technischer Vorläufer zu den im Blog-Artikel genannten CMPLMNTS-Teilnehmern in dem ebenso nur 25 Meter Umkreis mit dort immerhin auch noch LIVE-Blickkontakt.

    Die ebenfalls im Artikel beschriebene Einsamkeit ist heutzutage wohl wirklich größer denn je. Vielleicht helfen da die „neuen Wege“ tatsächlich. Und für junge Leute ist das durchaus vorstellbar.

    Fest steht für mich jedenfalls: jeder Mensch sucht seit Urzeiten nach Anerkennung und möchte geliebt werden....

    Das ist auch ein Grundbedürfnis, das befriedigt werden will, denke ich. Und so gut ich verstehen kann, wenn auch ablehnende Kommentare oder Unverständnis geäußert werden - der Bedarf scheint einfach da zu sein. Ich hoffe dabei allerdings, dass sich die positiven Apps durchsetzen, die Mobbing gleich einen Riegel vorschieben. Mobbing macht Menschen das Leben zur Hölle, Komplimente nicht. :)

  • h

    nein: damit kann und will ich mich nicht anfreunden, denn ich sehe meinen Gegenüber liebend gern in die Augen (wenn er mich lässt) um ihm zu sagen, was er für ein Futloch ist, oder wir toll ich Ihn finde und Mehr. Das Beste einer siegreichen Kommunikation, ist doch die daraus resultierende Reaktion. Und dieser Triumpf, fällt bei derartigen Apps weg!!!!!!!!!!!

    Dass ich in meinem Alter noch neue Schimpfwörter lerne, hätte ich ja auch nicht gedacht. :)

  • C

    Ja, auf jeden Fall würde / werde ich eine solche App nutzen, einfach für ein nettes, anonymes Kompliment.

    Fein, dass es hier durchaus gemischt ist. :)

  • A

    Lieber Sven,

    Nein, es war meine Entscheidung, dies einfach mal auszuprobieren.

    Wie bereits im ersten Posting erwähnt, rekrutiere ich Freunde nicht mittels "social media". Allein die Begriffsdefinition lässt meine Körperhaare um Stehplätze kämpfen. Deren Adressen und Telefonnummern zu kennen, ist viel wichtiger.

    Ich lass die App daher einfach über einen undefinierten Zeitraum laufen. Kommt Interessantes dabei heraus, werde ich es hier vermitteln.

    Da ich kein Kenner der Materie bin (und nicht im Geringsten Anlass besteht, mich dafür auszugeben), bin ich mal gespannt. Ich habe auch keine Ahnung, wie verbreitet diese Apps sind. Von Saharah mal abgesehen, die war genau so beliebt, wie sie heute in den Stores "verboten" ist. :)

  • B

    Ich finde es eine tolle Geschichte, den Menschen gegenüber, die mir begegnen, etwas positives zu erwähnen, sprich ein ernst gemeintes Kompliment zu machen. Dies ist natürlich bei Frauen erheblich leichter, bei Männern kann ich eher bemerken, wenn sie etwas besonderes können.

    Warum? Weil es allen Beteiligten ein positives Gefühl gibt und damit die Lebensqualität steigert.

    Aber bitte persönlich, natürlich und von Angesicht zu Angesicht und nicht per App. Dies finde ich schlichtweg daneben.

    Ich nehme auch an, dass es auch eine Generationenfrage ist. Mein erster Gedanke wäre auch nicht, mein Handy in die Hand zu nehmen, wenn ich etwas mitteilen will, aber so 20 Jahre jünger als ich - die könnten durchaus anders darüber denken. Vor allem, wenn man einander noch nicht kennt.

    Aber ich freue mich total, dass der Artikel auf Interesse stößt - ob nun zustimmend oder nicht. Kommentare sind Wein und Brot des Blog-Schreibers. :)

  • I

    jetzt bin ich erst mal platt. Was für einen Schrott bringen die noch auf den Weg, damit die Leute auch wirklich dauernd auf ihr Smartphone glotzen. Dass die Leute meistens lieber mobben als Komplimente geben, ist eh klar, aber solche Apps braucht kein Mensch. Es sollte lieber mal öfter zum Hörer gegriffen werden, als zu tippen. Die meisten können auch gar nicht mehr richtig schreiben. 90 % der Apps auf dem Smartphone braucht kein Mensch. Bei Facebook hat man so viele Freunde, die gar keine Freunde sind und die man nicht mal persönlich kennt. Wie können die mir z.B. ein Kompliment machen? Die sind als Freunde gelistet, weil sie auch einen Bobtail haben.

    Stimme Christoph Eckard zu mit nebenan.de. Es werden Events und Treffen angeboten. Man kann nach einer entlaufenden Katze suchen. Auch Essen, was von einer Party übriggeblieben ist, verschenken. Dinge verkaufen oder verschenken. Eine mobile Tierärztin hat sich auch bekannt gemacht. Das finde ich gut.

    Muss ich eine App haben, um Komplimente zu bekommen? Ne, wirklich nicht und Mobben brauche ich noch viel weniger.

    Also mein Chef macht mir definitiv viel zu wenig Komplimente. Daran würde aber keine App der Welt was ändern. :)

  • b

    Es steht schlimm um das gesellschaftliche Gefüge,wenn eine App

    notwendig ist,um sich zu unterhalten.Für mich grober Schwachsinn

    und ich benötige es nicht.

    Ich glaube auch nicht, dass ich für die Apps Zielpublikum bin. Aber ich finde sie faszinierend genug, um darüber zu berichten. :)

  • A

    Lieber Sven,

    als Facebook und Twitter gegenüber ablehnender Mensch, der über einen großen "anfassbaren" Freundeskreis verfügt, reizt es mich dennoch, einfach mal auszuprobieren, was diese App zu leisten vermag.

    Sie will natürlicherweise bereits während der Installation eine Menge von mir erlaubt haben. Es ist die Affinität zur Technik, die mich in diesem Fall wieder einmal in ihren Bann nahm und die Hemmschwelle für Genehmigungen sinken ließ.

    Ich bedanke mich wiederum für Ihren aufschlussreichen Beitrag im Blog.

    Herzliche Grüße,

    Andreas

    Ich sehe mich hier nicht als großer "Empfehler" (Werbung sollen andere machen), sondern eher als Chronist. Und wie schon in der allerersten Planung für diesen Blog stand: Es soll auch Platz für ungewöhnliche Themen sein. Jede Woche Hardware, Google oder Microsoft, das wäre auf Dauer nun doch etwas eintönig.

  • M

    Ganz ehrlich, Menschen zu mögen oder nicht in freier Wildbahn um mich herum. Diese mit Apps zu bewerten ist grottig dumm, denn sie zeigt wie einsam der Bewerter ist und dass dieses eher eine Art Ego Trip für ihn sein kann. Das gilt für männlich und weiblich! Genauso wie das Firmen Mobbing mit Apps die gott sei dank nicht mehr bei Google oder Apple vorhanden sind.

    IST ES WIRKLICH SCHON SO WEIT,DASS WIR ES NICHT SCHAFFEN EHRLICH ZU UNS SELBST ZU SEIN! MÜSSEN WIR ANDERE DAFÜR VERANTWORTLICH MACHEN ÜBER APPS? Fremde Menschen die uns begegnen mit einer APP zu beurteilen, das ist das widerwärtigste überhaupt! Komisch Irgendwie kommt mir Aldous Huxley wieder in den Sinn mit seinem Buch "Brave New World" und auch George Orwell mit "1984" zeigt hier wohl seinen Einfluss, dass Menschen wirklich sich aufgrund des Gemeinschafts Denken so selber erniedrigen. Aktuell mit solchen Apps!

    Ich wünsche mir freiere Menschen die direkt auf einen zu gehen und sagen wie sie ihn empfinden. Denn das wäre wirklich ehrlich!!!!!!!!!!!!!

    Selbsterkenntnis war schon immer ein rares Gut, vielleicht wissen wir das insgeheim. :) Das würde jedenfalls erklären, weshalb so viele die Meinungen der anderen brennend interessiert.

  • C

    Die beste Gelegenheit, um mit Menschen der unmittelbaren Umgebung in Kontakt zu kommen, ist "nebenan.de". Hab's in unserem Viertel initiiert und es funktioniert!

    Danke für den Tipp, da schaue ich mal rein!

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