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Meine Zeit in der Echo-Kammer

Wäre es nicht schön, wenn man immer recht hätte? Irrtümer können unangenehm bis peinlich sein, im schlimmsten Fall muss man Dinge ernsthaft überdenken. Anstrengend! Wie gut, dass man sich heute nicht mehr damit auseinandersetzen muss, denn soziale Netzwerke und die große Auswahl an Medien nehmen uns diese Bürde ab. Selbst wenn wir glauben, die Erde sei flach.

Willkommen zum Tunnelblick Willkommen zum Tunnelblick

Das Grundprinzip von Facebook und Co ist natürlich, dass wir Dinge sehen, die wir mögen. Das „Like“ ist die Grundwährung und auch das ganze System ist darauf ausgelegt, dass wir uns wohl fühlen und Leute mit ähnlichen Hobbies, Leidenschaften und – Ansichten finden. Das klingt wunderbar harmonisch und sorgt dafür, dass man schnell Seiten, Menschen und ganze Gruppen sieht, die zu einem passen. Diese Inhalte werden fortan bevorzugt angezeigt und weitere, ähnliche vorgeschlagen. Das sorgt dafür, dass man – wenn man denn möchte – schnell Gleichgesinnte findet.

Es sorgt aber auch dafür, dass Inhalte, die vielleicht andere Meinungen vertreten, weitgehend ausgeblendet werden oder nur kritisch kommentiert angezeigt werden. Man hat das Gefühl, automatisch recht zu haben und mit seiner Meinung Teil einer großen Bewegung, wenn nicht gar der Mehrheit zu sein, weil nur zustimmende Inhalte angezeigt werden. Experten nennen das Echo-Kammer und glauben, dass dieser Effekt durchaus für soziale Bewegungen und auch konkrete Wahlergebnisse sorgen kann.

Da ich zwar vieles glaube, was ich lese, aber lieber selbst ausprobiere, habe ich (sehen Sie es mir nach) ein Fake-Profil bei Facebook angelegt. Mit meinen Likes und dem Teilen von Beiträgen habe ich fix festgelegt, was ich für ein Mensch sein sollte. Ein ziemlich seltsamer. Ich glaubte angeblich, die Erde sei flach, Impfungen seien einzig eine Werbemaßnahme der Pharma-Industrie, ich verachte Vegetarier und gehöre einer politischen Richtung an, mit der speziell Deutschland mal sehr unschöne Erfahrungen gemacht hatte. Was dann folgte, hatte ich mir vorher schon ausgemalt – aber nicht so intensiv.

Rätselhaft viele Freundschaftsanfragen

Facebook entwickelte ein rasantes Eigenleben. Freundesanfragen von angeblich Gleichgesinnten (die sich von meinen haarsträubenden Ansichten angezogen fühlten), stapelten sich. Immer neue Links mit „Beweisen“ und „Fakten“ extremster Natur wurden mir von FB-Freunden, aber auch von Facebook selbst empfohlen. Und auch wenn ich alles natürlich kritisch gesehen habe, so wurde mir doch eines klar: Wessen Weltbild noch ungefestigt ist, wer nicht selbst gerne nachforscht und sich von Gruppendynamik mitreißen lässt, ist geliefert.

Hat Facebook erkannt, welche Ansichten man vertritt (in diesem Fall: mein Fake-Profil), bekommt man Stoff für ein Diplom in dieser Richtung. Und je mehr man davon liest, desto tiefer rutscht man in diese Bereiche hinein. Es ist ebenso faszinierend, wie beängstigend. Und plötzlich verstand ich auch, wie Extremismus und jene Radikalisierung per Internet funktionieren, von denen wir oftmals erst nach schweren Verbrechen lesen. Es ist ein mächtiger Sog, der sich ergibt. Und der Weg von Absonderlichkeiten zu Extremismus jeder Art ist kurz, oftmals nur einen Link entfernt. Und Youtube spielt da wunderbar mit.

Mein ebenfalls neu eingerichteter Youtube-Account lieferte sich ein Duett mit Facebook. Ständig wurden mir weitere Videos zu meinen favorisierten Themen vorgeschlagen, oftmals mit den verwegensten Inhalten. Wen Facebook nicht überzeugt – Youtube macht das schon. Selbst wenn ein Video durchgelaufen ist- das nächste, natürlich artverwandte Filmchen startet automatisch. Was komplett fehlte, waren gegensätzliche Beiträge zum Thema, bei Facebook wie von Youtube. Es wurden nicht nur Videos zu bestimmten Themen vorgeschlagen, auch der Tenor, die Grundaussage harmonierte wie die Propaganda einer gut organisierten Diktatur. So erhält man statt Information reine Indoktrination, eine Art Gehirnwäsche Light.

Viel Auswahl, ein Prinzip: Es muss gefallen

Und auch wenn man keine sozialen Netzwerke nutzt, entkommt man nicht unbedingt dieser Spirale. Denn auch andere Medien haben schon längst erkannt: Am meisten Erfolg hat man, wenn man das bringt, was gefällt, schockt oder emotional berührt. Und so sind auch Nachrichtenseiten und diverse Fernsehsender inzwischen auf eine Zielgruppe maßgeschneidert. Diese Programme sind zum Wohlfühlen gestaltet, zur Bestätigung des Zuschauers. Eine Richtung wird vorgegeben und vertieft, andere Meinungen werden gar nicht oder gleich kritisch kommentiert gesendet. Information geht anders, denn dort werden alle Seiten objektiv betrachtet.

Und so abonniere ich bewusst auch jene Seiten, die meiner Meinung widersprechen. Vielleicht finde ich dort gute Ideen und neue Ansätze? Oder man kommt in einen Dialog und spricht miteinander, statt übereinander? Sicher wäre es bequemer, immer nur bestätigt zu werden, doch kommt man so wirklich weiter? Also geht es raus für mich aus der Echo-Kammer, so nett und kuschelig sie auch sein mag. Die Leute mit der flachen Erde lasse ich dabei mal aus, das ist nun wirklich Unsinn.

24 Kommentare
  • G

    Ich ertappe mich oft dabei, Leute anderer Meinung einfach aus meinem Freundeskreis verbannen zu wollen. Zu anstrengend ist die Diskussion und manchmal auch unter der Gürtellinie. Es erfordert viel Willen dann durchzuhalten und konsequent dagegen zu halten. Es ist verdammt schwer sich aus der Echokammer zu entfernen.

  • W

    Sehr geehrter Herr Krumrey,

    ich bin erst vor vier Wochen auf Ihre Blogs gestoßen. Ich werde in der Zukunft wohl keinen weiteren übergehen.

    Die Passwort-Geschichte und auch den heutigen Beitrag fand ich sehr interessant, weiter so.

    Ich schließe mich da ganz der Meinung von Hans an, der vor mir schrieb.

    Gruß

    Werner

    Besten Dank! :) Ich werde mich bemühen, es weiter informativ zu gestalten, damit sich Ihre Treue lohnt.

  • D

    Hallo Herr Krumrey,

    und am Schluss dieser Ashampoo Blog - Webseite steht wie immer:

    -> folgen Sie uns f, g+,twitter etc. pp.

    Ist es da zynisch wenn ich Sie Frage, warum eigentlich?

    Gibt es irgendwo eine "Anweisung" was, wie, wo am PC, Modem einzustellen ist um eben sich "frei" von diesen unerwünschten "Echos" zu fühlen.

    Kurzum, ich persönlich hätte gerne die detaillierte Anleitung um mich wohlzufühlen wie der Kommentator Herrn Tom Engel es beschreibt. Denn mich nerven auch sehr viele Dinge im/am Internet und den "a"sozialen Netzwerken".

    Was muss ich wo und wie einstellen?

    Ich habe ein WIN 10 Rechner, arbeite mit Edge, Internet Explorer. Bin allerdings ein absoluter EDV-Ahnungsloser.

    Danke und Gruß an Alle.

    Man kann vor den Gefahren des Straßenverkehrs warnen und ihn dennoch nutzen. :) Im Ernst, die Entwicklung der sozialen Medien wird man kaum rückgängig machen können, von einer Firma mit engem Kundekontakt wie uns wird erwartet, dass wir da präsent sind - und das machen wir auch gerne. Dennoch nutze ich den Blog, um immer mal wieder auf Entwicklungen oder auch Gefahren hinzuweisen. Damit man sich vielleicht bewusst wird, dass man mit der Nutzung Teil einer bestimmten Dynamik werden kann. Wie man auch hier an den Kommentaren sieht, finden das viele Menschen auch interessant.

    Die Idee, einen Rechner möglichst zu beschneiden, ist in der Tat interessant. Ob man das wirklich mit einem Windows 10 hinbekommt (hier würde sich wohl mehr Linux anbieten), müsste ich mal ausprobieren. Ich denke, das könnte sogar ein interessanter Blog werden. Vielen Dank für die Anregung!

  • H

    Die Blogs von Herrn Krumrey fand ich schon immer gut und interessant da informativ, sachlich und gut recherchiert.

    Die Echo-Kammer ist jedoch der beste Beitrag bisher und zeigt in aller Kürze das wichtigste zu dem Thema “social media“.

    Die Fakten waren mir in großen Teilen schon bekannt (daher benutze ich weder fb oder sonstige) jedoch hatte ich noch nie in solcher Klarheit eine Zusammenfassung und Darstellung der damit verbundenen Gefahren gelesen.

    Es ist sehr schade, dass dieser Beitrag keine ganz große Publizierung erfährt.

    Vielen Dank

  • R

    Gut, dass auch Betroffene zu Wort kommen. Besser kann man nicht zeigen, wie wichtig der Text ist!

  • W

    Danke, war ja nichts persönliches :-)

    Hier Teil 2-"Wenn Sie Ihre Mitmenschen wieder einmal auf reale und besorgniserregende Sachverhalte aufmerksam machen wollen, während diese sich nicht darum zu scheren scheinen, das von Ihnen Gesagte als Schwarzmalerei beiseite wischen und sich stattdessen „unterhaltsameren“ Dingen zuwenden – Seien Sie beruhigt, das hat nichts mit Ihnen zu tun!

    Die Mehrheit der Bevölkerung lebt laut jüngster Erkenntnisse der Gehirnforschung in einer Fantasiewelt, die auch als „unrealistischer Optimismus“ bezeichnet wird. Kurzum: Der Stirnlappen (präfrontaler Cortex) wird einfach heruntergefahren, wenn Meldungen herein flattern, die sich nicht mit ihrer Wohlfühlwelt vereinbaren lassen.

    Forscher in London haben diese Tatsache – die bis vor Kurzem noch heftig umstritten war und mit Verweis auf statistische Fehler beiseite gewischt (!) wurde – nun durch Messungen der Gehirnaktivität und detaillierte Überprüfungen belegen können. Die Leiterin der Untersuchung, Dr. Tali Sharot, sagte zu den Ergebnissen:

    „Unsere Untersuchung legt nahe, dass wir uns die Informationen gezielt aussuchen, die wir hören wollen. Umso optimistischer wir sind, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass negative Informationen über die Zukunft Einfluss auf uns haben. Für die geistige Gesundheit kann dies Vorteile mit sich bringen, aber es gibt ganz offenkundige Nachteile. Viele Experten sind der Meinung, dass die Finanzkrise des Jahres 2008 durch Analysten herbeigeführt wurde, welche die Kursentwicklung ihrer Vermögenswerte selbst angesichts eindeutiger gegenteiliger Beweise überschätzten.“

  • W

    chön das Lemminge wie U.Leineweber als Paradebeispiel dienen! :-)

    Erst was von selbst denken schreiben, aber dann den gleichen Mist wie die Lügenmedien zu verbreiten, sogenannte krude Ansichten von Afd und co.

    Dabei vergisst der Lemming, und da ist er ein der Herde in wohliger Gesellschaft, das aber genau das was von diesen herrn, -Pegida, Sarazin und co. vorhergesagt wurde, eingetroffen ist! Aber von kruden Ansichten reden!

    Bravo, wie entlarvend.

    Und von hemmungsloser Wur zu schwafeln, nur weil der von der Propoaganda bevorzugte Kriegsverbrecher Obambi nicht gewählt wurde, ist ein weiterer Beweis der unzurechnunsgfähigkeit besser gesagt der Wert der angeblich eigenen Meinung!

    Obama hat Syrien illegal angreifen lassen und damit ein Kriegverbrechen begangen, amerikanische Tradition!, dessen Folgen wir teilweise bis hierher spüren! Er hat Guantanamo offen galssen also eine "Demokratie" die 16 Jahre lang Menschen einsperrt, foltert und tötet, ohne den geringsten Beweis oder gar Anklage! Er lässt jedes Jahr ca. 3000 Unschuldige Menschen weltweit durch Drohnen ermorden, weil jemand behauptet das seinen Terroristen!

    Die kriegshetze der Lügenpresse gegen Russland, zusammen mit der aggressiven Provokation Russlands durch stationierung nochmals 4000 Kriegsgeiler Irrer

    aus dem Amiland, die schon den Irak, Liebyen, Syrien Afghanistan u.v.a. Völkerrechtswidrig angegriffen haben, nahe der russischen Grenze in Polen

    Aber Trump ist der böse, und vor dem hat U. Leineweber angst!...QED! :-) LOL

    Erst gestern las ich wieder etwas sehr treffendes diesebezüglich,

    "80% der Menschen können negative Meldungen nicht verarbeiten", wenn die Kommentare und der Beitrag von S.Kreumrey das nicht herrlich wiederspiegeln,...

    Und ich achte die Meinungsfreiheit de facto sehr, schalte den Kommentar nicht nur frei, sondern wünsche auch noch ein feines Wochenende. :)

  • S

    Gute Idee, schön dass mal jem,and in diesem Aussmass das Selbstexperiment gemacht hat. "Ein mächtiger sog", beschriebt es wohl am besten, dass wir das, was diese Algorithmen Gesellschaftlich mit uns machen nicht auf die Leichte Schulter nehmen sollten.

    Denn das Einschränken eines Meinungshorizontes ist letztendlich das Gegenteil von Meinungsfreiheit. Insofern, danke für diesen Beitrag.

  • U

    Hallo Sven Krumrey,

    Hallo liebe Mitleser dieses Blogs,

    ich habe hier schon viele hlifreiche, sinnvolle Tipps und Einlassungen zu eher technisch gearteten Themen und deren Auswirkungen etc. gelesen. Das aber in diesem Rahmen eine hoch notwendige Debatte über die unsäglichen Auswirkungen der sog. (a)sozialen Netzwerke entsteht, hätte ich nicht erwartet.

    Lieber Herr Krumrey, ein fettes "LIKE" für diesen ihren Beitrag, der mir voll aus dem Herzen spricht. Und es stimmt mich wieder ein Stück hoffnungsvoller, dass er auf so viel Zuspruch der geneigten Leserschaft trifft. Dies zeigt , dass es doch noch Menschen gibt, die in der Lage sind selbständig zu denken (und das offenbar auch tun :).

    Ich hatte in der letzten Zeit zunehmend den Eindruck, nur noch von Lemmingen umgeben zu sein. Die folgen unerschütterlich solchen medialen Wortführern a la Petry, Höcke & Co. und zollen deren kruden Ansichten wütenden Applaus. Ab da dreht sich das Rad dann von alleine.

    Ein paar auf Lügen basierende Verschwörungstheorien werden über die (a)sozialen Medien weltweit verbreitet. Und die so Belogenen schelten investigative Journalisten, die solcherlei aufdecken, als Lügenpresse. Ab hier gibt es dann kein Halten mehr. Es schallt: "Wir sind das Volk" und alle denkenden Menschen sind Lügner oder schlimmer noch: DER FEIND.

    Die Auswirkungen dieser hemmungslosen Wut erleben wir gerade in den USA, wo ein offensichtlich egomaner Psychopat sich twitternd in die Herzen eines in großen Teilen verdummten Volkes geschleimt hat, und sich nun als mächtigster Mann auf diesem Globus anschickt die Welt entsprechend seinem Ego umzubauen (oder besser einzureissen). DMir macht das Angst.

    So, das musste ich mal loswerden, auch wenn es hier nicht wirklich der richtige Ort ist. Ich jedenfalls werde weiterhin nicht facebooken, twittern oder liken, sondern lieber auf Beiträge wie diese(n) von Sven Krumrey hier bauen.

    Vielen Dank Sven für dieses Forum. Und bitte noch viel mehr davon!!!

    Danke und ja- ich freue mich auch sehr über die Reaktionen. Auch wenn fundierte Kritik ebenso mein Wohlwollen findet.

    Wobei ich mich selbst etwas ertappt fühlte, denn unabhängig von politischen Richtungen ist wohl jeder Nutzer von sozialen Netzwerken und auch der Medien allgemein in seiner eigenen Echo-Kammer. Es war z.T. wirklich gruselig, wie selbst der (objektiv) größte Unsinn, die billigste Fälschung abgefeiert und sofort weiter verbreitet wurde. Ich bemühe mich immer (natürlich immer im Bereich unseres demokratischen Spektrums) neutral zu sein, aber ich werde die Mechanismen, die hinter Bewegungen oder Meinungsbildung stecken, bei Gelegenheit weiter beleuchten.

  • B

    interessante Sichtweise und ein wertvoller Hinweis zum Nachdenken. Es werden eben alle Möglichkeiten der Manipulation genutzt und es fällt nicht so auf.

    Zyniker könnten sagen, dass man sich hier wenigstens die Richtung aussuchen kann, in der man manipuliert wird, aber das macht die Sache eigentlich nicht besser.

  • H

    Ja - es ist wirklich schlimm. Das Gros der FB-Nutzer reiht sich ein in die Phalanx der Gaffer bei Kfz-Unfällen und den TV-Glotzern beim Schrott der Privatsender am Nachmittag bzw. Abend (Dschungelcamp). Gute Nacht, kann man da nur sagen...

    Ich habe damals schon befürchtet, was diese Bewegung auslösen wird und gar nicht erst damit angefangen. Ein Blick im Vorbeigehen auf den Monitor eines aktiven FB-Users hat schon öfters Schüttelfrost erzeugt.

  • I

    Gut recherchiert, gut geschrieben!

  • J

    Nein - das ist keine "fb-Freundesbeweis": Sie sprechen mir aus der Seele, Herr Krumrey! Obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste: Ein seltsames Bild mit dem Text: "FASSUNGSLOS - das müssen Sie sehen!" habe ich auch schon mehrfach geklickt. Über die eigenen psychologischen Fallstricke muss man ziemlich intensiv nachdenken, wenn man dagegen gefeit sein will. Das ist anstrengend - und genau das wollte ich ja vermeiden.

    Leider ist es nun so, dass gerade die Leute, die darauf achten, nur echte Freunde zuzulassen, eben nicht so einfach bei fb aussteigen können. Echte Freunde verlässt man nicht gern ohne triftigen Grund.

    So habe ich mich entschieden, dem Zuckerberg-Programm noch eine Chance zu geben - aber nur genau eine.

  • H

    Einen Vorteil hat die Sache: Auf Facebook betreue ich eine Seite für die DFG-VK. Man bekommt automatisch die Seiten mit, die ebenfalls an einem Thema arbeiten.

    Leider bekommt man auch viele Spinner mit, wie im Artikel beschrieben. Das führt dazu, dass man Recherche lernt, wenn man selbst Fakten posten will. Das Traurige dabei ist die Unzuverlässigkeit selbst als seriös angesehener Quellen.

    Ein unpolitisches Beispiel aus der Vergangenheit: Der Spiegel brachte irgendwann einmal eine Serie über Intelligenz in den 70er Jahren. Als fortgeschrittener Psychologiestudent, der zu dem Thema neben dem Studium noch viel las, ging ich die berichteten Fakten durch und kam auf eine Fehlerquote von fast 50%.

    Inzwischen sind Journalisten unter deutlich größerem Zeitdruck und die politischen Quellen sind deutlich unzuverlässiger. "Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit." Menschen neigen dazu sich ihre Meinung bestätigen zu lassen. Da helfen nur Freunde, die anderer Meinung sind. und mit denen man geduldig und offen kontroverse Themen diskutieren kann.

    Das geht mir ebenso. Ich freue mich immer über schlaue Menschen, die nicht meiner Meinung sind. Und so manches Mal dachte ich nach einem Gespräch anders. Es klingt etwas desillusionierend, was sie über den Zustand des Journalismus schreiben, aber ich stimme zu. Speziell Medien, die früher zwischen echter Information und Entertainment waren, schreiben nur noch Quatsch für die Quote. "Hauptsache, Alessio geht es gut"

  • A

    Wenn man hier die Kommentare liest, kommt man sich auch vor wie in einer Echo Kammer. Alle geben dir Sven recht. Aber die Echo Kammer fängt ja viel früher an als bei Facebook. Wir vertrauen unseren Eltern machen ihnen vieles nach ohne zu hinterfragen. Erst später fangen wir an unseren eigen Weg zu suchen und dann wird es gefährlich, weil wir dann anfällig sind für allen möglichen Ideologien auf der Suche nach uns selbst.

    In einer Echo-Kammer stünden negative Kommentare nicht gleichberechtigt neben positiven, hier im Blog hier schon. :) Was die Erziehung angeht: Sicher, wir vertrauen zuerst auf das, was uns die Eltern sagen. Aber wir nehmen auch rasch andere Signale auf und entwickeln daraus unsere Sicht der Welt. Dabei nehmen wir aber auch widerstrebende Meinungen auf und verarbeiten sie. Ist man in der Echo-Kammer, geht es in genau eine Richtung und das ist halt nicht optimal. Ein Freund nannte es launig "pluralistisch wie Nord-Korea, nur mit vielen Kaufmöglichkeiten".

  • r

    Nun, selbständiges Denken ist ja auch heute eher unmodern und wird nicht mehr gelehrt. Dafür hat man ja FB.

    Es liegt doch an uns Eltern (und auch Großeltern) unseren Sprößlingen zu lehren zu denken, zu hinterfragen und eigene Meinungen aufgrund vielfältiger Informationen zu bilden. Was Eltern nicht gelernt haben können sie auch nicht ihren Kindern beibringen.

    Wenn man den ganzen Müll (man verzeihe mir diese Bezeichnung) von FB entfernt bleibt doch höchstens 1% übrig der hilfreich, lehrreich oder informativ ist.

    Leider ist die Masse doch aber an den 99% interessiert. Also wird sich auch kaum etwas ändern.

    Als ich noch in Berlin lebte war ich immer wieder erstaunt wenn Menschen ihren Bildungshunger mit "1x Bild und 1x BZ bitte" stillten (BZ ist die Berliner Antwort auf die Bild). Hoch lebe die Einseitigkeit.

  • t

    Ich löse für MICH (andere kann ich kaum damit beeinflussen) die "Sache" mit FB & co auf folgende Art:

    Facebobook & co sind KEINE sozialen Medien,sondern Portale von PRIVATEN US Amerikanischen Firmen, die Milliarden mit Nutzerdaten verdienen, die die "Lemminge" bereiwillig geben... Allerding werden dort niedrige Instinkte angesprochen. (Sigm.F. würde es als das "Es" bezeichnen). Die gleichen niedrigen Instinkte die sich z.b. Dschungelcamp "reinziehen" um sich, (mit Verlaub) "aufzugeilen"...

    Da ich selbst daran nicht immer denke , habe ich die Host Datei so konfiguriert, das ALLES, aber auch ALLES von Googlewerbung, Facebook & co auf 0.0.0.0 verwiesen wird, somit also ins "Nirwana" führt..Den Rest erledigen Blocker.Js und Flash gibt es auf meiner Maschine schon lange nicht mehr......

    Ich sehe also NICHTS davon...Auch keinerlei Werung auf Seiten von Verlagen...Aber die jammern bereits das sie den OnlineAuftritt nicht von Ihren verkauften Zeitungen bezahlen können. Denn dort sind auch Lohnempfänger tätig...

    Nun ist mir natürlich schon klar, dass das "Internet" im Grunde gratis ist (bis auf einige OnlineNachrichten, für die man zahlen soll).

    Wenn Betreiber, die ihren (teuren)Webauftritt durch Werbung finanzieren, merken, das keiner mehr die (Zappel)Werbung sieht (was ohnehin sehr sehr fragwürdigen Erfolg erzielt) dann wird das "Gratis" auf den Prüfstand gestellt....

    Was dann folgt weiss ich nicht...

  • M

    Die Erkenntnis die daraus erwachsen muss ist die, dass der Umgang mit den Medien geschult werden muss. Zuhause und professionell. So etwas gehört schon als Fach in die Schule und ist und ist unglaublich wichtig. Nur so erreichen wir langfristig wieder einen besonneren, sachlicheren Umgang mit Themen jeder Art. Ich lese mir gerne Kommentare zu Artikeln, Posts etc. durch. Leider wird mir oft sehr schlecht dabei, denn der Anteil an destruktiven Kommentaren ist sehr hoch.

    Nur durch geschulten Umgang mit der Flut an Informationen können wir auch einen echten Mehrwert daraus schöpfen.

    Exakt. In den Schulen sollte auch eine gewisse Medienkompetenz gelehrt werden. Der Umgang mit sozialen Netzwerken und den modernen Medien sollte hinterfragt und die Mechanismen offengelegt werden. Wenn ich mir vorstelle, wie z.B. ein Zwölfjähriger ohne große Vorbilder in den von mir erlebten Strudel gerät - das kann ohne Übertreibung ganz böse enden.

  • T

    Da zeigt sich mal wieder- ob mit schon gefestigtem Weltbild oder nicht- wer DENKEN kann, ist klar im Vorteil! Und wenn man die Maschine da oben im Kopf manchmal, auch wenn's schwer fällt, anwirft, sollte alleine darauf kommen, daß "soziale" Netzwerke auch nur Verkäufer sind. Wenn man nämlich den Kunden verärgert oder zuwiderlaufende Beiträge anbietet, kommt der vielleicht auf die Idee, nicht ernst genug genommen zu werden...

    MfG

  • L

    Chapeau Sven! Ich kann, ja muss mich den vorangegangenen Kommentatoren nur anschließen!

    Schade, eigentlich müsste das auf der ersten Seite der Bildzeitung erscheinen.

    Lieben Dank! Ich denke, die Chancen sind auch ohne Kai Diekmann nur gering. :)

  • F

    Ashampoo goes Enthüllungsjournalismus XD

    Schöner Artikel. Aber hier versauert er. Das ist viel zu schade. Sprechen Sie bitte mal mit Mimikama.at

    Vielleicht würden die das weiterverbreiten.

    Sie haben wunderbar die reale Gefahr der "sozialen" Netzwerke beschrieben. Egal wie man es nennen will, ob Echo-Kammer oder Filterblase, Kern ist, diese Medien sind extrem gefährlich, wenn der Nutzer nicht über entsprechende Medienkompetenz, gepaart mit mindestens durchschnittlichen kognitiven Fähigkeiten, verfügt.

    Dummheit gab es schon immer, aber das Vernetzen und gegenseitige Bestätigen noch so kruder Ideen ist Folge der neuen Medien.

    Wenn man darüber nachdenkt und den Faden weiterspinnt, wird man blaß.

    Ich vermute, Ihnen wird zeitweilig auch das kalte Grausen den Rücken runtergelaufen sein.

    Spätestens dann, wenn man merkt, diese Leute glauben wirklich daran. Egal ob Flatearther, Verschwörungtheoretiker oder anderer extremistischer Sumpf.

    In hundert Jahren beginnen Gruselgeschichten mit: Es war einmal in FB...

    Danke! Sagen wir so: Das war wohl die Recherche, wo ich am meisten gestaunt habe, ein paar Momente des Grausens waren durchaus dabei. Ich hätte nicht gedacht, wie mitreißend selbst die unsinnigsten Thesen präsentiert und verteidigt werden können.

    Es lesen eigentlich immer genug Menschen mit, damit dieser Artikel nicht "versauert", auch wenn wir uns natürlich mit den Großen der Branche in Sachen Reichweite nicht messen können. Wer den Text teilen möchte, ist natürlich herzlich dazu eingeladen. :)

  • W

    Danke für diesen sehr aufschlussreichen Artikel! Mir ist so einiges klar geworden. Die geschilderten Mechanismen sind so logisch, dass man Angst davor bekommen kann. Man sollte sich ernshaft fragen, was dagegen unternommen werden kann.

    Übrigens: Ich benutze keinerlei soziale Netzwerke!

    Willi

  • r

    Hallo Sven,

    es freut mich einen so kritischen Artikel, zum Thema Echo-Kammer, erklärt mit einfachen Worten, der es auf den kleinsten Wissenspunkt bringt, hier bei Ashampoo zu finden. Es sollte Dich ehren, denn wärst Du bereit diesen Text in ein 250 seitiges Buch zu gliedern würde man Dir die Doktorwürde übertragen. Andere kriegen für verwirrendes Unwissen doch auch so einen Titel.

    Mach weiter so. Ist gerade auch mein Thema.

    Immer gerne. Ich denke das Thema ist wichtig, egal welcher politischen oder sozialen Richtung man auch angehören mag. Da ich schon wieder am nächsten Blog sitze, muss ich das mit dem Buch leider verschieben. :)

  • O

    In der zeit die ich mit dem gesichtsbuch verschwendet habe, habe ich das bewährte mittel der verwirrung eingesetzt. Von antifa-, npd, cdu und pds- einträgen bishin zu klassirscher musik, strickkursen, fotos vom ende der erde usw. habe uch ein bunten strauss blumen hinterlassen. Wer die auswerten und nutzen wollte wat sicher überrascht....

    Das klingt nach perfekter Verwirrungs-Taktik. :) Likes und Shares sind bei einer Person normalerweise nicht ganz verwirrend. Strickkurse per FB finde ich aber richtig cool.

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