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Was sind Upload-Filter?

Das Europaparlament stimmte kürzlich über eine große Reform des europäischen Urheberrechts ab. Mit den neuen Gesetzen sollen fortan die Urheberrechte in einem stärkeren Maße geschützt werden. Umstritten sind vor allem Upload-Filter, mit denen schon beim Hochladen entschieden werden soll, ob ein Video, Song oder Bild gegen das Urheberrecht verstößt. Rechteinhaber wie Filmemacher, Musiker und Autoren weltweit verfolgen das Geschehen und sehen ihre große Stunde gekommen. Doch was sind Upload-Filter, wie funktionieren sie – und weshalb sind sie so umstritten?

So wird sich das Internet ändern

Zuerst: Jeder Politiker vermeidet das Wort Upload-Filter, weil es höchst unpopulär ist. Das klingt nach Überwachungsgesellschaft, ein Hauch „1984“ schwingt mit und keine Partei will damit in Verbindung gebracht werden. Also nennt man es lieber „Inhaltserkennungstechniken“, technisch umgesetzt werden diese Techniken dann (Sie ahnen es) mittels jener Upload-Filter. Es wird also ein böses Wort nicht genannt, um die Bürger / Wähler nicht in Unruhe zu versetzen, auch wenn die Realisierung technisch identisch ist, das macht Sinn! Es soll fortan automatisch bei jedem Upload ins Internet (z.B. Facebook, Instagram, Twitter, YouTube, etc.) untersucht werden, ob gegen das Urheberrecht eines Rechteinhabers verstoßen wird. Jede profitorientierte Seite, die älter als 3 Jahre ist, muss mitziehen, wenn sie keine Strafe riskieren will.

Wenn aber effektiv verhindert werden soll, dass geschützte Inhalte illegal hochgeladen werden, so müsste idealerweise ein technischer Abgleich mit einer Datenbank erste Verdachtsmomente liefern und abschließend ein schlauer Mensch drüber schauen. Das ist jedoch aufgrund der schieren Menge (allein bei YouTube werden täglich 1 Milliarde Stunden an neuen Videos hochgeladen) nicht möglich. Es wird also zuerst eine riesige Datenbank erstellt, in die Muster von sämtlichen urheberrechtlich geschützten Medien eingepflegt werden. Danach werden alle Daten, die man hoch lädt, automatisch mit dieser Datenbank abgeglichen. Man wird wohl vorher die Daten analysieren und dann einen sog. Hashwert von ihnen erstellen. Dieser Wert ist einzigartig und einem bestimmten Medium (z.B. einem Bild) zugeordnet. Wird etwas hochgeladen, erstellt man ebenfalls einen Hashwert davon und vergleicht dann den Wert mit der Urheberrechts-Datenbank. Ist eine Übereinstimmung zwischen den Werten da, kommt die Datei (also z.B. das Video) erst gar nicht ins Netz, sondern wird geblockt. Anders als jetzt, wo Daten zumeist erst im Netz stehen, bis sich ein Rechteinhaber beschwert, soll zukünftig das Blocken früher geschehen.

Es wird genau dann schwierig, wenn keine 1:1 Kopie vorliegt, also eine Änderung oder Bearbeitung vorliegt. Nehmen wir an, ich lade einen Hollywood-Blockbuster auf YouTube hoch. Selbst dem Dümmsten dürfte klar sein, dass dies nicht legal ist und die Rechteinhaber hier ihr Veto einlegen. Doch wie wäre es mit einer kleinen Parodie? Also wenn ich einen Teil des Videos nehme, umschneide, mit Effekten, Kommentaren und neuer Musik unterlege und damit etwas Neues, Lustiges erschaffe? Hier wird etwas an geschütztem Material verändert, es gibt keine komplett identischen Inhalte, der Vergleich mit dem Original bringt nichts. Schaut man ins Internet, ist die Zahl von Parodien, Anspielungen und Bearbeitungen riesig und ein wichtiger Teil der weltweiten Internetkultur. In diesem Moment müsste nun ein Algorithmus zwischen bloßem geistigen Diebstahl und z.B. Satire entscheiden und da beginnt das Problem. Denn künstliche Intelligenz ist faszinierend, schnell und flexibel – aber sie hat keinen Humor, kein menschliches Verständnis und v ersteht keine feinen Differenzierungen, die uns Menschen eigen sind.

Künstliche Intelligenz versteht uns Menschen nicht wirklich Künstliche Intelligenz versteht uns Menschen nicht wirklich

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Sie haben sich ein feines Modell von LEGO gekauft. Später wollen sie es wieder verkaufen und machen ein schönes, detailreiches Foto von der Box und wollen es bei eBay reinstellen. Mit etwas Pech vergleicht der Upload-Filter dieses Foto mit den Daten, die LEGO hinterlegt hat, sieht hinreichend Ähnlichkeiten und schon ist das Bild weg, niemand wird es im Internet sehen. Ärgerlich, oder? Oder sie posten auf Facebook den Screenshots eines Zeitungsausschnitts, eine Karikatur, ein GIF aus einem Film, alles landet in den Fängen der Automatik. Ob es Humor ist, Information oder gar Bildung, es wird geblockt, was nicht sein darf. Und da die Portale haften, ist davon auszugehen, dass mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Was auch nur entfernt illegalen Inhalten ähnelt, wird nicht veröffentlicht, die nächste Klage der Rechteinhaber wartet ja schon. Kritiker gehen deshalb vom sog. Overblocking aus, einer komplett übertriebenen Filterung.

Die Inhalte einer Zeitung sind im Regelfall urheberrechtlich geschützt. Wie soll aber Facebook wissen, was in welcher Zeitung heute drin stand und somit zu löschen wäre? Nichts ist älter als die Zeitung von gestern, also werden im Internet zumeist topaktuelle Inhalte geteilt. Sollen also sämtliche Zeitungen ihre aktuellen Ausgaben hochladen, damit sie gleich von der Datenbank verarbeitet werden? Anders könnte ein Portal Übereinstimmungen kaum erkennen, Ausschnitte sind noch schwieriger, hier müssten Abgleiche über automatische Texterkennung erfolgen, natürlich alles tagesaktuell. Es sei denn, ein Algorithmus blockt alles, was irgendwie nach Zeitung aussieht und erwischt damit auch lokale Vereinszeitungen, historische Ausgaben und auch die Hochzeitszeitung der lieben Nachbarn. Auch Bildungsangebote wie Wikipedia könnte so massive Probleme bekommen, hier ist das Zitat und die Nutzung von Bildern und Texten Grundlage vieler Quellenforschung. Genau das, befürchten Experten, würde eine immense Verarmung des Internets in Gang setzen.

Interessant wird es auch bei Live-Übertragungen, wie soll hier geblockt werden? Dürfen Gamer weiterhin im Internet übertragen, wie sie ein Spiel spielen? Die Spiele selbst sind ja urheberrechtlich geschützt. Wie man diese Streams überhaupt technisch überwachen will, ist noch nicht hinlänglich geklärt, auch wenn es dies gesetzlich verlangt wird. Auch die Erschaffung der künstlichen Intelligenz ist noch längst nicht so weit, um die Vorgaben zuverlässig umzusetzen. Zwar arbeitet z.B. YouTube schon seit Jahren daran, Motive und Gesichter zu erkennen, doch funktionieren diese Filter nur mit grober Streuung. Menschen werden fälschlicherweise als nackt erkannt, klassische Kunstwerke der Renaissance zur Pornographie erklärt und zuweilen dunkelhäutige Menschen als Affen identifiziert. Und diese Filter sollen nun ohne grobe Aussetzer die Uploads im Internet regulieren? Das scheint mir mehr als gewagt.

Was nicht erwünscht ist, könnte abgewürgt werden Was nicht erwünscht ist, könnte abgewürgt werden

Ein weiterer Ansatz, den viele Datenschützer bemängeln: Mit diesem Upload-Filtern hätte man alle Möglichkeiten, um das Netz einer strengen Zensur zu unterziehen. Sicher, in den Gesetzen steht nichts davon drin, aber man hat mit dieser Reform technisch dann alle Mittel zur Umsetzung. Welche Länder werden nicht widerstehen können, ihren Bürgern genau auf die Finger zu schauen und ungeliebte Themen und Meinungen gleich aus dem Netz kegeln? Wenn jede Datei kontrolliert werden kann, wird die Versuchung groß sein, politische Gegner ruhig zu stellen. Ein Bild mit regierungskritischem Inhalt wird populär? Eine kleine Änderung des Upload-Filters und es wird aus dem Netz getilgt! Eine wirklich grauenhafte Vorstellung!

Und wenn sich nun die Leser*innen jenseits der EU wohlig zurücklehnen, es sei ihnen gegönnt! Doch vielleicht ist es verfrüht. Auch amerikanische / internationale Lobbyisten habe nicht nur in Europa ihr Werk getan, sie arbeiten schon daran, in anderen Staaten ähnliche Gesetze zu installieren. Denn dass viele Urheberrechte weltweit verbesserungswürdig sind und nicht wirklich mit dem Internet konform gehen, ist unbestritten. In welcher Weise und mit welchen Mechanismen man Probleme in der Griff bekommen will, unterscheidet sich jedoch stark. Ich wünsche Ihnen ein möglichst freies, von keinen automatischen Löschungen geregeltes Internet, wo sie auch immer sitzen!

Was mich interessieren würde: Sollten Politiker über Dinge entscheiden, von denen sie ganz offensichtlich nichts verstehen?

19 Kommentare
  • W

    Zum Glück ist die Diskussion um Upload-Filter hier nicht so aufgeregt wie in anderen Medien.

    Es geht doch wohl darum, dass geistiges Eigentum bei Nutzung durch Dritte anständig bezahlt wird. Andernfalls werden z.B. Verlage nicht lange überleben können und Kultur-Schaffende bald nur noch ehrenamtlich tätig sein können.

    Wäre nicht die einfachste Lösung, dass jedes aus dem Netz gefischte geistige Eigentum bezahlt wird? Wenn z.B. ein Text vom Upload-Filter erkannt wird, wird dieser nicht gelöscht, sondern es wird automatisch ein gewisser Betrag - je nach Länge des Textes - vom Konto des Absenders des Textes oder, falls nicht identifizierbar, vom Konto von Facebook & Co. auf das Konto des

    Rechte-Inhabers gebucht. (Gilt natürlich nicht für kriminelle Inalte und drgl.)

    Dann wäre doch beiden Seiten gedient.

  • O

    Hallo Sven, da haben Sie aber ein ganz heißes Thema angefasst!

    Die Idee zur Wahrung des Urheberrechts für die geistigen Erzeugnisse eines Menschen in Text, Ton oder Bild hatte bekanntlich schon seit jeher gegolten und wurde auch weitest gehend beachtet bis, ja bis die digitalen Medien, besonders das WWW kamen. Bekanntlich macht Gelegeheit auch Diebe.

    Ich musste die Missachtung des Urheberrechts leider schon mehrfach als freier Mitarbeiter einer Tageszeitung bei Publikationen von Fotografien, deren Untertextungen von den gewissenlosen Internetpiraten einfach so und zum Nachteil, teilweise sogar mit meinem Signum, verändert worden waren, miterleben. Zusammen mit meiner Redaktion wurde der Diebstahl oft bis zur Androhung prozessualen Vorgehens durchgeboxt. Erst danach war dann Ruhe.

    Insofern kann ich den Versuch zur Rechtewahrung im Internet nur begrüßen. Aber beim künftigen Einsatz solch so genannter Uploadfilter habe ich genauso viel Bauchschmerzen wie Sie, Sven. Da scheinen bestimmt einer, wenn nicht gar mehrere Gordische Knoten zu entstehen, die so dick sind, dass sie wohl niemals durchschlagen werden können. Deshalb kann ich andererseits auch die Proteste gegen die Filterung verstehen. Wer ehrlich handelt, nimmt ja auch nicht einfach fremdes, ideelles Eigentum und lädt es zum nunmehr eigenem Nutzen ins Netz hoch.

    Ein von Ihnen nicht deutlich angesprochener Knackpunkt der besagten Filterung ist doch ebenfalls, dass zum Kopieren oder Benutzen der Inhalte erworbene Genhmigungen oder Lizenzen - egal ob zahlernmäßig begrenzt, kostenfrei oder gegen Gebühren - als solche legalen Uploads einfach nicht erkannt werden können - oder irre ich mich da? Immerhin könnte dies zu einer groß angelegten, recht fatalen Blockade durchaus rechtmäßiger Uploads führen.

    Die ganze Geschichte ist jetzt nach meiner Sicht nur durch die ständig im Vergleich zu den Ehrlichen steigende Anzahl von Datendieben im Internet zustande gekommen, gegen die sich verständlicher Weise die Urheber von Werken verschiedner Art berechtigt wehren wollen. Dies könnten sich die gegen die Filterung Protestieren fairer Weise auch einmal deutlich vor Augen führen.

    Heutige Politiker - bezüglich Ihrer Frage - haben nach meiner Meinung eigentlich noch nie verbindliche Entscheidungen getroffen, gleichgültig, ob sie etwas von der Sache verstehen oder schlimmer noch: nichts. Da fehlt einfach der Bezug zum wirklichen Leben. Es wird geredet, geredet, Lippenbekenntnisse werden abgelegt, so etwa: Wir überlegen, weil wir könnten, sollten, müssten ... - aber es wird nicht wirklich gehandelt. Es fehlen halt die echten Macher mit ausreichend (Lebens)Erfahrung und Empathie, die mit Herzblut Politik betreiben. Mich wundert es nicht, dass der Stand der Berufspolitiker im Volk immer weniger geachtet wird. Wirklich effektives Handeln und Umsetzen zum Wohle der Bürger ist leider zur Mangelware geworden.

    Viele Grüße an Sie, Sven, aus dem Süden unserer Republik

    von Ortfried

    Hallo Ortfried, das Problem der legalen Uploads kommt noch dazu, vollkommen korrekt! Das LEGO-Beispiel fällt in eine ähnliche Sparte, hier ist bislang kein Rechteverwerter eingeschritten, in Zukunft könnte es aber passieren. Es ist etwas desillusionierend, dass sich eigentlich alle Kommentatoren einig sind, was die Kompetenz der politischen Entscheider angeht - und man es irgendwie resignierend akzeptiert.

  • H

    Hallo Sven,

    Ziel der ganzen Geschichte ist es doch die Urheber zu schützen und dafür zu sorgen das diese eine gerechte Bezahlung für ihre Werke erhalten.

    Die upload filter haben doch im Hintergrund den Bezug zum Urheber. Die Ersteller der upload können doch aufgefordert werden die gefundene Passage vor einem erneuten upload zu löschen oder einen Obulus dafür zu entrichten.

    Dies würde doch technisch keine Probleme bereiten.

    Ich kann im Internet bestellte Ware doch auch problemlos kaufen und sofort bezahlen.

    Viele Grüße aus Geldern

    Hermann

    Sicher sollen die Kreativen fair bezahlt werden, nur ist die Frage, wie es umgesetzt wird. Und da wird es voraussichtlich so realisiert werden, wie beschrieben. 1:1 Kopien werden halt selten ins Netz gestellt, ein veränderter Pixel sorgt dann schon dafür, dass es keine exakte Übereinstimmung ist- und dann beginnen die Probleme. Um beim Lego-Beispiel zu bleiben: Soll ich eine Lizenz kaufen, damit ich das LEGO-Modell bei Ebay reinstellen darf? Da fehlt die Verhältnismäßigkeit, leider.

  • H

    "Herr Abgeordneter - was haben Sie in Ihrer letzten Rede zu den Upload-Filtern gesagt?"

    "Nichts."

    "Ja, das weiß ich, aber wie haben Sie es formuliert?"

    Um einen von mir veränderten Musiktitel bei YouTube hochladen zu können, habe ich vor Jahren zuerst die Plattenfirma (CBS) angeschrieben. Von dort wurde ich dann an ein Unternehmen in Berlin verwiesen, die wiederum mich an eine weitere Unternehmung verwiesen und so fort. Letztlich bin ich bei Sony in USA gelandet, aber alle Anfragen bezüglich einer Genehmigung zur Veröffentlichung blieben unbeantwortet.

    Dieses einmal, um aufzuzeigen, dass so Manches nicht einfach ist.

    Lieber Sven, in Ihrem letzten Absatz steht etwas, was unsere Nachbargemeinde gerade offiziell gemacht hat: ihre Einwohner werden ab sofort mit dem Gender*sternchen zu tun haben.

    Sind Sie sicher, dass Ihre Blogs ebenfalls so geschmückt werden sollen? Uli Stein hatte bereits vor mehreren Jahren eine Kasperle-Vorstellung gezeichnet, wo der Kasper die Kinder begrüßt: "Hallo liebe Kinderinnen und KInder." Darauf einer der (Mäuse-)Zuschauer zu seinem Nachbarn: "Es ist eine Aufführung der örtlichen Frauengruppe."

    Manche Dinge können auch übertrieben werden. Bislang war es nie ein Problem, aber irgendjemand hat mal wieder einen Albtraum gehabt...

    Sie dürfen meinen Kommentar nach Kenntnisnahme gerne ad acta legen - er muss nicht veröffentlicht werden, da es lediglich eine Information für Sie sein sollte.

    Schöne Grüße aus Holstein,

    Reinhard

  • P

    Ach Gott, diese Uploadfilter gibt es in Deutschland schon lange, z.B. für YouTube. Vor einiger Zeit habe ich einer Community von dieser Plattform einen Link eines österreichischen Kabarettisten zur Ansicht geschickt. Die Mitglieder aus Deutschland konnten ihn nicht öffnen. Ein findiger User hat mir dann geschrieben, er hat seinen Browser anonymisiert, sodass dieser glaubte, er sitzt in Dänemark, da hat er den Link öffnen können.

    Sie konnten das Video *wahrscheinlich* nicht öffnen, weil es für Deutschland nicht freigegeben wurde. Wenn YouTube wirklich etwas sperrt, dann für alle Länder. Allerdings stimmt es schon, dass YouTube erste Filter am Start hat, um 1:1 Kopien aus dem Verkehr zu ziehen. Die neuen Upload-Filter wären dann von gänzlich anderer Qualität, wie bereits im Text beschrieben.

  • R

    Für die meisten Politiker ist das (klassische) Internet ja noch Neuland (z.B. Merkel) oder ein Medium bei dem Pornografie "ausgestrahlt" wird (z.B. Beckstein). Wie sollen solche einfachen Menschen (Politiker) solche komplexen Vorgänge auch nur annähernd verstehen?

    Wenn Politiker nur über das reden würden, von dem sie etwas verstehen, dann müssten einige von ihnen für ewig stumm bleiben. Aber was macht man als Politiker, wenn man etwas nicht kennt und irgendwie Angst davor hat? Genau, wenn es die Macht hergibt, dann verbietet man es schnell!

    Künstliche Intelligenz muss überall da her, wo es an der natürlichen mangelt. Bis man genug Angst davor hat und sie wieder verbietet. Deutschland Technologiestandort? Aber bitte nur strengstens reguliert!

    Das ist in der Tat ein Problem. Wir könnten wirklich ein Technologiestandort sein, es gibt so viele kreative und innovative Köpfe. Man wirft ihnen allerdings immer wieder Stöcke zwischen die Beine und wundert sich dann, weshalb es nicht weiter voran geht.

  • W

    Hallo Herr Krumrey,

    unterschätzen Sie bitte nicht die Politiker. Selbstverständlich haben diese überhaupt keine Ahnung, was dort technisch abläuft. Aber sie haben eine feine Nase dafür, ob etwas zur Erweiterung der Kontroll- und Überwachungsmöglichkeiten taugt. Ob man einem politischen Gegner schaden kann, ob man die Bürger gängeln, überwachen und kontrollieren kann, ob sich Vorteile für den eigenen Posten und Machtbereich ergeben - all diese Dinge sind viel wichtiger für einen Politiker, als die in die Fernsehkameras mit ernster Miene geheuchelten "Interessen der Bürgerinnen und Bürger (oder ganz allgemein 'Menschen')". Ginge es tatsächlich um die Rechteinhaber, würde das Gesetz deren faire Entlohnung regulieren und fördern, statt das Blockieren von Inhalten. Aber zwischen angeblichen und tatsächlichen Zielen eines Gesetzes liegen oft Welten, siehe DSGVO, NetzDG, Energiewende, Bankenrettung und Migrationspakt. Das ist auch der Grund dafür, dass solche Gesetze bewusst sehr schwammig und undurchsichtig, ja sogar widersprüchlich formuliert sind. Man kann sie beliebig interpretieren, je nach Vorgabe lässt sich daraus jede Handlung rechtfertigen oder bestrafen. Für die herrschende Politkaste ist es immer gut, wenn die Untertanen nicht genau wissen, was richtig und was falsch ist.

    Und noch eine Anmerkung zu den Zahlen. Die Uploadrate von neuen Viedos bei Youtube ist ca. 7 Std. Material pro Sekunde (also ca. 600.000 Stunden pro Tag). Eine Milliarde Stunden täglich ist die Menge angesehener Videos.

  • G

    Verschwörungstheorien hin oder her, hier entsteht ganz einfach ein weiterer Baustein zur absoluten Kontrolle und Filterung unangenehmer Meinungen, Beiträge usw. Und, die Künstler die das alles so befürworten, werden wohl bald merken, dass sie gar nicht so viel davon haben, sondern eigentlich nur unter den Deckmantel, somit ihre Ansprüche sichern zu wollen, instrumentalisiert wurden. Wobei ich schon dafür bin, dass youtube und Co. einen angemessenen Beitrag für künstlerische Urheberrechte entrichten sollten.

    Übrigens nebenbei bemerkt: wie man sieht habt Ihr Euch auch dem „Genderismus“ (Leser*innen) angeschlossen, hier geht es doch schon los – die Welt wird immer Wahnsinniger. Das wäre auch mal ein Thema, da selbst Frauen sich „am Kopf greifen“ und fragen, ob wir keine anderen Probleme haben. Aber wenn schon, dann bitte auch noch ein „divers“ einfügen.

    Sehen Sie dieses Sternchen als Respekt für meine Leser*innen, ansonsten schreibe ich ja nach alter Väter Sitte. :)

  • W

    Wieder mal ein toller Artikel mit wirklich guten Beispielen.

    Grundsätzlich bin ich der Meinung, daß viele Politiker absolut keine Ahnung haben, was sie da letzten Endes angerichtet haben. Das beweist die Tatsache, daß alle immer nur von der Wahrung des Urheberrechts sprechen und überhaupt nicht definieren können, welches denn ein urheberrechtlich geschützes Werk (Film, Artikel, Foto) mit Honoraranspruch sein soll. Den Unterschied zwischen einem geschützes Werk und frei zugänglichen Werken können die schon gar nicht erklären und behaupten z.B. "private Fotos sind nicht betroffen".

    Den Bürgern geht es aber leider oft genau so. Im Bekanntenkreis gab es schon manche Diskussion.

    Es will leider kaum jemand verstehen, daß es rein urheberrechtlich keinen Unterschied gibt ob z.B. ein Profifotograf / Journalist oder ich ein Foto bzw. Video erstelle (beide sind erst mal die Urheber) und sich beide lediglich bei der Veröffentlichung durch den Honoraranspruch unterscheiden. Es begreifen nur die wenigen, die sich schon mal mit den Metadaten von Foto- / Videodateien beschäftigt haben, daß man diese Fotos/Videos beim Upload rein sachlich und technisch überhaupt nicht unterscheiden kann. Wenn man dann fragt, wie Facebook etc. zwischen gewerblichen und privaten Werken unterscheiden sollte, steigen die meißten gedanklich aus.

    Will damit sagen: Gegen die Wahrung eines Urheberrechtes und ein Honorar für die Arbeit hat eigentlich niemand etwas, aber das grundsätzliche technische IT-Problem der Unterscheidung ist vielen gar nicht klar.

    Darum sollte sich die Politik grundsätzlich aus diesen Dingen raushalten, was sie aber aus bekannten Gründen der Zensurmöglichkeiten nicht tun werden.

    Viele User werden also auf VPN-Server (im Ausland) ausweichen. Grundsätzlich verbieten kann man die Nutzung von VPN's wohl kaum, da inzwischen viele Menschen vom Home-Office oder aus dem Außendienst arbeiten und notwendigerweise über VPN auf Firmennetze zugreifen (national und international). Auch hier wieder ein knallhartes technisches Problem: Wie soll im Detail zwischen gewerblichem und privatem VPN-Gebrauch unterschieden werden, wenn alleine europaweit zigtausende oder hunderttausende Zielserver im Spiel sind ? Und von denen aus kann man dann wieder "normale" Internetrecherche betreiben, teilweise ist das ja auch beruflich notwendig und dürfte nicht unterbunden werden.

    Es bleibt spannend ...

    Danke für den kenntnisreichen Kommentar! Sicher, es hängt noch ein ganzer Rattenschwanz an Problematiken an den aktuellen Entscheidungen und ich habe keine Ahnung, wie man all das lösen soll, was man sich gerade eingebrockt hat.

  • J

    Guten Morgen,

    wenn Politiker nur das entscheiden dürfen, wovon sie etwas verstehen, dann gute Nacht Deutschland. Aber das wurde ja schon gesagt. Die EU- Vorschrift zum Datenschutz ist offensichtlich mit der heißen Nadel gestrickt. Die Grundidee mag ja aller Ehren wert sein, aber bevor es umgesetzt wird, sollte doch zuerst die technische Seite geklärt werden. Es erinnert stark an die "Elektromobilität". Bis 2030 keine Verbrennungsmotoren mehr.....aber keine Infrastruktur zum Laden, keine ausreichende Reichweite. Von der Nachhaltigkeit mal ganz abgesehen. Aber zurück....wer mit Kunst Geld verdienen möchte....wie haben die das eigentlich vor der Zeit des Internet gemacht? Ein Rechtsexperte hat vor kurzem mal gesagt, das die Gesetze eigentlich ja da sind, sie müssten nur besser überwacht werden, anstatt ständig neue Gesetze zu erfinden, um die Hilflosigkeit der Behörden zu kaschieren. Ich persönlich halte die Eu-Vorschrift für Schwachsinn, aber was kann man von einer Behörde erwarten, die sogar die Krümmung einer Banane regulieren will. Es wird sich zu gegebener Zeit alles wieder beruhigen, nachdem gewisse Berufsgruppen ihren Profit gemacht haben. In diesem Sinne,

    einen schönen Tag noch.

  • S

    Tja, wenn man das so liest, dann sieht das nach einem weit verbreiteten Phänomen aus: Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit. Dieses Problem ist aber nicht nur bei Politikern verbreitet.

    Was wird denn die Folge von dem allen sein? Man will es ja nicht wie die Chinesen machen und generell das Internet zensieren. D.h. ich kann mich noch immer mit der ganzen Welt verbinden. Also werden die Inhalte, die ich hier nicht hochladen kann, in einem Land hochgeladen, dass sich überhaupt nicht um Urheberrechte schert. Es wird also eine Verlagerung stattfinden und die Leute, denen das neue Urheberrecht helfen sollte, werden wieder nichts davon haben. Und die hiesigen Plattformen haben dann so wenige Uploads, dass man die auch ohne Uploadfilter "von Hand" durchschauen kann. Somit sind die entstandenen überfflüssigen Mitarbeiter in der IT-Branche auch wieder sinnvoll einsetzbar. (Oops, jetzt werde ich zynisch.)

    Es wird also wieder so sein wie bei der DSGVO: Mann wollte ein paar großen schwarzen Schafen auf die Finger klopfen und was ist passiert? Die machen weiter wie bisher und alle "Kleinen" müssen es ausbaden.

    Was das Land angeht, in dem man sich nicht um Urheberrechte schert: Ich dachte zuerst, halb Deutschland würde dann per VPN ins Netz gehen, aber auch diese Möglichkeit will man wohl langfristig verbieten. Es wird immer besser.

  • t

    Hallo Sven,

    sehr gut geschrieben!

    Politiker sollten darüber nicht entscheiden!

    Da Politiker alle von Lobbyisten bezahlt sind und sich somit selber schützen um ihren Platz am Trog zu erhalten ( das Peter-Prinzip). Man braucht nur der Frage nachgehen: Wem nützt es??

    Und da wird einem sofort klar, dem Künstler auf keinem Fall, eher der Diktatur ( EU- Führung ist nicht wählbar und unantastbar), was daraus Kapital schlägt und die Großkonzerne.

    Damit das Schuldsystem weiter ungestört alle ausplündern kann, müssen die Schafe weiter schlafen, wäre eine logische Erklärung.

    Jeder Protest wird da im Keim erstickt, traurig aber wahr.

  • I

    wenn das das gleiche Gremium ist, dass diesen nervigen Button erfunden hat, dass ich zustimme, wenn ich eine Internetseite öffne, dann sieht man schon, dass da keine Ahnung dahinter ist. Wenn ich den Button nicht drücke, dann kann ich die Seite nicht ansehen und wenn ich ihn drücke, dann dürfen meine Daten gesammelt werden.

    Die Lösung wäre doch ganz einfach … wenn Du nicht willst, dass Deine Daten gesammelt werden, dann gehe nicht ins Internet. Ansonsten bleibt doch alles beim Alten, außer, dass ich den blöden Zustimmungsbutton drücken muss bei jeder einzelnen Seite. Bei manchen Seiten wie bei Ebay oft noch öfter, wenn ich die Seite wechsele. Aber die Leute in der EU müssen ja bezahlt werden und dann wird Arbeit herbeigeschafft wie die viel zitierte Krümmung einer Salatgurke.

    Leider haben viele kleine Shops aufgegeben, wo ich gerne gekauft habe …

    Na klar, das stammt alles aus einer Hand, erstellt mit unvergleichlicher Fachkompetenz und gänzlich unberührt vom Lobbyismus. :)

  • M

    Genau aus diesen Gründen haben wir demonstriert, wurden erst nicht ernst genommen und dann als Bots und bezahlte Demonstranten bezeichnet; und letztendlich wurde eine ganze Generation frustriert und desillusioniert zurückgelassen.

    Und das ist vollkommen verständlich, die Reaktionen "das sind Bots", "die werden durch YouTube aufgehetzt", bis hin zu "die werden dafür bezahlt" waren vollkommen bizarr. So schafft man Politikverdrossenheit in hohem Maße.

  • W

    Ich bin der Ansicht, dass die meisten Politiker, bis auf wenige Ausnahmen, nicht wirklich wissen, was sie da mit allen so weitreichenden Folgen tatsächlich entscheiden !

    Auch etliche Journalisten – als selbst Urheber – sind Kritiker einer vorgeschalteten Zensur-Infrastruktur, welche politisch durchaus gefährlich werden könnte.

    Und diejenigen, die diese Urheberrechtsreform bejubeln und glauben dass sie dann besser bezahlt werden würden, dürfen vielleicht ihre Texte usw. nicht so einfach mehr online stellen...

  • B

    Hallo,

    neben der damit verbundenen Gefahr der Internetzensur ist es jetzt noch leichter für Menschen, irgendein Recht für sich zu beanspruchen. Ich hatte mal freie Musik zur Untermalung von Videos geladen, schon jetzt erscheint dann etwas con Copyright irgendwelcher Inhaber, die mit dem eigentlichen Verfasser des Stückes nichts gemeinsam haben.

    Vor allem aber kann damit jede Kritik an Politik oder Unternehmen sofort geblockt werden. Immerhin sollen die Nutzer ja davor geschützt werden, sich eigene Gedanken zu machen.

  • M

    Hallo Sven,

    ich finde es gut, dass das alles etwas ausführlicherl erklärt wurde, denn in der Diskussion bekommt man oft nur einige Schlagworte und eine Menge Aufregung mit. Also vielen Dank dafür. Nun ist mir aber auch klar, dass geistiges Eigentum schon aus Gründen der Gerechtigkeit geschützt werden muss - auch ohne dass dieser Schutz gleich zu einer Pfründe von Abmahnvereinen wird. Meine Frage also: Wie kann man sicherstellen, dass ein Autor, ein Fotograf, ein Musiker, der von seinem Werk vielleicht teilweise auch leben muss, nicht leer ausgeht angesichts der uferlosen Kopiermöglichkeiten? Sind pauschale Abgeltungen eine Lösung (Modell GEMA)? Oder wo ist sonst eine schlaue Idee?

    Viele Grüße

    Manfred Zindel

    Die Seiten könnten einen Teil ihrer Werbeeinnahmen verwenden, die Lizenzinhaber zu bezahlen. Es ist ein Witz, was z.B. YouTube an Künstler zahlen. Eine Löschung könnte dann auf Verlangen erfolgen, wie bisher. Ich bin durchaus dafür, dass Kreative Geld für ihr Schaffen kommen, aber bitte nicht um den Preis eines mit dem Kantenschneider gestutzten Internets.

  • G

    Deine abschließende Frage, die Du da stellst, ist wohl witzig gemeint? Die meisten Politiker verstehen ja von den meisten Dingen nichts!

    Und dass früher oder später so eine Pseudozensur kommen würde, war zu erwarten, wenn man ein wenig in die Aussagen der "Eliten" hineingehört hat. Vielleicht erinnert sich noch jemand an die Situation vor einigen Jahren, als eine Urheberrechtsabgabe auf Geräte eingeführt wurde, auf denen geschützte Inhalte "möglicherweise" kopiert oder "hätte gespeichert werden" können. Auch damals hatte ja ein vernünftiger Protest, dass hier eine Beweislastumkehr stattfindet, keinerlei Wirkung

    Ich hoffe, Sie sehen es mir nach, aber die Frage habe ich aus tiefem Frust geschrieben. Denn in all den Interviews mit den Verantwortlichen in den Medien spürte ich nie einen Hauch von Sachverstand gegenüber dem Thema. Die Entscheider hatten keine Ahnung, worüber sie entscheiden, was die Auswirkungen sein werden oder wie es technisch umgesetzt werden kann. Und das stimmte mich dann doch sehr verdrießlich.

  • A

    Wenn ich richtig schwarz sehe, dann sehe ich schon kommen, dass man sich wie vor 25 Jahren auf FTP-Servern irgendwelcher Untergrund-Gruppen umhertummelt, dort interessante Artikel liest und sich per verschlüsselter Datenübertragung noch mehr kleine, begrenzte Netzwerke auftun...

    Diverse Hacker werden einen Heidenspaß haben, zu versuchen, die Update-Filter-Mechanismen auszuhebeln, zu manipulieren und ein noch größeres Chaos zu verursachen, als es schon herrschen wird.

    "Schwarzsehen" ist da ein gutes Stichwort. Ich habe mich auch schon gefragt, ob ich die Dinge etwas zu düster sehe, aber lt. aktuellem Stand sieht es so aus wie beschrieben.

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