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Wer beklaut hier wen? Der ewige Ärger mit dem Urheberrecht

2012 war das französische Département Dordogne richtig sauer. Ein Verlag hatte Abbildungen der Höhlenmalereien von Lascaux veröffentlicht und Dordogne pochte auf die Einhaltung des Copyrights. Nachdem der Richter seinen Lachkrampf überwunden hatte, erklärte er, dass 17000 Jahre alte Malerei kaum geistiges Eigentum einer Gemeinde sein könnte und klappte die Akte zu. Ähnlich unverfroren gehen heute zahlreiche Verbrecher im Internet vor und versuchen mit Druck auf unbedarfte Nutzer und klaffenden Gesetzeslücken Geld zu scheffeln. Man spricht hier von Copyfraud (von engl. copy ‚Kopie‘; fraud ‚Betrug, Fälschung, Schwindel‘).

Kannten Urmenschen schon das Copyright?

Wer Videos ins Internet stellt, kann die Bekanntschaft mit unangenehmen Zeitgenossen machen. Ein Bekannter hatte seinen Urlaub in bewegten Bildern festgehalten und nicht einfach einen bekannten Popsong zur Untermalung genommen. Er wählte bewusst Musik aus dem Public Domain-Bereich, die zur freien Nutzung freigegeben ist. Kurze Zeit später bekam er Post von YouTube, „Soundshare GM“* beanstande das Video aus urheberrechtlichen Gründen, weil dieser Firma der Song gehöre. Als er dagegen Einspruch erhob, wurde dem stattgegeben und mein Bekannter genoss die trügerische Ruhe. Denn ein paar Tage später waren es gleich zwei Parteien, die angeblich die Rechte für die Musik besäßen.

Man legte ihm nahe, er könne doch als Ausgleich Werbung in seinem Video schalten, deren Geld dann an die Firmen ginge, als eine Art von Kompensation. Als er wiederum Einspruch einlegte (als Medienprofi war er sich seiner Sache sehr sicher), zogen auch diese beiden Parteien ihre urheberrechtlichen Ansprüche wieder zurück und er konnte sein Video unverändert auf der Plattform lassen. Die Folgen für die drei Betrugsversuche: Null. Erst wenn der Beklagte vor Gericht nachweisen kann, dass er dadurch Schaden erlitten hat, kann der Kläger dafür haftbar gemacht werden. Aber einfach mal zu versuchen, andere Menschen zu betrügen und unter Druck zu setzen, bleibt allgemein folgenlos.

Was ich zuerst als Einzelfall abtat, entpuppte sich während der Recherche als ein groß angelegtes Geschäftsmodell. Und das funktioniert so: Unter dem Namen „Content ID“ bietet YouTube einen Service, wo sich Rechteinhaber anmelden können. Dort laden die Firmen ihre Songs als Referenz hoch und Youtube vergleicht nun bei jedem Video, ob die Musik geschützt ist. Filme ich z.B. meinen Chef und unterlege das Video mit der Musik vom „König der Löwen“, mag das zwar inhaltlich sehr wohl passen, bedeutet aber eine Urheberrechtsverletzung. Der Rechteinhaber (in diesem Fall Universal Music) bekommt Bescheid, dass in meinem Video eines seiner Lieder genutzt wurde und kann sein Veto einlegen. Universal hätte dann die Möglichkeit, die Zugriffszahlen für das Video einzusehen, um zu entscheiden, ob das Video gelöscht oder Werbung zu ihren Gunsten geschaltet wird. Schaut das Video keiner, ist man manchmal kulanter.

Das Objekt der Begierde : YouTube-Werbeeinnahmen

Was bei diesem Beispiel sinnvoll klingt, hat in der Praxis so seine Tücken. Denn mit dem System ist Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Im Falle meines Bekannten hatten Betrüger vorgegeben, Inhaber eines ungeschützten Songs zu sein. Youtube prüft das nicht (oder unzureichend) gegen. Und so können vermeintliche Rechteinhaber massiv Kasse machen. Viele Menschen, die einfach mal ein Video hochladen, sind massiv verunsichert, wenn sich Content ID wegen einer Urheberrechtsverletzung bei ihnen meldet. Allzu schnell stimmen sie zu, dass der angebliche Rechteinhaber fortan das Geld für die Werbung einsacken darf. Besser man bekommt kein Geld, als möglicherweise verklagt oder gelöscht zu werden. Dabei werden die Betrüger nicht durch ein Video reich, die Masse macht es. Insider gehen davon aus, dass durchaus ein Drittel der YouTube-Werbeinnahmen durch Content ID abgeführt wird. Wie groß da der Anteil an Betrügern ist, bleibt bloße Spekulation. Hier von einem Milliardengeschäft zu sprechen, klingt jedoch realistisch.

So bleibt der einfache Nutzer, der nur mal ein Video hochladen wollte, um andere zu erfreuen, mit dem Schwarzen Peter sitzen. Viele knicken ein, beugen sich den digitalen Drückerkolonnen und geben so Werbegeld an ominöse Firmen ab. YouTube lehnt sämtlich Verantwortung dafür ab, die tatsächliche Rechtefrage zu klären. Man sieht sich als Übermittler, verweist auf seine Algorithmen die ja Übereinstimmungen zuverlässig aufzeigen und auf die Möglichkeit der Nutzer, Einspruch einzulegen. Die Gesetzgeber sind hingegen schlicht überfordert, anders kann man es nicht ausdrücken. Sie stolpern den aktuellen Streitfragen um Jahre hinterher, verstehen oftmals technische Zusammenhänge nicht und bringen nur ab und zu eine Einzelfallentscheidung zustande. Solange diese Betrüger aber nicht verfolgt werden, wird sich an dieser Praxis nichts ändern. Mir scheint, dass oftmals erst erheblicher gesellschaftlicher Druck nötig ist, bevor effektiv gehandelt wird.

Was mich interessieren würde: Finden Sie auch, dass sich das Recht viel schneller und flexibler an den technischen Wandel anpassen sollte? Sollten die Bürger nicht auch dann geschützt sein, wenn bestimmte Vergehen nicht schon seit vielen Jahren existieren?

*Name geändert

18 Kommentare
  • T

    Urheberrechte gelten offenbar NUR für große Firmen, die sich teure Anwälte leisten können. Einige haben das als Verdienstquelle mißbraucht. Über die, die z.B. von der Fotografie leben und die regelmäßig beklaut werden, redet keiner. Regelmäßig finde ich Fotos von mir, die ohne meine Erlaubnis verwendet werden. Ich muss allerdings das finanzielle Risiko eingehen, einen Anwalt einschalten und hoffen, dass ich eine Entschädigung bekomme. In rechtsfreien Ländern, wie Griechenland, Russland oder Italien fast aussichtslos. Wenn ich irgendwo zu Besuch bin und einen TV klaue, kommt die Polizei und ich bin vorbestraft. Wenn jemand meine Arbeit klaut, kann ich auf viel Glück hoffen...

    Ich kenne auch genug (mit Recht) genervte Fotografen, die vor ähnlichen Problemen stehen. Da wird nur noch im kleinen Kreis oder mit Watermark veröffentlicht, was ja auch nicht das Wahre ist.

  • I

    @Reiner Walch

    das ist schon richtig. Die Mitglieder hatten dann unter jeder Mail einen Text bezüglich Copyright infringement, aber wenn Leute direkt angegangen worden sind, die kein Geld haben für einen Rechtsanwalt, dann ist es bitter. Um nicht in Schwierigkeiten zu kommen, haben mehr und mehr Leute aufgegeben. Einige sind dann auf Poser3D ausgewichen, um eigene Sachen zu erstellen, aber das Programm konnte sich damals nicht jeder leisten und es gab nur vereinzelt Gruppen, wo man es lernen konnte.

    Wenn man kein Geld hat, dann hat man Angst. Viele Gruppeneigner haben dann nur noch Royalty free Images erlaubt. Das war dann alles nichts mehr. Langt ja schon, wenn man unberechtigt in Schwierigkeiten kommt.

  • P

    Hallo Herr Krumrey,

    das Problem ist, dass die Politiker für das Recht der gemeinen Bürger kaum ein Interesse haben. Es wird nur für die große Industrie, Banken und großen Verbände Politik betrieben.

    Dies sieht man wenn ein Handwerker etwas in ein Objekt einbaut (Heizkörper). Bei der Pleite des Bauträgers darf er diese nicht mehr abmontieren. Viele Handwerker gehen dadurch Konkurs. Viele Arbeitsplätze hängen daran. Dieses Dilemma besteht schon seit Jahrzehnten. Solche Beispiele könnte man endlos weiter führen.

    Bei unberechtigten Telefonanrufen kann man sich beschweren. Die Strafen dafür sind aber kalkulierbar.

    Schöne Grüße

    Peter Wammetsberger

    Davon hatte ich schon gehört, als ich noch im Ruhrgebiet wohnte, ein ähnlicher Fall passierte damals in Dortmund. Ein gutes Beispiel!

  • W

    Hallo Herr Krumrey,

    leider hinkt die Politik immer jahrelang hinterher.

    Beispiele gibt es genug:

    Warum blockieren umgefallene Bäume häufig Bahngleise? Früher wurden wegen der Funken aus Dampfloks breite Schneisen geschnitten. Es gibt doch keine Funken mehr........

    Warum wurden jahrzehntelang zu wenig Wohnungen gebaut?

    Warum gibt es einen Pflege-Notstand?

    Warum hattenwir 2015 das Flüchtlings-Problem? Konnte doch schließlich keiner ahnen, daß die plötzlich an der deutschen Grenze vom Himmel gefallen sind.

    usw.

    Politik hat noch nie vorausschauend agiert, immer nur nachträglich reagiert. Jede Firma wäre so bald pleite, aber der Staat kann ja Steuern erhöhen.

    Beste Grüße

    Wolfgang Kranz

  • M

    Was passiert eigentlich wenn man in solchen Fällen die Post einfach in den Papierkorb schmeißt?

    Da muß doch irgend wann mal ein Gericht eine Anklage erheben wo drinnen steht wer wen anklagt und zwar wird da ja Roß und Reiter genannt oder?

    In diesem Fall würde YouTube das Video entweder sperren oder die Werbung für die Betrüger monetarisieren.

  • P

    Danke, dass sie durch ihre immer so gut recherchierten und unterhaltsame Artikel meinen Technik Horizont und mein Wissen erweitern.

    Das Urheberrecht tötet die kreative Spontanität.

  • G

    Ja, das ist mir auch schon mehrfach passiert.

    Prinzipiell finde ich es gut und richtig, dass man Content-Einsprüche geltend machen kann.

    ABER:

    1) Beweislast liegt beim Kläger - nur bei Youtube ist es anders herum: Ständig muss ich die Nutzungsrecht-Zertifikate einreichen, nicht derjenige der den Einspruch macht

    2) Wenn einer klagt - dann bitte mit "offenem Visier". Es kann nicht sein, dass noch nicht mal der Youtube-Mutterkonzern Google die Firma kennt, welche Content-Beschwerde einreicht. Hier erwarte ich vollständige Informationen: vollständiger Name, Adresse und Gerichtsstand desjenigen. Plus die - von Youtube zweifelsfrei überprüfte - Identität einer natürlichen Person, welche eidesstattlich erklärt hat, der Urheber des fraglichen Content zu sein.

    So müsste das laufen - alles andere ist Bullshit. ABer man hat immer wieder den Eindruck - jenseits der Hochglanzvideos wird der "Youtube-Partner" als Depp angesehen.

    Gruß Gabriel

    P.S. Youtube hat das Problem indirekt eingeräumt indem es jetzt selber Musik zur kosntenlosen Nutzung anbietet.

    Danke für den Bericht aus der Praxis!

  • R

    Eine Anmerkung zu dem Kommentar von Ingrid Thomer: Ich kann nicht erkennen, wie weit die Nutzung von vorbestehenden Werken in den Gruppen geht. Das Urheberrecht bietet aber mehrere Möglichkeiten, solche Werke zu nutzen, z. B. im Wege des Zitats (§ 51 UrhG) oder im Rahmen einer erlaubten freien Benutzung, wie hier beschrieben https://www.rechtambild.de/2011/06/die-freie-bildnutzung-und-die-grenze-zur-bearbeitung/

    Wenn man diese Grenzen einhält, kann man noch immer viel machen.

  • R

    Sehr schöner Artikel, nur ein Schönheitsfehler: Sie haben im Absatz über die Folgen des Betrugsversuchs "Kläger" und "Beklagte" verwechselt. Und der Kläger muss nicht nachweisen, dass er einen Schaden erlitten hat, sondern dass ihm die Rechte an dem benutzten Werk überhaupt zustehen, er also z. B. einen Verlagsvertrag mit dem/den Urhebern (Komponist und Texter) hat. Daran dürfte es bei den Betrügern schon scheitern. Sollte dieser Nachweis gelingen (bei dern bekannten Werken, die von internationalen Firmen vertreten werden, Ist der Eintritt eines konkreten Schadens nicht zu beweisen, denn der besteht schon darin, dass der Nutzer mit dem Rechteinhaber keinen entgeltlichen Lizenzvertrag über die Nutzung abgeschlossen hat. In solchen Fällen halte ich die praktizierte Idee mit der Abführung der Werbeeinnahmen für einen gangbaren Weg des Interessenausgleichs, weil schnell und schmerzlos. In jedem Fall, in dem sich der Nutzer sicher ist, dass er ein nicht (mehr) geschütztes Werk benutzt hat, sollte er Einspruch erheben und den Beweis des Rechtsbesitzes durch den Anspruchsteller verlangen.

    Mit dem "Beklagten" meine ich in diesem Fall den arglosen Besitzer eines YouTube-Channels, der ein Video hochlädt, um dann mit falschen Urheberrechts-Vorwürfen konfrontiert zu werden. Er müsste erst nachweisen, dass er einen Schaden erlitten hat, bevor die Betrüger einen Ausgleich zahlen müssten. So habe ich es jedenfalls in meinen Quellen gefunden. Alles natürlich ohne Gewähr, ich bin kein Fachanwalt in der Richtung, sonst wäre mein Auto größer. :)

  • W

    Ich glaube es geht nicht nur darum, Recht und Gesetz schneller und flexibler anzupassen. Betrüger finden erfahrungsgemäß immer wieder Lücken und der Gesetzgeber "rennt hinterher".

    ... und wie sollen Recht und Gesetz schneller und flexibler angepasst werden, wenn es immer noch Gesetze aus dem deutschen Reich und darin den "Reichsminister für xyz" gibt. Wir sind im 21. Jahrhundert und das haben die immer noch nicht abgeschafft. Ausmisten heißt das Zauberwort.

    Die vorhandenen Gesetze und Bürgerrechte müssen auch einfach nur konsequenter angewendet werden. Verstöße gegen die Asylgesetze, Betrug an den Sozialsystemen sowie das Theater mit sozialen Netzen bezüglich Sperren / Löschungen und privatisierten Rechtsauslegungen sollen hier nur ein Beispiel sein. Neue Gesetze und Regeln sind nicht immer das Allheilmittel, genug Personal für die Durchsetzung des bestehenden reichen ggf. auch.

    Wichtiger finde ich, daß Gesetzesänderungen in so verständlicher Form geschrieben werden, daß Abgeordnete eine wirkliche Prüfung vornehmen und "mit Verstand" darüber abstimmen können. Wenn man sich die DSGVO ansieht und dann die Zeit der EU-Abgeordneten für die Prüfung und zusätzlich noch das Abstimmungsverfahren glaube ich nicht, daß irgendein EU-Abgeordneter verstanden hat, über was er da abstimmt und welche Konsequenzen das hat.

    Gleiches bemängele ich bei der dt. Gesetzgebung. Die Gesetzes-Änderungen bestehen quasi nur aus einem neuen Gesetz zur Änderung anderer Gesetze - unter Benennung aller möglichen betroffenen Gesetze sowie der Streichung, Änderung und Hinzufügung von Paragrafen. Den eigentlichen Sachverhalt alt / neu kann man da gar nicht mehr ersehen. Da haben auch gewiefte Rechtsanwälte große Mühe, den Umfang und die Auswirkung zu verstehen - wie soll das der Abgeordnete? Aber offensichtlicht ist das jetzige Verfahren vom "Gesetzgeber" und den Lobbyisten so gewollt und kommt ihnen entgegen :-)

    Erwähnen möchte ich noch aus eigener Erfahrung, daß die Behörden schon mit nationalem Recht völlig überfordert sind - hinzu kommen die mindestens genauso verwirrend verfassten EU-Verordnungen und die gegenseitigen Einflüsse und Ausschlüsse. Ohne die nebenher bestehenden "Durchführungsverordnungen" geht da überhaupt nichts, und auch die laufen der gesetzlichen Entwicklung immer hinterher. Wenn man dann berufs-/familienbedingt Wohnsitze in 2 Nachbarstaaten hat kann ein Problem fleißig hin und her geschoben werden - und der zwangsläufig "sachkundigere Bürger" klärt die Beamten über die anzuwendenden Gesetze und EU-Verordnungen auf :-) - Kein Scherz - Realität

  • D

    Hallo Herr Krumrey,

    Das von Ihnen beschriebene Szenario war mir bis heute noch nicht bekannt und erschreckt mich. Was mich aber fassungslos macht ist die Aussage, dass mir erst nachweislich ein Schaden entstanden sein muss, ehe die Behörden aktiv werden. Wie soll man da den Glauben an die Justiz nicht verlieren:

    „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“ ist ein im deutschen Strafrecht verankerter Grundsatz,

    und laut Strafgesetzbuch §23 „Strafbarkeit des Versuchs“ ist der allein schon Versuch eines Verbrechens stets strafbar (dejure.org).

    Dabei gilt es schon noch, die nach Art der Motivation der Täter zu unterscheiden, das leuchtet ein.

    Bei dem in Ihrem Artikel geschilderten Fall wird jedoch kaum jemand ernsthaft annehmen wollen, dass der oder die Täter aus „grobem Unverstand“ gehandelt haben.

    Manchmal ist die das Zustandekommen bzw. der Weg der Entscheidungsfindung in solchen Fällen für Nichtjuristen (oder auch für nicht-Politiker) nicht nachzuvollziehen.

    Ich frage bewusst etwas provozierend: Wozu brauche ich den Staat, wenn er mich doch nicht schützt?

    Wenn mir in einem wie hier beschriebenen Fall erst einmal ein Schaden zugefügt wurde kann ich in der Regel doch damit rechnen, dass ich auch darauf sitzen bleibe.

    Mit nachdenklichem Gruß - und bleiben Sie wachsam ;)

    Natürlich bleibe ich wachsam - und auch neugierig, schließlich führt mich der Blog auf immer neue Themen. Was ich nicht interessant finde, schreibe ich auch nicht.

  • J

    Mein letztes Buch habe ich vor 4 Jahren geschrieben und auch als eBook kostenpflichtig angeboten. Nachdem ich festgestellt hatte, dass die Nachfrage gegeben ist, habe ich mich gewundert, warum die Buchhändler angeblich nichts verkaufen konnten.

    Die Lösung: Piraten nach dem Schema "Panama, Sea Side 1" boten es kostenlos an! Auf meine Frage an den Verlag, wurde mir lediglich erklärt, dass man genau so wenig ausrichten könne wie ich - für jeden gesperrten Piraten-Server kämen 2 neue hinzu...

    Nachdem ich den Ärger heruntergeschluckt hatte, habe ich beschlossen, nur noch Papierausgaben anzubieten. Das hindert allerdings den Staat nicht daran, mir jeden Cent in Rechnung zu stellen - überwacht wie ein Schwerverbrecher! So etwas wie eine Unschuldsvermutung scheint es nicht mehr zu geben.

    Derzeit schreibe ich keine weiteren Bücher - lieber erzähle ich meiner kleinen Enkelin tolle Geschichten. Da bekommt man zum Schluss wenigstens noch ein Küsschen...

  • W

    "Ganz ehrlich, mir würde es schon reichen wenn das Recht überhaupt angepasst würde. Viele unserer Gesetze sind ja noch aus dem letzten Jahrhundert. Und wenn es dann neue Gesetze gibt (DSGVO) sind die ohne Sinn und Verstand. Denn leider sind die, welche die neuen Gesetze bestimmen schon knusprig im Kopf und haben nicht die geringste Ahnung was sie da beschliessen."

    So einfach geht das nicht! Die Gesetzestexte werden in den Ministerien vorbereitet. Und da sitzen schon entsprechende Fachleute! Nur bevor sowas ins Verfahren geht, klinken sich die Lobbyisten ein und verzögern und verwässern den ursprünglichen Gesetzestext. Dann geht er in die Fraktionen und wenn da auch Einflüsterer sitzen, wird aus der ursprünglich guten Vorlage ein zahnloser Tiger. Die knusprigen im Kopf sind die sogenannten Mitläufer oder auch Stimmvieh. Es ist richtig, das nur einige wenige in den Fraktionen den Ton angeben und die folgen. Mal mehr, mal weniger grummelig... So einfach sind Gesetzgebungsverfahren. Nicht nur in D sondern auch anderen Demokratien. Aber immer noch besser, als in einer Autokratie a la Russland oder Türkei zu leben...

  • S

    Das Eingangsbeispiel Lascaux ist vielleicht etwas unglücklich gewählt. Denn für Museen gilt vielfach: Fotos der Objekte dort darf man kommerziell nicht nutzen ohne deren Genehmigung. Und das ist insofern auch moralisch ok, als die sich um die Erhaltung der Objekte kümmern -- die Kosten trägt die Allgemeinheit. Da sollte eine kommerzielle Nutzung (der Verlag macht das ja nicht aus reiner Menschenliebe) schon was für ebendiese Allgemeinheit oder aber für das Budget des Museums hergeben. Ob in dem Falle allerdings die Gemeinde Lascaux Träger des Museums ist, ist eine andere Frage.

    Ich hatte dieses Beispiel in der französischen Zeitung «Numerama» gefunden, wo es als klassisches Beispiel für Copyright-Streitigkeiten genannt wurde. Es ist halt kein Museum, wo die Copyrightfragen in der Tat extrem komplex sind. Wer sich dafür interessiert, kann sich gerne einen Artikel durchlesen, den ich bei meiner Recherche gefunden habe: https://musermeku.org/2017/02/08/bildrechte-im-museum/

  • A

    "Was mich interessieren würde: Finden Sie auch, dass sich das Recht viel schneller und flexibler an den technischen Wandel anpassen sollte? Sollten die Bürger nicht auch dann geschützt sein, wenn bestimmte Vergehen nicht schon seit vielen Jahren existieren?"

    Ganz ehrlich, mir würde es schon reichen wenn das Recht überhaupt angepasst würde. Viele unserer Gesetze sind ja noch aus dem letzten Jahrhundert. Und wenn es dann neue Gesetze gibt (DSGVO) sind die ohne Sinn und Verstand. Denn leider sind die, welche die neuen Gesetze bestimmen schon knusprig im Kopf und haben nicht die geringste Ahnung was sie da beschliessen. Einen schönen Tag noch.

    Ein wahrlich bescheidener Wunsch. Und ja, auch ich habe das Gefühl, dass hier Gesetze ohne Praxiskenntnisse und Blick auf die Umsetzung erlassen werden.

  • I

    es war einmal eine riesige internationale Internetgemeinde mit ganz alten Mitgliedern über 80 Jahre und ganz jungen. Männer und Frauen, alles war vertreten. Für viele behinderte, alte und arme Menschen ein wunderschönes Hobby. Gemeinsam Tutorials abarbeiten für die Anfänger, Gemeinsam Tutorials erstellen. Übersetzer, die Tutorials in mehrere Sprachen übersetzt haben. Dazu wurden Bilder aus dem Netz benutzt. Figuren freigestellt und in den jeweiligen Gruppen getauscht und die Ergebnisse von Tutorials vorgezeigt. Wettbewerbe wurden ausgerichtet und man bekam als Gewinner eine wunderschöne digitale Plakette.

    Wovon ich rede … Paint Shop Pro, erschwinglich auch für arme Leute und man fast alles damit machen, was Photo Shop kann.

    Dann kam das Copyright und Leute, die sich in den Gruppen angemeldet haben und die Leute bei den jeweiligen Firmen gemeldet haben. Die Leute, die arm waren, haben Panik bekommen und die anderen natürlich auch. Somit setzte ein Sterben der Gruppen ein und nun gibt es so gut wie keine mehr, wo man das Programm Paint Shop Pro mit allen Finessen lernen kann.

    Traurig, Für viele Menschen waren die Gruppen das Tor zur Außenwelt und sie konnten ihre Werke mit anderen teilen und sich austauschen. Die Gruppen waren groß, aber dennoch wurde alles nur für private Zwecke benutzt. Aber die Spione saßen nachher überall.

    Viele Künstler sind mir und anderen erst bekannt geworden, weil jemand Teile ihrer Bilder genutzt hat ...

    Ein wirklich schöner Text, der mich etwas nostalgisch und grummelig zugleich macht. Ich bin sonst entschiedener Gegner von "Früher war alles besser", aber ohne Abmahnanwälte, Upload-Filter (kommt noch...) und solche Betrugsmethoden war Kreativität (und auch Humor) um einiges einfacher.

  • p

    Ich habe etwa 100 Videos auf youtube und fast alle sind mit Musik einer Firma, die u.a. auch gemafreie Musik für "Videos im Web" anbietet. Ich habe vor langer Zeit eine Lizenz gekauft. In den letzten Jahren und nun verstärkt, wird von mehreren "Firmen" Anspruch erhoben. Inzwischen wird selbst mein Einspruch nicht mehr anerkannt und ich kann nicht mehr ohne Risiko dagegen vorgehen, denn inzwischen wurden die Lizenzen angepasst.

    Meine Lizenz ist aber nicht zeitlich begrenzt und gilt für alle gekauften Musikstücke, ist also eigentlich noch immer gültig.

    Schlimm ist es, dass man nicht vorher informiert wird, sondern sofort dieser angebliche Anspruch gültig wird und evtl schon Werbung für andere geschaltet wird. Somit bekommen diese Firmen immer Einnahmen, denn sie haben etliche Tage Zeit, den Einspruch zu bearbeiten,

    Danke für den interessanten Einblick! YouTube gräbt sich wirklich selbst zunehmend das Wasser ab, wer lädt unter solchen Umständen noch ohne Bedenken eigene Videos hoch?

  • J

    "Aber einfach mal zu versuchen, andere Menschen zu betrügen und unter Druck zu setzen,....."

    Hallo alle miteinander, ich weiß nicht so recht, wie ich mit diesem Artikel umgehen soll! Denn das was dort anhand von Copyright Betrugsmaschen gesagt wird ist doch nur die Spitze des Eisberges.Betrug findet mittlerweile in allen Bereichen der Gesellschaft statt und wird offensichtlich hingenommen. Polizei und Staat haben gerade in dieser Frage , "ihre Bürgerinnen und Bürger" vergessen. Ich habe einen Freund der arbeitet gerade mit meiner Hilfe einen Betrugsversuch durch Internetanbieter auf. Ohne Anwalt ist man hier verraten und verkauft. Und von wegen Ergebnis gleich 0.... Wer bezahlt die Anwalts - und ander Kosten, wie Post? Ich selbst habe monatelang Probleme mit Lottoanbietern gehabt, obwohl ich noch nie Lotto gespielt habe. Telefonterror war die Folge. Aus der Falle bin ich auch nur mit der Änderung meiner Rufnummer heraus gekommen. Ich hatte eine Anzeige deshalb gemacht. Die Polizei hat mir ein Jahr später mitgeteilt, das der Fall geschlossen wurde, da der Betreffende nicht in DE registriert ist. Hier kann man sehen welche Rechte bestimmte Firmen vom Staat eingeräumt bekommen. Denn wenn ich in DE eine strafbare Handlung aus dem Ausland begehe, ist der Staat machtlos. Dies wird sich noch weiter verschärfen, wenn ich an die sogenannten Freihandelsabkommen denke. Wir öffnen allen kriminellen Handlungen Tür und Tor und sei es auch nur mit der Copyright Betrugsmasche.

    Mit freundlichen Grüssen J. Karsten

    Wenn ich einen Artikel über ein Problem schreibe, heißt es ja nicht, dass es nicht auch andere gibt. Ich sehe das Thema als Beispiel, wie das Recht Menschen *nicht* schützt, Sie liefern dazu ja eindrucksvolle, weitere Beispiele. Die Folgen sind hier für die Betrüger gleich Null, leider nicht für die Beklagten. :\

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