BUSINESS

21 Jahre Abenteuer Ashampoo

Sven Krumrey

Kürzlich sprach ich mit einem unserer amerikanischen Partner, der nebenbei erzählte, Ashampoo sei jetzt ja 21 Jahre alt und nun gänzlich erwachsen geworden. Da ich Jubiläen generell vergesse, war es mir nicht bewusst gewesen. Auch meine nun dreizehn Jahre Ashampoo kamen mir nun in den Sinn und wie alles begann. Und da ich immer wieder nette Mails von Menschen bekomme, die mehr von Ashampoo und über unsere Leute lesen wollen, wohlan. Viel Spaß mit schönen Frauen, ausbrechenden Vulkanen und Programmen auf Plattdeutsch!

Unser altes Ashampoo Gebäude

Schon mein Vorstellungsgespräch war etwas anders. Bei anderen Firmen hatte ich schon immer Tage zuvor Bescheid bekommen – nicht bei Ashampoo! Ich hatte Urlaub und lag nichtsahnend auf dem Balkon, die Sonne brannte bei 30 Grad, als das Telefon klingelte. Der Ashampoo PR-Chef war dran und fragte, ob ich in einer halben Stunde kommen könne, es sei terminlich nicht anders zu machen. Mit einem Affenzahn sprang ich unter die Dusche und dann in meinen Anzug, bevor ich keuchend auf die Minute genau die heiligen Hallen betrat. Im Konferenzraum 1 wartete nicht der Chef, ein ganzes Team saß da. Es sollten nicht die Vorgesetzten über die Einstellung entscheiden, sondern jene, die auch mit mir arbeiten würden. Ein schlaues Konzept, das ich später noch sehr zu schätzen lernte. In jenem Moment saß ich aber schwitzend in meinem Anzug da, während sechs Augenpaare auf mir ruhten und gab mein Bestes. Es klappte.

Ich wurde Tester und Hilfeschreiber. Bei anderen Firmen ein normaler Job, bei Ashampoo gerne mal Sprungbrett für die unterschiedlichsten Posten. Unser Geschäftsführer Sebastian Schwarz hat als Tester angefangen, der Chef vom Vertrieb ebenfalls, mir ging es als Redakteur nicht anders. Erstmal zeigen, was man für Talente hat und dann weiter sehen. Und wo man anderswo langsam hinein schnuppern kann, bevor es richtig losgeht – nicht bei Ashampoo! Am allerersten Tag zeigte man mir die hausgemachten Programme und wie man die Programmhilfen schreiben konnte und los ging es. Falls jemand noch den uralten UnInstaller 2 auf dem Rechner hat und der Stil der Hilfe plötzlich anders wird, tut mir sehr leid, die 2. Hälfte davon war mein Gesellenstück!

Da ich vorher in einem eher großen, trägen Konzern gearbeitet hatte, bemerkte ich schnell die Unterschiede. Wir waren wenige (um die 30), der Zusammenhalt war familiär und wenn jemand eine gute Idee hatte, wurde sie sofort umgesetzt. Bürokratische Hindernisse, Planungsgruppen und ähnliche Hemmschuhe gab es einfach nicht. Manches Projekt entstand beim Plaudern zwischen Tür und Angel, nickte der Chef es dann ab, ging es einfach los. Auch die Büros waren nicht das, was man sich heute unter sterilem Hochglanz-Hightech vorstellen würde. Jeder konnte sein Büro nach Belieben dekorieren, es ertönte Musik aus den Räumen und eine Zeiterfassung gab es auch nicht. Das hieß aber nicht, dass mit halber Kraft gearbeitet wurde, speziell vor Releases konnte es mal richtig hitzig und spät am Abend werden, selbst das Wochenende war nicht immer tabu.

Plattdeutsche Software Plattdeutsche Software - mit Liebe gemacht

Kantige Charaktere haben schon immer Ashampoo geprägt, ein ganz besonderes Exemplar war unser damaliger PR-Chef Johann Lüppen, Vollblut-Ostfriese und Fan des Plattdeutschen. Er hatte den Wunsch, ein modernes Programm mit plattdeutscher Sprache auszustatten, Ausdruck der Heimatverbundenheit – und natürlich ein witziges Marketing-Projekt! Doch wie soll man all die modernen Begriffe der IT-Sprache in den Dialekt übersetzen? Wir besorgten uns Hilfe bei dem Plattdütskbüro vun de Oostfreesche Landschop (Plattdeutschbüro des Regionalverbands Ostfriesische Landschaft) das unser Burning Studio 6 einer sprachlichen Generalüberholung unterzog. Und so wurde aus dem Ashampoo Burning Studio „de Ashampoo-Brann-Stuuv 6“, natürlich stilecht mit Leuchtturm und Küste auf dem Startmenü. Kleine Probleme gingen einher, plötzlich waren Teile des ganz normalen Burning Studios auf Platt, ein paar Sprachfiles hatten sich wohl verirrt und speziell süddeutsche Kunden meldeten sich verwundert. Auch wenn es sich nie nennenswert verkauft hat, war das Medien-Echo enorm und wir hatten ganz nebenbei unserer Heimat ein kleines Denkmal gesetzt.

Geschätzte Höhepunkte des Jahres waren und sind die gemeinsamen Ausflüge. Hier wird an 3-4 Tagen nicht nur gefeiert, man lernt auch die neuen Kollegen besser kennen, bespricht ohne drängenden Zeitplan kommende Unternehmungen und stärkt ganz nebenbei das Teamgefühl ungemein. Das mit Abstand größte Abenteuer war unsere Reise nach Island 2010 – mit Flucht nach Hause. Denn während wir uns dieses wunderschöne Land anschauen wollten, spuckte der Vulkan Eyjafjallajökull plötzlich Glut und Asche! Zur selben Zeit, als wir in einem Vulkansee unbeschwert herumtollten, trafen unsere Chefs die folgenschwere Entscheidung: Wir mussten zurück, bevor komplettes Flugverbot herrschte und wir endgültig auf der Insel festsaßen. Als wir in Reykjavík ankamen, war es schon zu spät, kein Flieger hob mehr ab. In einer organisatorischen Meisterleistung mieteten unsere damaligen Chefs Rolf Hilchner und Wilhelm Bogena schnell zwei Busse in Richtung Akureyri, dem letzten verfügbaren Ausweichflughafen.

Der Berg der Entscheidung Der Berg der Entscheidung

Die Busse hatten keine Federung, der Busfahrer trug Cloqs und raste grinsend mit Vollgas durch den dichten Nebel, immer vor der Aschewolke des Vulkans her. Es war einfach gespenstisc I. Bei unserer Ankunft stockte uns erneut der Atem, ein improvisiertes Flüchtlingscamp und wahre Menschenmassen erwarteten uns. Nach guten vier Stunden Warteschlage beim Sicherheitscheck konnten wir endlich zu den Flugzeugen und mussten schwer schlucken. Die Landebahn war extrem kurz und zwischen Wasser auf der einen und Bergen auf der anderen Seite gelegen. Hier sollten große Linienmaschinen starten? Es wurde denkbar knapp. Mit den Heckrädern fast im Wasser gab der Pilot sofort Vollgas, hob ab und riss die Nase der Maschine steil hoch, damit wir es irgendwie über die Berge schafften. In der Luft ging unser Puls nur langsam runter, bevor die schlaflose Nacht ihren Tribut forderte. Wir hatten es geschafft und ich hätte nach der Landung in Amsterdam beinahe den Boden geküsst. Eine andere Tour brachte mir den Job als Redakteur. Ich hatte einen schönen Trip nach Oslo in einen launigen Text verpackt und ohne weitere Hintergedanken herumgeschickt. Das reichte wohl als Talentprobe und ich bezog Wochen später mein neues Büro. Glauben Sie mir, das ist typisch Ashampoo!

Immer ein Highlight war unser Sponsoring für die Miss Germany-Wahl. Ashampoo-Gründer Rolf Hilchner hatte mal wieder ein Näschen bewiesen und unseren Namen publikumswirksam auf der Schärpe platziert. Die frisch gekürten Missen gingen nach ihrer Wahl auf PR-Tour und ließen es sich nicht nehmen, auch unsere Firma anzuschauen. Komplett ohne Vorankündigung ging irgendwann im Jahr die Bürotür auf, eine strahlend schöne Frau marschierte herein und überforderte so manchen schüchternen Informatiker mit etwas Smalltalk. Und auch wenn es in erster Linie Werbung war, wir waren stolz auf „unsere“ Missen und dass wir, als noch kleine Firma, ein Teil davon waren. Noch überraschender als jeder Besuch war allerdings, was in der Firma passierte. Man wusste einfach nie, wie sich eine Idee entwickelte. Nur ein Beispiel: Zwei Leute saßen in einem Büro und überlegten, wie man maßgeschneiderte Kunden-Mailings auch für andere Firmen als Dienstleistung anbieten könnte. Brauchte das überhaupt jemand? Könnte man daraus ein Geschäft machen? Es klang interessant, also versuchten wir es einfach mal. Aus diesen bescheidenen Anfängen entstand CleverReach, unsere Schwesterfirma und mittlerweile bestens im Geschäft.

Die neue Heimat

Als wir zunehmend wuchsen und mit allen Schwesterfirmen mehr als 100 Mitarbeiter dabei waren, hieß es Abschied nehmen von unserem alten, engen Bürogebäude in Oldenburg. 2019 zogen wir mit Sack und Pack ein paar Kilometer in unser neues //CRASH Building nach Rastede. Und auch wenn heute alles schicker ist und vielleicht auch etwas geregelter abläuft, werden wir den alten Geist am Leben erhalten. Hier grüßt und kennt jeder jeden und wer mal da ist, bleibt meistens auch sehr, sehr lange. 21 Jahre Abenteuer, 21 Jahre Freundschaft, 21 Jahre Software, mögen noch viele weitere dazu kommen!

Was mich interessieren würde: Wann sind Sie das erste Mal mit Ashampoo in Verbindung gekommen?

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