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Lagern wir unser Gehirn langsam aus?

Geständnisse an der Wursttheke sind ja eher ungewöhnlich, aber kürzlich hörte ich eines. Eine Dame flüsterte (verblüffend laut) ihrer Freundin zu, dass sie genau noch eine Telefonnummer aus dem Kopf kenne. Den Rest kenne nur ihr Handy, einzig die eigene Nummer sei immer parat. Während ich langsam in der Schlange vorrückte, dachte ich nach und kam auf sieben Nummern, immerhin. Und mein Langzeitgedächtnis funktionierte, Schillers Glocke konnte ich noch, das beruhigte mich. Eine Frage aber blieb: Was wüsste ich wirklich ohne digitale Hilfsmittel?

Der ständige Blick zum Handy

Als ich klein war, musste vieles auswendig gelernt werden. Goethe, Schiller und Lessing, kleinere Gedichte und viele, viele Daten der Zeitgeschichte. Unsere Lehrer verkündeten mit dem Brustton der Überzeugung, nur so sei das Gehirn leistungsfähig und gesund. Heute nimmt uns die Technik vieles ab. Ob Wegstrecke, Adresse, Öffnungszeiten oder Telefonnummern, alles ist gespeichert und abrufbar. Welche amerikanischen Präsidenten regierten während des Vietnamkrieges? Die Antwort ist eine 10 Sekunden-Suche entfernt. Die Prioritäten verlagern sich für viele Menschen: Früher musste man etwas wissen, heute zählt eher der Weg und wie man schnell suchen kann.

Erfährt man heute etwas neu, ist oftmals die Motivation geringer, es sich wirklich zu merken. Fürchtete man früher, dass Wissen verloren ginge oder mühselig neu beschafft werden müsse (z.B. mit einer Fahrt zur Bibliothek), erledigt sich das im digitalen Zeitalter. Es geht also auch um die Frage, ob man sich weniger merken kann oder weniger merken will. An der Columbia Universität machte man dazu einen Test. Man ließ Menschen 40 interessante Aussagen abtippen. Der einen Testgruppe sagte man vorher, der Text werde danach gelöscht, die andere Gruppe wusste nichts davon. Ergebnis: Die Gruppe, die nichts vom Löschen wusste, erinnerte sich später bei einer Befragung kaum an etwas. Sie hatte dem Computer als erweitertem Gedächtnis schlicht vertraut. Die andere Gruppe wusste viel mehr, sie wollte es sich einfach merken.

Nichts geht über gemeinsames Erleben Nichts geht über gemeinsames Erleben

Dies wirkt sich auch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen aus. Wer früher um Rat fragen musste, oder gar Spezialwissen von Freunden und Verwandten brauchte, kann heute die Suchmaschine anschmeißen – oder sich gleich ein Video auf Youtube anschauen. Ob Reparaturen, Kochrezepte, Gesundheit oder Kosmetik – alles ist hundertfach vorhanden. Viele Menschen bemühen nicht mal mehr ihr Gedächtnis, wenn sie etwas nicht sofort wissen. Wieso grübeln, gut raten oder mühsam logisch herleiten, wenn ein Blick ins Internet schneller geht? Manche Paare müssen extra Vereinbarungen treffen, um beim Restaurantbesuch das Handy aus der Hand zu lassen. Sie sind es gewohnt, dass Google schnell alle Fragen beantwortet.

Fragt man Psychologen, wird das Langzeitgedächtnis durch Wiederholung und intensive Nutzung gestärkt. „Use it or lose it", (Nutze oder verliere es) heißt das Motto. Brauchen wir aber unser Langzeitgedächtnis nur, wenn Stromausfall ist oder man gerade keinen Empfang hat? Nein, denn unser Wissen und unser Urteilsvermögen basieren auf dem, was wir dauerhaft im Geiste parat haben, da zählen keine verfügbaren Google-Suchergebnisse. Auch der Orientierungssinn will trainiert werden, mit dauernder Nutzung des Navigationsgeräts bleibt er beschäftigungslos. Mäuse, die in einem kleinen Wagen durch ein Labyrinth gezogen wurden, konnten sich den Weg schlechter merken, als die Tiere, die den Weg selbst finden mussten. Das Gehirn will halt vielseitig gefordert werden.

Hirnforscher wie Prof. Manfred Spitzer befürchten in diesem Kontext auch gleich fatale Folgen für das Lernen mit digitalen Medien. Er entwirft das Bild einer abgelenkten, unterentwickelten Jugend, der die geistige Arbeit abgenommen und der etwas vorenthalten werde – praktisches Erleben. Auch das Schreiben per Hand, was beim Tippen entfalle, sei essentiell für den Lernprozess. So gruselig die Erinnerung an meine vollgeschriebenen Vokabelhefte auch sein mag - diese Argumentation ist nachvollziehbar. Ob Prof. Spitzer deshalb gleich den Begriff „Digitale Demenz“ einführen muss (steht ja eher für eine oft degenerative, schlussendlich tödliche Krankheit), sei dahingestellt. Ich bleibe bei „Amnesie“, das ist schon schlimm genug.

Was fehlt Kindern, die mit Computern aufwachsen? Was fehlt Kindern, die mit Computern aufwachsen?

Nebenbei - das Handy stört sowieso beim Nachdenken. Eine Studie der Florida State University zeigte, dass Probanden bei Tests eine dreifach höhere Fehlerquote hatten, wenn sie durch Benachrichtungsgeräusche oder den Vibrationsalarm abgelenkt waren, selbst wenn sie das Gerät nicht zur Hand nehmen durften. Eine andere Art der Ablenkung ist die Reizüberflutung. Ist man zu lange im Netz unterwegs und erhält das Gehirn zu viele Informationen, können kaum noch wichtige von unwichtigen Informationen getrennt werden, vieles landet komplett im geistigen Mülleimer. Praktisches Beispiel: Man möchte wissen, wann ein Film gedreht wurde und schaut bei Wikipedia. Die eigentliche Information bekommt man schnell, aber es gibt noch so vieles mehr zu erfahren. Hintergrundinformationen, welcher Schauspieler mitspielte, wie die Einspielergebnisse oder die Kritiken waren, alles steht bereit, man liest und liest. Später schließt man die Seite und ist froh, dass niemand nachfragt, was man gerade alles gelesen hat – oder aus welchem Jahr der Film stammt.

Die Kritik an Veränderungen dieser Art ist nicht neu. Schon Sokrates beschwerte sich bitterlich - über die Schrift. Er fürchtete, sie würde Menschen vergesslich machen. Wer müsse sich noch alles merken, wenn es doch geschrieben dastehe? Platon war das egal, er schrieb auch diese Klage nieder, nur so wissen wir heute davon. Die Wissenschaft weiß schlicht noch nicht, ob oder wie sich das menschliche Gehirn mit der Internetnutzung verändert. Man nimmt es an, da sich das Gehirn den Anforderungen anpasst, aber definitive Aussagen blieben bislang aus.

Einige Forscher argumentieren auch, mit dem Internet sei die Fülle an Informationen so groß geworden, dass sich der menschliche Geist auf das konzentriere, was zur Erkenntnis nützlich oder emotional besonders besetzt sei – und da gehörten Telefonnummern halt nicht zu. Das Gehirn sei eher darum bemüht, die Flut an Bildern und Texten zu verarbeiten und nehme die digitale Gedächtnishilfe deshalb dankbar an. Das Hirn sei also nicht faul, sondern halt anders beschäftigt. Ich bin jedenfalls gespannt, welche Erkenntnisse die Wissenschaft uns zu dem Thema noch bringen wird und habe mir vorgenommen, ein paar neue Gedichte auswendig zu lernen. Hoffentlich kann ich das noch!

Was mich interessieren würde: Wären Sie auch ohne Handy, Computer und Co aufgeschmissen? Wie sehr würden Sie die modernen Helferlein im Alltag vermissen?

P.S.: Dieser Text wäre ohne die Anregung eines Lesers nicht entstanden, vielen Dank dafür. Die Redaktion entschwindet in eine kurze Sommerpause und wünscht Ihnen eine wunderbare Zeit!

11 Kommentare
  • W

    Die Sorge, dass Neuerungen jeglicher Art großen Schaden bei einzelnen Menschen und bei der menschlichen Gesellschaft insgesamt anrichten werden, zieht sich durch die Menschheitsgeschichte, nicht erst seit Sokrates. Tatsächlich ist es aber so, dass Neuerungen immer Schaden und Nutzen hervorbringen, und das reicht von der Entwicklung der Schift – die laut Sokrates das Gesächtnis schwächt – bis zur Atomspaltung, die eben nicht nur zur Entwicklung von Atombomben geführt hat.

    Wenn auf Dauer der Nutzen überwiegt, setzen sich die Neuerungen durch, wenn der Schaden überwiegt verschwinden sie nach und nach.

    Und zu Facebook, das ich selbst allerdings nicht nutze, wovon ich aber schon viele Greuelgeschichten gehört und gelesen habe: Auch vor Facebook gab es viele Paare, die einander nichts zu sagen hatten und Jugendliche, die sich für nichts interessierten und die nicht ansprechbar waren. Facebook gibt es ja erst seit 2004 – ganze 13 Jahre – und wer weiß heute noch, was in der Medienwelt vor 13 Jahren relevant war? Und wer weiß, was in 13 Jahren relevant sein wird? Wer weiß, ob die Millionen oder Milliarden Facebook-Nutzer es nicht vielleicht in ein paar Jahren satt haben werden, mit 1000en von Freunden zu kommunizieren, die sie gar nicht kennen?

    Ich denke wir sollten an die Frage der Neuerungen mit der Gelassenheit des 3. Kölschen Gebotes herangehen: Et hätt noch immer jot jejange!

  • H

    Oh ja, ein interessantes Thema. Und in und zwischen den Textzeilen der Kommentator/inn/en kann ich eine Menge menschliches Gehirn auflesen. Schillernde Lebenserfahrung, die ich mir nicht per Suchmaschine aus dem Netz ziehen kann. Danke!

    Wir sind in dem Maße von diesen elektronischen Helferlein im Alltag abhängig, wie es unser Umfeld von uns erwartet. Kaum ein qualifizierter „Job”, bei dem der Umgang mit Computer und diverser „Programm-Basics” nicht vorausgesetzt wird; desgleichen die andauernde elektronische Erreichbarkeit. Auch wenn es in kaum einem Arbeitsvertrag schriftlich fixiert wird, ist man, ohne auf der Tastatur dieser Geräte klimpern zu können, schnell wieder ohne Arbeit. Also bin ich ohne die Geräte aufgeschmissen. Eine Möglichkeit, über diese Abhängigkeit persönlich empfinden zu dürfen, stellt sich doch gar nicht.

    Jetzt machen sich Politiker, Banker und Geräteverkäufer ernsthaft Gedanken, das Bargeld ganz abzuschaffen. Alles wird mittels der modernen Helferlein übertragen und überwacht. Scheinbar. Bettler am Straßenrand und in den Geschäftsboulevards sind aufgeschmissen. Sie haben vielleicht nie in ihrem Leben bei ihren Arbeitsverhältnissen die „modernen Helferlein” benötigt. Werden sie diese Geräte in Zukunft „vermissen”? Wird ihnen Vater Staat auf seine Kosten zukünftig ein solches Gerät verordnen? Wer nicht erfasst ist, hat keine Teilhabe am Finanzwesen und kann nur noch mit Warentausch sein Leben fristen. Es wird eine Schattenwirtschaft und eine Welt mit Strohmännern entstehen. Der Betrug im Geldwesen auf Wegen des Internets steigt stetig. Die Kommunikation wird denaturiert, entmenschlicht. Wir lagern nicht nur unser Gehirn aus, sondern entledigen uns der Natürlichkeit. Wir werden schleichend, ohne dass es uns bewusst wird, beschissen und krank gemacht.

    Was haben wir von der zunehmenden Digitalisierung? Fake-News und die Abgase der Autos bleiben schlecht, weil sich digital ja alles so wunderbar überwachen lässt? Weil sich mit den modernen Helferlein so wundervoll bescheißen lässt. Es zählen nicht Tatsachen und physikalische Messungen, sondern das, was auf dem Monitor zu lesen ist.

    Für spaßige Momente bleiben uns die Schadenfreude bei Betrachtung spektakulärer Katastrophen und Stürze auf Videos im Internet und natürlich das Herz erfreuende Katzenfilmchen.

    Ich möchte Urlaub machen von den „modernen Helferlein”, wieder Mensch werden. Kulturelles deklamieren. Es muss ja nicht gleich eine schwere Bronzeglocke von Friedrich von Schiller sein. Mein Standardgedicht ist „Fink und Frosch” von Wilhelm Busch. Wie ein typisches Internetfilmchen endet es auch für einen von beiden katastrophal, also ist es lustig.

  • R

    Wir sollten eines bedenken: Wir haben uns damals auch nicht alles gemerkt. Alles im Business wurde analog gespeichert, dazu hatten wir unser "Time System" (gibt's das noch?) und Telefonnummern hatten noch 3 bis 5 Stellen statt derer 8 oder 9 heutzutage.

    Schöngeistige Dinge hingegen merkt man sich heute kaum noch, leider. Dafür wächst das Wissen der Welt immer schneller, und wer da nicht in der Lage oder willens ist, sich gewisse Dinge zu merken, wird untergehen. Gehirntraining, in welcher Form auch immer, ist angesagt. Zu den Schlüsselqualifikationen von damals kommen neue, andere hinzu. Wie heißt es so schön: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

    Das soll alles keine Entschuldigung sein, sondern vielleicht eher ein Erklärungsversuch.

    Schöne Ferien der Redaktion!

    Oh, besten Dank. :)

  • S

    Hallo Sven!

    Immer wieder ein gutes Thema.

    Ja, bei manchen Dingen wäre ich aufgeschmissen, Telefonnummern sind bis auf wenige Uralt-Festnetznummern weg aus meinem Kopf... Ich habe mich auch nie bemüht, Mobilnummern zu merken - früher änderten die sich auch noch alle zwei Jahre.

    Den Terminkalender im Smartphone finde ich auch sehr wichtig - ich denke, dass ich davon 80% im Kopf habe, aber vielleicht sind die anderen 20% auch wichtig?

    Ich würde es definitiv vermissen.

    ABER: Als Kind der 60er freue ich mich besonders, beide Seiten zu kennen. Und wo es noch geht, entscheiden zu können, welche ich bevorzuge.

    Ich lese Bücher aus Papier, die Haptik spielt mit eine Rolle.

    Ich rechne viel im Kopf. Google/Wiki verwende ich schon häufig, aber wenn eine Frage in einer geselligen Runde auftaucht, wird das (sowieso den ganzen Abend in der Handtasche befindliche) Handy nicht zu Rate gezogen. Dann kommt eben eine halbe Stunde später der Geistesblitz ;-)

    Und ich verwende kein Navi, sondern freue mich darüber, einen Ort anhand einer vorher konsultierten Karte (oder auch mal zwischendrin) zu finden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich diesen beim nächsten Mal ganz ohne Karte finden (Navi-Nutzer geben den selben Ort wieder ein...):

    Ich kann das Gerät wunderbar ignorieren, obwohl ich sämliche Nachrichtenwege nutze. Aber ich bin nicht ständig erreichbar.

    Auch im Urlaub ist das Smartphone dabei, wird auch mal im WLAN aktiviert und gern mal ein Gruß in die Heimat gepostet.

    Aber der Akku hält insgesamt schon viel länger als zuhause ;-)

    Will sagen: Ich könnte ohne all das überleben, aber will gar nicht verzichten. Ich habe meine eigene Dosis und genügend analoges Leben und Freunde, dass ich es weitgend positiv finde.

    Und es macht Spaß, jungen Leuten zu erzählen, wie wir früher kommunizert und uns trotzdem gefunden haben :-)

    Ich hatte leider noch nie ein sonderlich gutes Gedächtnis, weshalb Terminkalender und Erinnerungen dringend angebracht sind. Sonst wird es nichts mit wöchentlichen Blogs. :) Aber ein paar Sachen möchte ich schon ändern oder wenigstens versuchen.

  • G

    Tja, das Alter... mit Mitte 50 merke ich auch, daß mein Gedächtnis nachzulassen beginnt. Aber wenn ich ein Buch lese und damit 2 - 3 Tage pausiere, weiß ich immer noch, wo genau ich bin und was dort steht. Die häufiger gewählten Telefonnummern weiß ich aus dem Kopf, nur meine eigene nicht - ich rufe mich halt so selten selbst an ;-)

    Was die "Smobies" (Smartphone-Zombies) angeht, da hatte ich schon ein paar Erlebnisse. Einmal lief ein männlicher Smobie voll gegen einen Laternenmast, aber schön mit Schwung. Einmal in einem Café sah ich eine Gruppe jüngerere Leute, die ich fragte, was an ihren Smartphones denn so interessant sein könnte, daß sie nicht miteinander reden. Die eine Frau sah mich mit leerem Blick an und sagte "facebook mich, dann können wir texten". Ich konnte mir den Spruch nicht verkneifen, wieso ich ihr ein Buch in´s Gesicht hauen solle... der darauf folgende, noch leerere Blick sagte mir, daß eine Unterhaltung hier unmöglich war. Einmal habe ich im Winter einen jugendlichen Smobi davon abgehalten, direkt vor ein Auto zu laufen. Dre Autofahrer hätte da niemals mehr bremsen können, da abschüssige Straße und ziemlich rutschig.

    Wird "Smobizismus" bald eine anerkannte Krankheit und Todesursache? Ich befürchte es.

    Sicher habe ich ein Smartphone. Das Display ist schön lesbar, dank angepaßter Schriftgröße auch ohne meine Lesebrille. Aber es ist trotzdem nur ein Telefon mit ein paar Sonderfunktionen, und im Internet bin ich damit eher sehr selten. Da ist sogar eine Navi-App drauf, die nur über GPS funktioniert. Gebraucht habe ich sie seit meinem Umzug nur einmal. Über Nacht ist das Gerät ausgeschaltet.

    Einen Einkaufszettel schreibe ich per Hand oder gehe ohne einkaufen. Ich weiß halt, was fehlt, außerdem kaufe ich gerne spontan leckere Sachen.

    Bücher lese ich klassisch, das Gefühl eines Buches in der Hand ist vertraut und fühlt sich gut an. Anzengrubers Sternsteinhof habe ich in altdeutscher Schrift, mit diesem Buch habe ich gelernt, sie zu lesen.

    Wie dumm und lernunwillig die Leute - und auch Kinder - aktuell sind, merke ich in einem Onlinespiel, World of Warships. Besonders zur Ferienzeit erlebt man dort Deppen, die weniger als nichts über ihr Schiff wissen und wie man es effektiv einsetzt. Patchnotes werden von den meisten Spielern grundsätzlich nicht gelesen, das Forum ist ihnen unbekannt. Wenn´s mal wieder ganz schlimm ist, schmeiße ich meinen Amiga an und spiele Logical oder ein anderes Spiel, daß Gehirn und Reflexe fordert.

    Nein, mich "smobifiziert" ihr nicht :-P

    Ich dosiere es auch. Und ich glaube, niemand hat mich im jemals auf mein Handy schauen sehen, während ich durch die Gegend marschierte. Laufen oder lesen, das sollte man schon im Kindergarten lernen. :)

  • F

    Seit ich Rentner bin vergesse ich oft viel und schnell weil ich es eben nicht mehr brauche und benutze, jedoch weiß ich von "früher" noch recht viel, das geht zurück bis in die 50er Jahre. Den Computer nutze ich gut und gerne, aber zum Sklaven eines Telefons habe ich mich nicht gemacht. WAtsAb,Twitter,Fasebook und sowas brauche ich nicht, ich erfahre auch anders was mich tatsächlich interessiert. Wer weiß schon von Verstorbenen was sie wusten und konnten, allesschall und Rauch.

  • W

    Den „Verstand wegklicken“? Schon möglich...

    Aber das wäre bei mir, wörtlich genommen, erst später gegangen, denn eine Maus gab es 1984 bei meinen ersten Computern noch nicht (Schneider CPC/Amstrad und den ganz frühen IBM kompatiblen mit allererstem MS-DOS – ganz im Gegensatz zu Apple/McIntosh mit da bereits graphischer Oberfläche). Da musste man auch tatsächlich noch aus dicken, teuren Büchern die rel. einfachen Programmiersprachen wie Basic, TurboPascal erlernen, bis sich gegebenenfalls durchbeißend in Maschinensprache des jeweiligen Prozessors, um sich selber Programme zu schreiben – Kauf von der „Stange“ gab es da noch viel zu wenig. Auch gab es z.B. vom dann 13 Jahre später gegründeten Ashampoo mit online-Verkauf natürlich noch keine Spur in dieser „Steinzeit“. Und der Begriff „Nur Anwender“ für erste Fertig-Software Käufer, galt damals fast als ein verächtliches Schimpfwort.

    So ganz anders heute: Welcher Promillesatz programmiert heute hobbymäßig noch selber ? Obwohl dies fürs Hirn einst vermutlich gar nicht so schlecht war, ist das natürlich bei den heutzutage sehr guten und ganz klar besseren Profis, in tausendmal besseren Händen.

    Was mich sichtbar, besonders im aktuellen Straßenbild (bis hinters Auto-Lenkrad) aber irritiert, ist die nun wohl nach Millionen zählende, sehr suchtähnliche Klick-/Wischerei der jetzt permanent „Anwender“. Also immer online - frei übersetzt: „an der Leine“.

    Zu der Blog-Frage ob ich ohne Handy, Computer und Co „aufgeschmissen“ wäre:

    Draußen auf Straße, Urlaub usw.: nein, keinesfalls !

    Aber meinen (meist nur nächtlich) genutzten, technisch starken PC mit unendlich vielen gesammelten Programmen samt den Peripherie-Geräten, oder den Internetzugang mit dadurch nur z.B. Zugang zu diesem Blog - würde ich jedoch schmerzlich vermissen.

    Also bin ich gewissermaßen teilsüchtig...

  • B

    Auch ich bin noch in einer Zeit aufgewachsen in der man erst die Anfänge eines Computers kannte und an ein „Steichelphon“ hatte man damals noch gar nicht gedacht. In der Technikerschule saß ich dann das erste Mal an einer DEC-Maschine mit mehreren Terminals. In meiner Abschlussprüfung war dann allenfalls ein Rechenschieber erlaubt. Alles andere musste man eben wissen (oder auch nicht – dann fiel man halt durch die Prüfung). Und heute; ja auch ich nutze einen Computer, E-Mail, Google, Wiki und Co. Doch gehe ich auch heute noch gerne in die Bücherei und leihe mir Bücher aus und erfahre daraus Dinge, die ich so manches Mal nicht im Internet finde. Außerdem ist es einfach ein schönes Gefühl in einem Buch (aus Papier) zu blättern und zu lesen.

    Unterwegs und während meines Urlaubs bin ich froh, wenn ich von Technik in Frieden gelassen werde. Somit wird Computer, Handy, Fernseher, Radio und was sonst noch nerven kann, ohne es zu vermissen, nur im Notfall benutzt. Und bis heute nenne ich noch kein Navigationsgerät mein eigen, was mir den Vorteil verschafft noch Karten lesen zu können und zu meinem Erstaunen habe ich bisher noch alles gefunden. Ich glaube somit auch die Informationsflut ein ganzes Stück weit eindämmen und die selektierten, für mich wichtigen Informationen besser verarbeiten und merken zu können. Das Aufgenommene kann sich durch die Ruhe im Gehirn auch mal „setzen“ (festigen) und wird nicht ständig von Neuem „überschrieben“.

    Was ich nicht vergessen möchte schreibe ich mir von Hand mit Füllhalter in ein kleines Büchlein. Ich habe schon immer wieder gemerkt, dass ich von Hand geschriebene Dinge mir eher merken kann als einfach nur gelesenes oder gehörtes. Und wenn ich jemanden ärgern möchte schreibe ich eine Postkarte oder Brief in Sütterlin oder altdeutscher Schrift. Immer wieder interessant, wie die Leute darauf reagieren!

    Sütterlin ist wunderbar. :) Ich habe einen Freund, der diese Schrift in kalligrafischer Kunstfertigkeit schreibt. Ein Genuss, es zu lesen.

  • J

    Die Dosis macht das Gift. Und das Medikament, was den einen rettet, kann einen anderen töten.

    Wie bei jedem anderen Hilfsmittel auch, kommt es auf die Verwendung an. Man kann von allem abhängig werden - und ist es teilweise doch auch. Mit eigener Duldung. Denn wer von uns könnte denn schon überleben, wenn wir zurückfallen würden? Und ich spreche jetzt nicht davon, dass wir keine Smartphones mehr haben. Oder Computer generell. Oder das Internet. Wer von uns ist denn in der Lage, selber noch eine schützende Unterkunft für die Nacht zu bauen? Oder Wild zu jagen und zu zubereiten? Oder essbare Pflanzen in der Natur in ausreichender Menge zu finden? Wohl die wenigsten. Und die wohl auch eher als Hobby, aus Interesse, Der Rest vertraut darauf, dass Aldi, Lidl und Edeka auch morgen noch gefüllte Regale haben und unser aller Leben sich in die Richtung weiterentwickelt, die zurzeit vorherrscht. Niemand hat Interesse sich an "Basics" zu orientieren, die einem im aktuellen Leben nicht weiterhelfen. Und unser Leben ist inzwischen - im Jahre 2017 - eben digitaler geworden. Vielleicht digitaler als manch einem lieb ist. Aber letztendlich handelt es sich doch um eine demokratische Entscheidung aller. Nämlich aller, die sich tagtäglich daran beteiligen und diese Entwicklung somit mit weiter vorantreiben. Natürlich wäre es schön, niemals von irgendwas abhängig zu sein, aber wir sind es. Es gehört zu unserer Geschichte dazu, und wir haben die letzten tausenden von Jahren unsere Evolution damit gut überstanden: immer das zu lernen, was gerade wichtig ist. Vom Schafe hüten verstehen wir nicht mehr so viel. Dafür konnten die Bauern aus dem Mittelalter keine Bankautomaten bedienen. Unser Wissen - das eines jeden - ist wahrscheinlich nicht weniger detailreich (eher mehr) als vor noch hundert oder zweihundert Jahren. Dafür sind es weniger Details als mehr breit gestreutes Wissen. Für jede Spezialaufgabe gibt es heute Spezialisten, die wiederrum über ihren Bereich eine Menge an Wissen haben. Brauchen wir das nicht, haben wir es auch nicht. Eine sehr clevere Nutzung von Kapazität.

    Und um auch ein Zitat zu verwenden:

    Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.

    Also scheinen wir Menschen uns doch nicht so sehr verändert zu haben, weil Sokrates es damals schon wusste!

    Ich hoffe, dass sich kein Bild eines ewig nörgelnden Sokrates´ in den Lesern festsetzt. :)

  • O

    Hallo Sven,

    bestimmt wäre ich ohne Handy Computer & Co nicht aufgeschmissen. Das hängt wohl mehr oder weniger auch damit zusammen, in besonders die Jugendjahre des Lernens bis hin in die Semester einer Universität in einem absolut analogen Zeitalter aufgewachsen zu sein. Man hat da noch gelernt, wie man für sein künftiges Leben lernen muss, damit sich alles im Gehirn verankert. Auf der Schule war es selbstverständlich Schillers „Die Glocke“ innerhalb einer einzigen Woche so auswendig zu lernen, dass alles bis auf den heutigen Tag fast fehlerfrei reproduzierbar ist. Bei den Mathematikprüfungen an der Uni durfte eine kleine Formelsammlung von 32 Seiten im Oktavheftformat zusätzlich zu einem Rechenschieber, den heute kaum einer noch kennt, benutzt werden - sonst nichts, außer dem Wissen im eigenen Gehirn. - Bestimmt ist dies für die Mehrzahl der Menschen im digitalen Zeitalter eine Horrorvorstellung.

    Aber meine Antwort auf die Frage zum Verzicht auf all die elektronischen, digitalen Helfer fällt ganz eindeutig aus:

    Bedingt durch lebenslange Erfahrungen privat und im Geschäftsleben fände ich stets eine alternative Lösung. Dies erweist sich auch immer wieder, wenn ich mal eine Auszeit nehme. Weder Handy, noch Tablet, Zeitung, noch TV habe ich je vermisst. Im Geschäftsleben ist das Handy (nicht einmal ein "Wischkästla") zwar ein praktisches Organisationsinstrument, jedoch keinesfalls ein Gegenstand zur uneingeschränkten Verfügbarkeit. Ich darf getrost sagen, dass ich mich nicht selbst zum Sklaven raffinierter, toter Technik habe machen lassen. Oft stoße ich zwar auf Unverständnis für eine solche Einstellung, was mich aber nicht stört. Am besten schreibt man dies auf dem Konto "Gelassenheit" ab. Das bedeutet, einen Anderen so zu lassen, wie er ist. Er mag wohl seine Gründe für seine Einstellung haben, die nicht unbedingt die meine sein muss. Insoweit denke ich, die Fäden für mich recht gut in der Hand zu haben und kann Herr meiner Lage bleiben.

    Schon ein Kleinkind beginnt gleich nach seiner Geburt für sein Leben zu lernen. Man achte auf sein Verhalten und die Worte: hören, schmecken, riechen und vor allem BEGREIFEN. Eine DVD im Player mit noch so schönen Bildern auf dem Bildschirm ist da kaum ein Ersatz. Das schadet eher als es nutzt. Hinzu kommt, die Menge der verarbeitbaren Informationen ist begrenzt, danach wird das Menschlein müde und es fällt in einen Erholungsschlaf, während dem das selbst ERLEBTE im Gehirn verarbeitet werden kann und im Fach „Erfahrung“ lebenslang eingeordnet wird.

    Ähnlich ist auch ein Erwachsener gestrickt, denn Lernen hört bekanntlich nie auf. Der immensen Informationsflut wegen, die auf ihn und an ihm tagtäglich tsunamihaft zu- und vorbeiflutet, macht ihn glauben, er sei total informiert und er habe ein großes Wissen erworben. In Wahrheit bemerkt er wohl nicht einmal den unglaublich hohen Prozentsatz der Fakten, die ihn zwar unbemerkt manipulieren, die er aber nicht mehr speichern kann. Die verwertbare Wissensmenge ist endlich. Bei Erreichen der kritischen Masse schaltet das Hirn einfach ab. Und noch eines wird meist übersehen: Multitasking ist dem Gehirn absolut unmöglich. Hier hilft das Modell des auf dem Schädel aufgesetzten Trichters mit kleinen Informationskugeln, die gerade so einzeln nacheinander durch den Auslauf passen. Es geht nur eine Info nach der anderen durch, ein Schritt nach dem anderen! Und falls zu viele Kügelchen oben im Trichter liegen, die fast gleichzeitig nach unten drücken und durch wollen, blockiert dieses System. Es schaltet einfach ab. Der Mensch weiß dann später nicht einmal mehr, was er da gesehen oder gehört hatte. Er wäre eigentlich bedauernswert.

    Mittlerweile sagen namhafte Wissenschaftler, Psychiater und Forscher, dass für einen Menschen die kreativste Phase im Tageslauf und im Leben die Phase der Langeweile sei, in der sich sein Geist eigene Wege zur Kreativität sucht. „Cogito, ergo sum“ (= Ich denke, also bin ich) schrieb bereits der Philosoph René Descartes 1637, wobei die Betonung auf „Ich denke“ liegt.

    In diesem Sinne darf man sicher hoffen und wünschen, das unsere Welt nicht so gedankenlos bleibt, wie sie heute oftmals zu sein scheint.

    Beste Grüße,

    bleiben Sie, Sven, weiter an solch interessanten Themen dran, denn das lohnt sich bestimmt!

    Oh, ich bin immerhin so alt, dass ich mein Studium noch ohne das Internet bestreiten durfte. :) Ich werde mal testweise versuchen, meinen Urlaub mit möglichst wenig Nutzung digitaler Medien zu bestreiten. Straßenkarte und Reiseführer (in gedruckter Form) liegen schon bereit. Ich bin gespannt, ob oder wann sich die ersten Entzugserscheinungen einstellen.

  • G

    Aufgeschmissen mit Sicherheit nicht, da ich noch in einer mehr oder weniger komplett analogen Zeit aufgewachsen bin. Auf ein Handy könnte ich ohne Probleme verzichten, ein Smartphone halte ich für mich persönlich für überflüssig. Und da mich die permanente Erreichbarkeit stört, kennen weniger als ein Dutzend Leute die Nummer. Ein Navi ist äußerst bequem, wird aber nur bei längeren Autobahnfahrten (Stauinfo, Baustellen, etc.) bzw. wenn unbekannte Ecken des Landes angesteuert werden, benutzt. Und für den Fall aller Fälle habe ich immer noch einen Satz Landkarten (die auf Papier gedruckten Dinger) im Handschuh-Fach. Der Computer ist für mich in erster Linie Arbeitsgerät und Musikmaschine, die Möglichkeit von E-Mails nutze ich gerne, wobei ich bei wichtigen Angelegenheiten die Papierform bevorzuge, ja auch bei privater Kommunikation.

    Noch eines: Als Gesprächskiller betrachte ich ein Smartphone, mit dem bei jeder auftauchenden Frage Tante Wikipedia befragt wird. Als dies noch nicht üblich war, konnte man sich in gemütlicher Runde über die möglichen Antworten oft lange die Köpfe heiß reden.

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