Blog
Life

Was Facebook über Sie wissen möchte

Facebook sammelt Daten – diese Einsicht ist so alt wie Facebook selbst. Dass das Datensammeln aber nicht an den Pforten des Portals endet, wissen viele nicht. Mittels eigener und fremder Quellen erstellt man mittlerweile dermaßen massiv Nutzerprofile, dass sich gerade deutsche, russische und französische Behörden einschalten. Dabei dreht es sich um zwei Problembereiche: Massive Marktmacht und Umfang der gesammelten Daten. Oder anders gesagt: Weiß man zu viel über Milliarden Menschen, kann man z.B. die Preise für Werbung bestimmen und verstößt möglicherweise gegen geltende Gesetze. Das schließt auch jene mit ein, die gar nicht bei Facebook sind!

Ein genauer Blick auf Facebook

Was Facebook so alles wissen möchte, ist schlicht atemberaubend. Jeder kann sich denken, dass Alter, Geschlecht, Einkommen und Wohnort interessieren, aber das ist längst nicht alles. Ca. 100 Daten möchte Facebook über jeden Nutzer wissen, um jederzeit passgenau Werbeanzeigen liefern zu können. Wie ist Ihr Beziehungsstatus? Besitzen Sie ein Haus, vielleicht noch mit Grundstück? Wenn ja, wie alt oder groß ist es? Wie steht es mit der Liebe und dem Nachwuchs? Welchen Beruf üben Sie aus und was verdienen Sie? Benötigen Sie bald Autoteile? Was spielen Sie so am Smartphone oder PC? Was gibt es Wissenswertes über Ihre Kreditkarte? Welche Reisen liegen an? Was sehen sie im Fernsehen? Kosmetik, Restaurantbesuche oder Kredite sind ebenfalls interessant – und vieles mehr. Sogar die notorischen Trinker versucht man zu finden, übermäßiger Alkoholkonsum hat seinen eigenen Datensatz.

Man kann auf den ersten Blick natürlich behaupten, alle Daten seien freiwillig Ierausgegeben worden, denn man willigt ja in die Facebook-AGB ein. Man entscheidet sich dabei also, ob man das Produkt (etwas anderes ist Facebook nicht) umsonst nutzen möchte und dafür seine Daten zur Verfügung stellt. Ob das jeder Nutzer weiß, die AGB gelesen hat und sich über das Ausmaß im Klaren ist, steht auf einem anderen Blatt. Und so sitzen auch viele Nutzer sozialer Netzwerke immer wieder erstaunt vor dem Rechner, wenn verblüffend zielgerichtete Werbung zu sehen ist. Wieso werden Zelte angeboten, wo man doch erst gerade den Beschluss gefasst hat, einen Urlaub auf Südfrankreichs Campingplätzen zu verleben? Ah ja, man hatte es ja irgendwo gepostet und um Tipps dafür gebeten. In dem Moment wird dann vielen Menschen erst klar, was gezielte Werbung wirklich bedeutet.

Der unbekannte Bereich fängt aber eindeutig an, wo Facebook endet. Neben Facebook selbst gibt es noch zahlreiche Internetseiten und Apps, die fleißig Daten sammeln und diese bei Facebook einspeisen. An erster Stelle stehen wohl Whatsapp und Instagram, die beide zu Facebook gehören und Telefonnummern, Kontakte und sonstige Inhalte munter miteinander vernetzen und in einem Datensatz bündeln. Das ist aber noch längst nicht alles. Viele Apps und Internet-Seiten, die nicht erkennbar mit Facebook verbunden sind, liefern dennoch jede Menge Daten, sobald sie gestartet / angesehen werden. Mithilfe von Schnittstellen fließt alles bei Facebook zusammen und schließt Stück für Stück die letzten Lücken im Benutzerprofil.

Auch die Gerichte gehen mit der Zeit

Das deutsche Kartellgericht beobachtet das alles mit Grausen. Dabei geht es nicht nur um Datenschutz, sondern auch um die Marktmacht, die hinter dem Datenkraken steht. Mit Milliarden an Nutzern liegen auch Milliarden Benutzerprofile aus aller Herren Länder vor – damit kann man Preise bestimmen und Standards setzen. Facebook-Managerin Yvonne Cunnane sieht das natürlich ganz anders. Sie sehe kein Anzeichen eines dominanten Unternehmens und man beklage ein „unscharfes Bild“ in diesem Bereich. Die uralte Methode, sich kleiner zu machen, klappt aber nicht bei Milliardenumsätzen und massiver Verbreitung überall auf dem Globus. Wenn man von Firmenseite darauf pocht, dass man Marktmarkt und Beliebtheit nicht vermischen dürfe, klingt das bewusst naiv. Denn Beliebtheit ist in diesem Bereich gleichbedeutend mit Verbreitung und Verbreitung bedeutet Marktmacht!

Zudem greift das Argument, Facebook sei ja gar nicht so dominierend, nicht mehr, wenn man Whatsapp, Instagram und das riesige Netzwerk Nutzerdaten sammelnder Seiten miteinbezieht. Ja, es gibt Alternativen wie Youtube, Snapchat, Twitter und Co – aber die sind hinsichtlich Funktion und Nutzergruppen anders aufgestellt und werden vom Primus ständig attackiert. Wer z.B. mitbekommen hat, wie Facebook das besonders bei Jugendlich begehrte Snapchat in Teilen kopierte, um es schlicht überflüssig zu machen, denkt da anders. Hier versucht jemand, zentrales Medium zu werden, mit allen Funktionen, die Konkurrenten auch an den Start bringen.

Was steht im Schattenprofil? Was steht im Schattenprofil?

Sie sind nicht bei Facebook? Es kennt sie wahrscheinlich trotzdem. Über das Auslesen von Adressbüchern, Nachrichten und Bildunterschriften wird nämlich ein Schattenprofil erstellt. Man versucht Menschen mitsamt ihrer Bekanntenkreise abzubilden und Zusammenhänge zu herzustellen. Schreibt jemand über Sie oder hat Sie jemand in einem Adressbuch, auf das Facebook (oder Whatsapp) Zugriff hat, gibt es auch einen Datensatz. Wer schenkt wem etwas oder bildet eine Konsumgemeinschaft? Je nachdem, wie häufig man in Postings (oder Adressbüchern) vorkommt oder welche Seiten man besucht, ist das Profil mehr oder minder vollständig. So bleibt der Datensatz vielleicht lückenhafter, als bei einem Facebook-Mitglied, ein völlig Unbekannter bleibt man jedoch nicht!

Da offensichtlich die Selbstregulierung des Konzerns nicht funktioniert, werden nun die Gerichte tätig. In Belgien muss Facebook bereits Daten löschen, die von nicht angemeldeten Nutzern gesammelt wurden, sonst drohen 100 Millionen Euro Strafe. Ein deutsches Gericht entschied kürzlich, dass man nicht gezwungen werden darf, sich mit Klarnamen anzumelden, was das muntere Datensammeln erschweren dürfte. Auf europäischer Ebene beschäftigt man sich diesbezüglich ebenso mit dem Verbraucher- und Datenschutz und kündigt für 2018 richtungsweisende Entscheidungen an. Harte Zeiten für Facebook also! „Wenn wir versagen, werden die Menschen woanders hingehen - die Geschichte hat das mit anderen Technologieanbietern im Laufe der Jahre gezeigt“, meinte kürzlich ein Facebook-Chef im Interview. Und damit hat er wohl den Nagel auf den Kopf getroffen.

Hand aufs Herz, ob Sie Facebook-Nutzer sind oder nicht: Sind sie ebenso überrascht wie ich, wie umfangreich und ausgefeilt hier Daten gesammelt werden? Oder ist es Ihnen einfach egal, was Konzerne über Sie wissen?

34 Kommentare
Seite 2 von 2
  • F

    Mir ist das völlig Wurst wer da was sammelt, ich ignoriere diese sozialen Dienste einfach und klicke alles weg was zum Beispiel der Adblocker übrig läßt oder der Virenschutz nicht aussortiert. Ansonsten gebe ich persönliche Daten kaum preis. F.S.

  • E

    Vor Jahren war ich für kurze Zeit in FB, habe in dieser Zeit viele "Freundes"-Anfragen aus alles Welt erhalten. Von "Freunden" die ich noch nie in meinem Leben gesehen oder gekannt habe. Diesen "Freunden" soll ich aus meinem Leben erzählen? Nie und nimmer.

    Hab nach 2 Wochen FB gelöscht.

    WhatsApp, Twitter und andere werden auch nicht benutzt.

    Einzig nur Skype mit 2 eingetragenen Kontakte, wobei ich nur nach vorheriger email mit Skype online gehe, wegen der Zeitunterschiede um den halben Erdball.

    Grundsätzlich kommuniziere ich mit Freunden und Bekannten nur persönlich oder Telefon.

    Was im Browser, Google usw. an Daten gesammelt wird ist mir bewusst und ich habe dem, soweit es mir möglich ist, einen Riegel vorgeschoben. Trotzdem werden still und heimlich im Hintergrund Daten abgegriffen, selbst hier bei Ashampoo.

    Wer freiwillig seine Daten preis gibt braucht sich nicht über Missbrauch eben dieser Daten beschweren.

    Traurig ist auch, dass selbst große und kleine Firmen, Behörden und Teile der Regierung auf FB verweisen. Wen wundert es dann wenn Wahlbeeinflussung statt findet?

    Bestes Beispiel Trump, dieser Mensch kann ohne Twitter nicht leben, er schränkt sich nicht mal als US-Präsident ein.

    Wo Sie gerade die Freunde bei Facebook erwähnen. Mich wundert das immer wieder, nach welchen Mustern mir Menschen vorgeschlagen werden. Irgendwelche Leute, mit denen ich 1990 mal Tischtennis gespielt habe, woher weiß Facebook das? Auch wenn ich weiß, wie schlau Algorithmen sein können, verstehe ich nicht, wie Facebook auf diese Verbindung, über die ich niemals geschrieben habe, kommen konnte.

  • W

    Nein, ich selber bin ganz bewusst nicht bei Facebook, Whatsapp und Instagram – eben wegen deren Machtmarkt.

    Aber leider kennen die mich vermutlich trotzdem!

    Denn meine Schwester, im weit entfernten Stuttgart, benutzt obiges sehr wohl. Mit ihr korrespondiere ich sehr oft über jeweils „nur“ G-Mail. Ich ließ mich von ihr zwar nicht überreden, Whatsapp für Bildtelefonate auch bei mir einzurichten, aber ein mulmiges Gefühl besteht da tatsächlich schon länger - da „vernetzt“ über besagte Schattenprofile, durch deren sicherlich freigegebenes Adressbuch...

    Tja, und Ihr Blog-Artikel bestätigt das ja auch als Nebenerscheinung.

    Gegen gezielte Werbung setzte ich den uBlock Origin ziemlich erfolgreich ein, aber erschreckend was in einer einzigen Korrespondenz „Sitzung“ da vernetzt abläuft, wenn man mit z.B. Firefox LightBeam nachschaut wie die Daten „wandern“.

  • M

    Ich bin immer noch erstaunt, wie naiv so ziemlich alle FB-Nutzer sind. Am meißten hört man immer noch: "Ich habe nichts zu verbergen" oder "facebook weiß nur, was ich ihm sage". Ich bin mir oftmals nicht sicher, ob das tatsächlich Dummheit ist oder doch nur (unerklärliches) bewußtes Ignorieren. Schön ist auch immer die Aussage: "Ich benutze einen Alias". facebook kann jeden Nutzer identifizieren, ohne VPN o.ä. sogar kinderleicht über die IP-Adresse, jedes Foto wird bis ins letzte Detail über die Metadaten ausgewertet. Standort, Uhrzeit, Datum ... eine lückenlose Überwachung. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. facebook ist geltendes Recht völlig wurscht, niemand kann kontrollieren, was über ihn oder andere gespeichert wird. Egal kann so etwas einem halbwegs funktionierenden Menschenhirn jedenfalls nicht sein. Der jüngste Vorfall wird auch bald vergessen (verdrängt ?) sein. Sicher aber ist, dass es bald den ganz großen Knall geben wird und im Netz die intimsten Daten sehr sehr vieler Nutzer für Jedermann einsehbar sein werden. "Verdammt, das habe ich facebook doch nie erzählt ... woher wissen die ... ?" Das Jammern wird unendlich sein und ganz ehrlich, ich freue mich darauf. In der Hoffnung, dass es dann nicht nur bei der PC-Maus "klick" macht.

  • I

    @Peter Hölzemann

    die Werbung kommt durch Google. Google listet alles, was man angeschaut hat und dann bekommt man Werbung ...

    Mir ist das aber auch zu mühselig jetzt mit Duck Duck oder anderen Suchmaschinen zu suchen und alles zu vermeiden, dass ich Daten hinterlasse. Ich hab den neuen Browser von Mozilla noch nicht runtergeladen, somit funktioniert noch Stealthy, damit ich anonym surfen kann, aber wenn ich vergesse Stealthy einzuschalten, dann bin ich wieder dabei. Man kann auch noch Thor installieren, aber ich weiß auch nicht, ob man sich damit auch wieder schaden kann. Wenn ich jedes Mal, wenn ich ins Netz gehe, überlegen muss, was und wie ich es tue, ist der Spaß auch dahin.

    Das ist das Problem. Natürlich kann man tausend Sicherheitsvorkehrungen treffen, hier anonym unterwegs sein, Thor installieren, Blocker nutzen, Linux installieren - aber macht Internet dann noch wirklich Spaß? Das Abwägen von Aufwand und gefühltem "Nicht-Erfasstsein durch Datensammler" habe ich da auch immer.

  • I

    leider geben viele Leute ihr ganzes Adressbuch frei. Deshalb bekomme ich massenhaft Mails von Verbidoo oder wie das heißt. Ich nutze verschiedene Mailadressen. Mein Smartphone nur für WhatsApp, aber dass FB das schon lange trotzdem vernetzt hat, war mir klar. Entweder will man den Fortschritt und den auch noch kostenlos, wo alles einfacher und schneller geht oder man darf weder auf FB, Youtube oder Google aktiv sein. Dafür, dass es kostenlos ist, tauschen wir im Gegenzug unsere Daten. Man will sich auch nicht überall heraushalten, aber wenn man mitmischen will ... mitgehangen, mitgefangen .... Dass die Daten nicht nur für Marktanalyse genutzt werden, um besser zu verkaufen, sondern jetzt auch noch für den Wahlkampf ... Logisch, was auszuwerten und zu benutzen geht, wird genutzt.

    Bin mal gespannt, in was für einer Welt wir in 10 Jahren leben. Der erste Unfall mit einem selbstfahrenden Auto ist ja nun passiert ... Werden wir nun in 10 Jahren noch selbst fahren oder vertrauen wir uns einem Roboter an ???? Es wird spannend, was noch so alles passiert und was wir von unserer Privatsphäre noch behalten dürfen ....

  • R

    Ich bin nicht überrascht!

    Obwohl ich versuche, meine Daten auf ein Minimum beschränkt bekannt zu geben, bin ich überzeugt, viel mehr über mich bereits preis gegeben zu haben als ich mir vorstellen kann.

    Ich bin in keinem (a)sozialen Netzwerk rührig und habe schon auf viele Apps verzichtet, die auf mehr Zugriff haben wollten als zur Funktion erforderlich war, aber allein die Tatsache, dass ich MS Windows & Android benutze, macht mich schon relativ "gläsern".

  • P

    Da bin ich aber überrascht. Bin kein Facebook-Nutzer und trotzdem werden Daten über mich gesammelt. Mir ist es nicht egal, dass Daten über mich gesammelt werden. Bin doch ein wenig erstaunt, wenn ich mit dem Tablet im Internet bin und Werbung aufploppt für Artikel die ich mir Tage vorher ohne Kaufabsicht angesehen habe. Hat man überhaupt Möglichkeiten das Alles zu verhindern?

    Grüße aus dem Rheinland

  • m

    Mich gruselt es sehr, wenn ich das alles lese. Insbesondere die subtile Beeinflussung von Menschen,die darauf sich sogar bei Wahlen beeinflussen lassen, finde ich erschreckend, wird doch dadurch die Politik nur noch durch den am meisten Zahlenden bestimmt !!

    Da es ja nun einmal Alternativen gibt, verstehe ich einfach nicht, warum man nicht im Bekanntenkreis sich auf eine der nicht datensammelnden Programme einigt und umsteigen kann.

    Ich bin wahrscheinlich zu alt für diesen Unfug und telefoniere noch ganz altmodisch. Das funktioniert heutzutage immer noch gut.

Über Ashampoo
Anwender
22+ Millionen
Downloads
500.000+ pro Monat
Weltweit
In über 160 Ländern
Erfahrung
Mehr als 25 Jahre
Ashampoo icon