Als Informatiker ist man ja ständig von Englisch umgeben. So machte ich mir auch keine großen Gedanken, wie es um die Verständigung bei meinem England-Urlaub bestellt sein könnte. Meine Freundin äußerte vorher noch, man könne den Älteren der Reisegruppe eventuell bei Übersetzungen helfen, falls Not am Mann sei. Aber klar, man hilft ja, wo man kann... Doch auf der Fähre nach Dover kam mein geballtes Selbstvertrauen das erste Mal ins Wanken.
Eine nette Familie setzte sich einen Tisch weiter, das allgemeine Stimmgewirr und der Seewind verschluckten das meiste, doch eine Kinderstimme drang zu mir durch - „Arry Poutah“. Und während das kleine Mädchen dieses begeistert wiederholte, dachte ich an Indianer, uralte Gottheiten oder Berge in Wales, die vielleicht so heißen mochten. Einen Augenblick später zog sie ein Buch aus dem Rucksack und legte es auf den Tisch. Es war Harry Potter. Na, das konnte ja heiter werden.
Man stellt sich ja vorher auf manches ein, damit man nicht vom Linksverkehr überfahren wird, ratlos vor fremdartigen Steckdosen steht oder bei einem Frühstück mit Bohnen und gebratener Blutwurst vor dem Buffet schwächelt. So wusste ich auch, dass meine Gastgeber mehrheitlich kein Ixford-Englisch reinsten Wassers sprechen. Kein Problem, viele Deutsche sprechen ja auch Dialekt. Neu war mir aber der Umstand, dass ich manchmal gar nichts verstehen würde. Steht man dann noch vor einem freundlichen Herren exotischer Mundart, der beim Kauf eines simplen Hotdogs 20 mögliche (davon ca. 18 mir komplett unverständliche) Zutaten nennt, würde man am liebsten mit blanker Wurst davon rennen.
Es hemmte mich auch die Scheu, Fehler zu machen. Also tief durchatmen und rein ins Getümmel. Als ich in einer Parfümerie zuerst mit „Love“, dann mit „Darling“ angesprochen werde, fühlte mich ernsthaft geschmeichelt und bemerkte erst danach, dass dies Standard wohl für alle ist. Das kratzt am Ego! Zudem merkt man, dass die Wörter, die man durch englischsprachige Songs lernt, im Urlaub kaum praktisch anwendbar sind. Was sollen all die Liebeslieder? Hätten Queen Songs über Gewürze, Verkehrsschilder oder Snacks geschrieben ("Culinarian Rhapsody"?), es wäre manches leichter gewesen!
Englische Paare schlafen anscheinend (normalerweise) unter einer Bettdecke. Ehrlich, das wusste ich nicht und würde wohl bei uns in einen nächtlichen Eroberungskrieg bis aufs Messer ausarten. Und so stiefelte ich frohgemut zur Rezeption und fragte nach einer zweiten Decke, „Blanket“, wie ich meinte. Als wir vom Essen kamen, lagen die zwei kratzigsten Wolldecken der Menschheitsgeschichte auf dem Bett. Mist. War es doch „Sheet“? Ich versuchte es, bekam ein Stirnrunzeln und 5 Minuten später wurde uns stolz ein Bettlaken vom Personal überreicht. Voller Verzweiflung nahm ich mein Handy, machte schlicht ein Foto von der Decke und erklärte, ich bräuchte eine weitere. Das funktionierte. Die Dame lachte und erklärte, jene Decke sei doch ein „Duvet“! Ach so, nie zuvor gehört. Peinlich.
Natürlich hatte ich vorher auch an technische Unterstützung gedacht und einen Translator herunter geladen, in den ich sogar hineinsprechen und es übersetzen lassen konnte. Aber: Will man wirklich mit einem Handy in der Hand einem Einheimischen entgegen treten, hineinsprechen und dann die Übersetzung vorlesen? So stelle ich mir eher die Unterhaltung mit Außerirdischen vor. Gut, im Notfall mag es ratsam sein, normalerweise wäre das wohl für alle Beteiligten eher befremdlich. Sie können es sich denken, das Handy blieb hier ungenutzt.
Und so bleibt neben der Erinnerung an herrliche Landschaften, freundliche Engländer und prächtige Schlösser die Einsicht, dass Sprachkenntnisse gepflegt und ausgebaut werden müssen. Oder ich nehme meinen treuen Übersetzer Manuel einfach mit, tarne es als Teamtraining und setze es steuerlich ab. Ganz sicher aber werde ich in Zukunft mehr Filme im Original sehen. Vielleicht wird ja das Wissen um Duvets, Loos (Toiletten) und Pushchairs (Kinderwagen) sanft im mich einsickern.
Was mich interessieren würde: Hand aufs Herz – beherrschen Sie eine Fremdsprache wirklich?
Lieber Sven,
ich bin als Informatiker in den 80er Jahren nach Neuseeland gezogen um dort in der IT zu arbeiten. Mein Chef war US-Amerikaner, meine engsten Kollegen Australier und Briten, unter meinen Mitarbeitern befanden sich Inder, Malayen und Chinesen. Alle sprachen eine Art Englisch, der Small talk klappte vorzüglich, insbesondere als ich gelernt habe, daß harmlose englisch-englische Ausdrücke einen Amerikaner in Wut bringen konnten - und vice versa.
Habe viel gelernt. Vorher war ich als Wiener in Deutschland tätig, hatte auch seine sprachlichen Tücken. Gehen Sie mal in Wiesbaden in einen Laden und bitten um ein Sackerl! Sie kriegen verständnislose Blicke aber keine Tüte!
Liebe Grüße, Gerhard
Ich habe wohl auch einige Worte eher "amerikanisch" ausgeprochen / gewählt und erntete distanzierte Antworten. :) Was die deutschen Dialekte angeht: Stimmt schon. Als ich als friesisches Landei das erste Mal eine Münchener Bäckerei ging, hatte ich ähnliche Effekte wie ein England.
wenn man dann noch wie ich schwerhörig und ein wenig deppert ist, geht gar nichts mehr.
Danke für den Lacher am Nachmittag. :) Ich muss sagen, ich kam mir manches Mal auch etwas doof vor.
Gerade meine Pause mit diesem Artikel genossen - gerade weil es keine Technik ist - deshalb bitte weiter so, nicht nur Technik, finde Ihren Schreibstil amüsant und kurzweilig. Merci.
Lieben Dank. :)
Ein Leser war wohl gerade außer Haus, als der Herrgott den Humor verteilte.
Ach, das sehe ich ganz locker. Meistens schreibe ich ja über Technik, diesen Blog hatte ich schon im Urlaub im Kopf und entsprechend ist auch das Thema. Kein Artikel gefällt allen und damit muss und kann ich leben.
Hi,
Here are a few reasons why the English language is so hard to learn:
1) The bandage was wound around the wound.
2) The farm was used to produce produce.
3) The dump was so full that it had to refuse more refuse.
4) We must polish the Polish furniture.
5) He could lead if he would get the lead out.
6) The soldier decided to desert his dessert in the desert.
7) Since there is no time like the present, he thought it was time to
present the present.
8) A bass was painted on the head of the bass drum.
9) When shot at, the dove dove into the bushes.
10) I did not object to the object.
11) The insurance was invalid for the invalid.
12) There was a row among the oarsmen about how to row.
13) They were too close to the door to close it.
14) The buck does funny things when the does are present.
15) A seamstress and a sewer fell down into a sewer line.
16) To help with planting, the farmer taught his sow to sow.
17) The wind was too strong to wind the sail.
18) After a number of injections my jaw got number.
19) Upon seeing the tear in the painting I shed a tear.
20) I had to subject the subject to a series of tests.
21) How can I intimate this to my most intimate friend?
Let's face it - English is a crazy language. There is no egg in eggplant
nor ham in hamburger; neither apple nor pine in pineapple. English
muffins weren't invented in England or French fries in France. Sweetmeats are candies while sweetbreads, which aren't sweet, are meat.
We take English for granted. But if we explore its paradoxes, we find
that quicksand can work slowly, boxing rings are square and a guinea pig
is neither from Guinea nor is it a pig. And why is it that writers write
but fingers don't fing, grocers don't groce and hammers don't ham? If the
plural of tooth is teeth, why isn't the plural of booth beeth? One goose,
2 geese. So one moose, 2 meese? One index, 2 indices?
Doesn't it seem crazy that you can make amends but not one amend.
If you have a bunch of odds and ends and get rid of all but one of them, what do you call it?
If teachers taught, why didn't preachers praught? If a
vegetarian eats vegetables, what does a humanitarian eat?
Sometimes I think all the English speakers should be committed to an
asylum for the verbally insane. In what language do people recite at a
play and play at a recital? Ship by truck and send cargo by ship? Have
noses that run and feet that smell? How can a slim chance and a fat
chance be the same, while a wise man and a wise guy are opposites?
You have to marvel at the unique lunacy of a language in which your house can burn up as it burns down, in which you fill in a form by filling it
out and in which, an alarm goes off by going on. English was invented by
people, not computers, and it reflects the creativity of the human race,
which, of course, is not a race at all.
That is why, when the stars are out, they are visible, but when the
lights are out, they are invisible.
Have a nice day.
Mike
--
We’re thrilled and Melanie, our brilliant Facebook lady, will take your comment to her next English class. :)
Was hat dieser "Bericht" mit dem NAmen Ashampoo und PC zu tun? Angabe?
Wenn ich Reise-Berichte lesen möchte, schaue ich evtl. bei GEO vorbei.
Nächste Woche gibt es wieder Technik, versprochen. :)
Willkommen im Club!
Als selbständiger technischer Redakteur werde ich immer wieder mal nach meinen Englischkenntnissen gefragt. Meine typische Antwort: "Eine API-Beschreibung, eine Software-Doku oder so kriege ich problemlos hin, einschließlich der zugehörigen Recherche. Aber erwarten Sie bitte nicht, dass ich (in einer internationalen Arbeitsumgebung) mit den fremdsprachigen Kollegen viel Smalltalk machen kann."
Die Probleme fangen übrigens jenseits des Wortschatzes erst an: Präpositionen im Englischen sind für unsereinen ein Buch mit sieben Siegeln, das grammatikalische Geschlecht ebenso. Aber letzteres Problem habe ich mit "den Preußen" auch, die immer noch nicht kapiert haben, dass es "der Butter" heißt :-)
Während eine Sprachfärbung bei uns zumeist als Hinweis auf die Landsmannschaft gewertet wird ("Wir können alles außer Hochdeutsch!"), sagt die Sprachfärbung in Groß- (künftig wohl Klein-) Britannien viel über Klassenzugehörigkeit aus. Schließlich wurde dort die Gesellschaft nicht durch mehrere verlorene Kriege durcheinander gewirbelt.
Im Urlaub, als zahlender Gast, ist das noch nicht das große Problem. Aber in einem hoch qualifizierten Job um so mehr. Aber auch dieses Problem wird sich ja demnächst erledigen...
Ach, was habe ich die Kommentare in der Sommerpause vermisst. :)
Irgendwie trösten mich die Zeilen eines Kollegen besonders. Was Technik anging, war auch alles kein Problem, aber "das wahre Leben" bzw. Alltag ist halt eine andere Geschichte.
Im Allgemeinen verständige ich mich mit ein paar Worten der Landessprache und den Händen und Füßen und einer Riesenportion Charme. Mein Problem ist nämlich - ich lerne schnell eine fremde Sprache - vergesse sie aber auch genauso schnell wieder ;)
Von meinem Charme war man anscheinend weniger beeindruckt :) Obwohl ich nicht ungerecht sein möchte, der Fehler lag bei mir und es waren alle nett und bemüht.
Nein, eigentlich kann ich nur Hochdeutsch und Wienerisch halbwegs gut. Beides beherrsche ich aber auch nicht wirklich gut.
Zur Story: Das kenne ich gut! Besonders lustig in Ländern, in denen Englisch eher weniger üblich ist. Mittlerweile helfe ich mir damit, die Decke zur Rezeption zu schleppen und zu zeigen, was ich möchte (wir sind meist nur im Sommer bei Hitze unterwegs ;-)
Ich war kurz davor, mit dem Umgetüm an der Rezeption aufzutauchen.
Wienerisch zähle ich mal als Fremdsprache, wenn ich an einen unserer Programmierer denke. :)