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Chef-Sache: Wussten Sie, dass Webseiten unterschiedlich viel Strom verbrauchen?

Sebastian Schwarz

Wussten Sie, dass Webseiten unterschiedlich viel Strom verbrauchen? Ich auch nicht.

Seit Jahren drehen sich die Gedanken der Welt um ein zentrales Thema: Wie senken wir unseren enormen Energieverbrauch zu Gunsten unserer Umwelt? Die Dynamik dieser „Welt-Aufgabe“ hat eine Energierevolution bewirkt, die schon mehrere hilfreiche Entdeckungen hervorgebracht hat – Solarfelder, Elektroautos und Windräder. Vor allem letztere ragen hier bei uns in Norddeutschland zu hunderten in den meist verregneten Himmel. Aber das ist ein anderes Thema.

Interessant für alle Handy- und Tablet-Nutzer

Zum Schutze unseres Erdballs und natürlich auch zum Schutze unserer Gesundheit gibt es unendlich viele Verordnungen, Gesetze und Plaketten. Aber das umherwandernde „Spotlight“ der Wissenschaft bzw. Industrie hat noch lange nicht alle Lebensbereiche erfasst. Stück für Stück analysieren wir die Welt, stets auf der Suche nach den „Energiefressern“. Aber vielleicht sind diese auch dort, wo man sie erst gar nicht vermutet.

Als ich dann von einem Test hörte, der belegen soll, dass Webseiten unterschiedlich viel Energie des eigenen Rechners beanspruchen, war das für mich völlig neu. Doch dann fiel den Testern auf, dass der Proband (in diesem Fall der Laptop) bei einigen Webseiten den Lüfter aufdreht und bei anderen nicht. Also ein erstes Indiz. Stellt sich konsequenterweise die Frage, warum wir unsere Autos oder Kühlschränke mit Plaketten versehen, Webseiten die viel Energie verbrauchen aber nicht. Jetzt erstmal zum Test.

Das Setup

Es gibt also Webseiten, die „hungriger“ sind als andere. Die Tester haben basierend auf dieser Annahme zunächst eine stringente Laborsituation geschaffen. Der verwendete Computer wurde durchgängig mit der gleichen Helligkeit von 50% eingestellt. Dabei waren alle Programme geschlossen, BackUp-Funktionen deaktiviert und der Batteriestand betrug 100%. Die Messungen begannen rund 10-30 Sekunden nach jedem Seitenaufruf.

Die Wissenschaftler konnten dabei folgende Ergebnisse festhalten:

Faszinierend, wie unterschiedlich der Energieverbrauch ist

(Quelle: http://santtu.iki.fi) X-Achse Webseiten in drei Kategorien, Y-Achse: Energie in Watt. Von links nach rechts: New Scientist, BBC, Apple, YouTube, Google, Vimeo Video, YouTube Video Vollbild, Vimeo Video Vollbild, The Guardian, YouTube Video, The New York Times.

Wie ordnen wir diese Ergebnisse ein?

Zunächst überrascht es enorm, dass Video-Seiten wie Vimeo oder YouTube verglichen mit reinen Text- und Bildseiten keinen merklich höheren Energie-Verbrauch verzeichneten. Was aber definitiv gesagt werden kann, ist, dass Webseiten unterschiedlich viel Energie zu verbrauchen scheinen. Der Ausreißer und die wohl interessanteste Erkenntnis ist der enorm hohe Verbrauch der Webseite der New York Times. Da es sich hier um zufällig ausgewählte Webseiten handelte, darf angenommen werden, dass es weitere „Ausreißer“ im WWW geben wird.

Conclusio:

Wie eingangs erwähnt kennzeichnen wir viele Produkte bereits hinsichtlich Ihres Energieverbrauchs und das ist schlau. Denn dadurch entsteht eine Marktbereinigung und Hersteller können Ihre Produkte entsprechend optimieren. Beispielsweise werden Kühlschränke mit den Plaketten A bis A+++ versehen, was nach Berechnungen einen Unterschied von 33 Kilowattstunden pro Gerät bedeutet. Übertragen auf sämtliche Haushalte in der EU würde dies eine Energieeinsparung von 790 Megawatt bedeuten, wenn sich alle einen A+++ Kühlschrank in die eigenen vier Wände stellen würden.

Wenden wir also eine solche Rechnung auf das WWW an: Gehen wir davon aus, dass 30% der Weltbevölkerung täglich eine Stunde im WWW surfen, so würde bereits ein 10 W Unterschied im Energieverbrauch pro Webseite in der Summe 875 Megawatt bedeuten. Nicht abwegig, wenn man bedenkt, dass allein die New York Times 25-30 Watt mehr Energie verbraucht als Vimeo oder YouTube.

So könnte es aussehen

Angesichts dieser Erkenntnisse ergibt es durchaus Sinn, eine Webseiten-Plakette zu fordern oder zumindest zu diskutieren. Die Menschheit versucht bereits, den Energieverbrauch in diversen Bereichen zu optimieren. Warum also nicht auch im WWW? Stellen wir uns doch mal vor, dass Google diesen Gedanken aufgreift und das Ranking von Webseiten davon abhängig macht, ob Sie besonders energiesparend sind oder nicht. Ähnliches tut Google schon in diversen anderen Bereichen. Dabei wirkt es sich zum Beispiel positiv auf die Auffindbarkeit bei Google aus, wenn eine Webseite für mobile Endgeräte wie Handys und Tablets optimiert ist (responsive) oder wie kurz die Ladezeiten einer Webseite sind.

Liebes Google, bitte schaut Euch den Test oben genauer an. Wir finden, es ist durchaus eine Überlegung wert, das WWW auch hinsichtlich der Energieeffizienz von Webseiten zu bereinigen. Da wir über Eure extrem hohe Arbeitsauslastung informiert sind, haben wir uns sogar schon um eine entsprechende Plakette bemüht. Diese soll dem Surfer zeigen, welche Webseiten besonders energiesparend sind und welche nicht. Wir würden Euch die Plakette überlassen, kostenlos und für den guten Zweck!

Anmerkung des Autors: Chef-Sache ist eine Kooperation von Ashampoo-Chef Sebastian Schwarz und Jan-Gerrit Dickebohm

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