Der Fluch der guten Tat
Kürzlich wurde im Fernsehen eine Frau zu ihrem Schwiegersohn befragt. Was er denn für ein Mensch sei, wie sie mit ihm zurechtkomme und ob sie mit der Wahl ihrer Tochter zufrieden sei. Nach einer quälend langen Pause sagte sie: „Er kann mit dem Computer helfen. Das ist praktisch.“ Das ist der positive Aspekt, wenn man sich gut mit Rechnern auskennt, wenigsten nützlich ist man, gänzlich unabhängig vom Charakter. Der Schein des Helden umgibt den Spezialisten, auch wenn er nur den Rechner neu hoch fährt, einen Prozess beendet oder ein Flash Update macht. Man sollte diese Momente genießen, denn die Schattenseiten dieser noblen Taten können schrecklich (nervig) sein!
Man hilft, wenn man kann. Aber was kommt danach?
„Du hast mir doch dieses Microsoft drauf gemacht, da geht jetzt nichts mehr.“ Der Vorwurf in ihrer Stimme hätte drei Schulklassen parallel zum Verstummen gebracht. Der Anruf kam spät abends, unerwartet und der übliche Ernstfall war nun eingetreten. Nach 7 Jahren hatte das Betriebssystem gestreikt und ich war natürlich dafür verantwortlich, jedenfalls im moralischen Sinne. Dass der Rechner lange problemlos gelaufen war, George W. Bush noch an der Macht war, als er installiert wurde, dass ihr Vista inzwischen wirklich veraltet ist - geschenkt. Mit dem miesen Gefühl, eigentlich nichts Richtiges sagen zu können, fragte ich nach den Symptomen. „Das Ding ist langsam, im Internet gehen seltsame Seiten auf und er geht immer aus.“ Ich ahnte schon, wäre der Rechner ein Pferd, man würde es erlösen.
Eine Wüste im PC-Gehäuse
So fuhr ich dann zu der Besitzerin des todgeweihten Systems und fand alle üblichen Verdächtigen. Das Antivirus-Programm seit 3 Jahren ohne Lizenz (und damit ohne Updates), im Inneren genug Staub für eine veritable Wanderdüne, der Browser kaum noch sichtbar vor lauter Toolbars. Und - selbstverständlich - jede Menge zweifelhafter Programme, die irgendwas können, irgendwo im Netz waren und einen Haufen dubioser Programme mit installiert hatten. Alles umsonst, weil man für sowas kein Geld ausgeben möchte, schließlich habe schon der Rechner „so viel gekostet“. Sie könne sich nicht erklären, wie „der Rechner jetzt schon kaputt sein könne“. Das sind dann die Momente, wo man überlegt, lieber Gurkenzüchter auf Kreta zu werden oder in die Fremdenlegion zu gehen.
Ein Bund fürs Leben
Früher war es eindeutig, wenn es um lebenslange Verpflichtungen ging. Man hatte einen Lehensherrn, das war bestimmt nicht schön, aber man wusste Bescheid. Heute reicht ein Anruf, ob man „mit dem Rechner helfen“ könne und man ist auf ewig verbandelt. So gibt es Rechner, die ich seit inzwischen 12 Jahren betreue und auf denen z.B. ein tapferes XP praktisch ohne Updates (weil die lt. Benutzer „nur Ärger machen“) sein Dasein fristet. Familien, die den Drucker nutzen wollen und empört sind, weil er nach drei Jahren eingetrocknet ist, manage ich inzwischen im Automatik-Modus. Man sollte sich bewusst sein: selbst wenn die Leute sehr nett sind, im Notfall wird ein Hauch von Schuld, Panik und Druck in der Luft liegen. Ich helfe ja gerne, auch in diesem Blog, aber Sie rufen mich auch nicht nachts überraschend an. Bei Ihnen kann es anders sein, deshalb überlegen Sie es sich gut, bevor Sie Hilfe anbieten!
Die Halbwertzeit von Ratschlägen
Seien Sie sich sicher, schon beim Verlassen der Wohnung sind 50% ihrer Ratschläge vergessen (bzw. werden nicht durchgeführt), 49% erleiden in den nächsten Wochen das gleiche Schicksal. Ob es um regelmäßige Updates geht, Wechsel der Passwörter - oder gar wenigstens etwas Geld für gute Programme in die Hand zu nehmen, es wird nicht passieren. Vorher kommt sowieso der Sohn der Nachbarn, installiert eine Raubkopie und klaut sich dabei das WLAN-Passwort. Dessen muss man sich bewusst sein, machen Sie das Beste draus. Die Alternative ist, sich dumm zu stellen und einfach zu verschweigen, dass man eine gewisse Ahnung von Computern hat. Da ich bei einer Software-Firma arbeite, würde mir das niemand glauben, daher habe ich meine eigene Art von Notbremse entwickelt. Im engsten Kreis mache ich alles, für alle anderen kostet die Stunde 20 €. Seitdem ist Ruhe im Schiff und man glaubt kaum, wie viel Initiative vorher hilflose Menschen plötzlich entwickeln können.
Niemals Windows 10
Warum ich auf keinem fremden Rechner Windows 10 installieren werde? Ganz einfach! Irgendwann 2025, ich sehe mich z.B. gerade glücklich auf Hawaii Urlaub machen, würde das Handy klingeln. Und egal, ob die Person durch eigenes Fehlerverhalten 20 Trojaner drauf hat, der Rechner direkt neben der Heizung bei 50 Grad Celsius schwitzt oder die Festplatte defekt ist - es würde wieder diese vorwurfsvolle Stimme ertönen. Man würde mir bescheinigen, dass mein Windows 10 für solche Probleme sorge und so „der Papi nicht die Papiere für seinen Verein ausdrucken kann“. Und es würde nach einem nationalen Notfall klingen und ich könnte weder das Wetter, noch die Palmen oder den Badestrand genießen. Also kein Windows 10. Und neuen Bekannten stelle ich mich als Baggerfahrer vor.
Anmerkung des Autors Der Chef steht mit meinem brennenden Arbeitsvertrag und einer erhobenen Peitsche wortlos an meinem Platz. Vorsichtshalber füge ich deshalb noch hinzu, dass Ashampoo Antivirus, der WinOptimizer und viele andere tolle Ashampoo Produkte Ihren Rechner schützen und bereinigen können. Ich dachte, das wüssten Sie schon. :)
Hawaii-Bild: Rolf Hilchner (Ashampoo-Gründer)