Ashampoo, COVID-19 und ich
Wenn man selbst eher entspannt durchs Leben geht, geht so manches an einem vorbei. Es war mir natürlich durchaus bewusst, dass ein unbekanntes Virus sein Unwesen treibt. Dennoch stand ich kürzlich ratlos vor einem leer gekauften Regal für Toilettenpapier und danach volle 40 Minuten in der Schlange zwischen prall gefüllten Einkaufswagen an der Kasse. Die Stimmung war wortkarg und angespannt. Fast hätte ich gefragt, ob wir Krieg haben. Kein Zweifel, der Coronavirus ist auch in unseren Breiten angekommen. Aber wir als Firma dürfen uns natürlich keiner Hysterie anschließen, entsprechend systematisch und abgeklärt sind die Vorbereitungen. Werfen Sie einen kleinen Blick auf Ashampoo, unser Vorgehen in Zeiten von Corona und wie seltsam man sich dabei fühlt.
In Zeiten, wo jede Schlagzeile mit neuen Superlativen aufwartet, kann man eigentlich nur die Ruhe bewahren und möglichst schlau sein. Genau das wollen wir, weshalb Ashampoo vorgesorgt hat. Natürlich können wir nicht einfach unsere Tore komplett für eine unbestimmte Zeit schließen, falls es jemanden von uns doch treffen sollte und eine Quarantäne für alle Kontaktpersonen beschlossen wird, oder wenn die Einschläge so nah kommen, dass wir von uns aus die Pforten dicht machen. Die meisten von uns sind aber so mobil, dass wir uns die Laptops schnappen und von Zuhause aus arbeiten können. Per VPN verbunden komme ich in alle Systeme rein, auf alle Netzlaufwerke und könnte die Kollegen dann über Videokonferenz mit meiner Anwesenheit beehren. Ein Meeting in T-Shirt und Jogginghose wäre wohl eine Premiere. Nur wenige aus Buchhaltung und Personal sind noch auf die reine Papierform angewiesen, wir treiben die Digitalisierung konstant voran. Programmieren, Texten, Marketing und Support sind also ortsunabhängig und stets einsatzbereit - mancher Kollege mag da insgeheim fluchen!
Neben der neuen Routine, die Hände 30 Sekunden mit Seife zu waschen (entspricht bei mir der Länge eines getragen gesummten „God save the Queen“) stehen schon länger kontaktlose Spender mit Desinfektionsmitteln in den Fluren herum, die in letzter Zeit vermehrt genutzt werden. Seitdem weht ein leicht alkoholischer Duft durch die heiligen Hallen, das erinnert mich an meine Studienzeit! Auch wenn man nicht vielen Medien folgen mag, die uns die nächste Spanische Grippe andichten wollen (damals starben wohl bis zu 50 Millionen Menschen), scheint mir das alles sinnvoll. Was mir persönlich extrem schwer fällt, ist die Vorgabe, sich nicht mehr ins Gesicht zu fassen. Es ist mir vorher nie aufgefallen, wie häufig ich das mache! Lesebrille abgesetzt, kurz an der Nasenwurzel gerieben - schon verloren. Über eine Formulierung nachdenken und mir mit der Hand durch den Bart fahren - Gefahrenzone erreicht! Ich komme mir vor wie ein altes Zirkuspony, das seine Tricks nicht mehr aufführen darf.
Oder haben Sie schon mal in die Ellenbeuge geniest? Als Allergiker kann mir durchaus mal ein Nieser entfleuchen, nun soll ich plötzlich alte Automatismen ändern. Beim ersten Versuch mit der Ellenbeuge habe ich mir fast eine Zerrung am Hals zugezogen. Bis ich dabei nicht mehr erhebliches Aufsehen errege, brauche ich wohl noch etwas Training. Sowieso sind Tipps zu Hygiene und Vorbeugung im Büroalltag schwierig. Man soll Distanz zu Menschen waren - okay, verstehe ich. Aber wie schaut man so zusammen auf einen Bildschirm, um ein Detail zu betrachten? Ein erster Versuch sah aus wie Siamesische Zwillinge, die Streit miteinander haben. Soll ich wie unter Feindbeschuss in Deckung springen, wenn jemand zum Husten oder Niesen ansetzt? Rechts von mir sitzt mit Axel unser Mann für die Videos, schräg gegenüber mein Übersetzer Manuel. Die Schreibtische sind breit und tief, aber reicht die Distanz aus, falls jemand von uns krank sein sollte? Fragen über Fragen!
Körperkontakt ist gerade nicht angesagt
Weitaus schwieriger als die Desinfektion sind der Verzicht auf den guten alten Handschlag und das Vermeiden von Umarmungen. Manche stupsen sich mit den Ellenbogen an, aber das wirkt eher wie eine verschämte Kontaktaufnahme auf dem Abtanzball. Was macht man nun bei Geburtstagskindern? Mit etwas Abstand „Glückwunsch“ rufen, als seien wir nur ferne Bekannte? Das fühlt sich seltsam an, scheint jedoch das Praktikabelste zu sein. Zum Glück sind wir ja etwas unterkühlte Norddeutsche, weshalb man sich sowieso nicht den ganzen Tag in den Armen liegt. Ungewohnter ist da schon die Vorgabe, nicht zur Arbeit zu kommen, wenn man sich nicht wirklich fit fühlt. Zwar kam auch vor COVID-19 niemand bei uns mit dem Kopf unterm Arm zur Arbeit, aber zimperlich sind wir auch nicht. Neuerdings sind wir aber strikt angehalten, bei entsprechenden Krankheitssymptomen zu Hause zu bleiben, ohne Wenn und Aber! Schon beim ersten Halskratzen das Büro zu meiden, wird definitiv eine Umstellung.
Eigentlich sind die Umstellungen und Vorkehrungen nicht so gravierend - und dennoch ertappe ich mich im Minutentakt dabei, wie ich mich selbst beobachte und mögliches Fehlverhalten intern rüge. Was bin ich nur für ein störrisches Gewohnheitstier! Zudem schlummert in mir die stille Befürchtung, etwas Albernes zu tun, wenn ich die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden möglichst gewissenhaft umsetze. Aber seien wir realistisch: Auch ohne Drang zur Dramatik scheint es gerade ratsam, einige zusätzliche Regeln in den Alltag einzubauen, selbst wenn man sich dabei komisch fühlen mag. Schlimmstenfalls war man halt übervorsichtig, dann kann man später seine Witze darüber reißen. Ich wünsche Ihnen da draußen in der weiten Welt gute Gesundheit, bleiben sie sicher und passen Sie auf sich auf!
Was mich interessieren würde: Hat COVID-19 Ihr Leben verändert? Meiden Sie bestimmte Orte / Veranstaltungen, halten Sie mehr Abstand zu Ihren Mitmenschen oder ist ihr Alltag unverändert?