Kürzlich bekam ich eine SMS. Das ist eher selten, seitdem auch meine Eltern stolz den Schritt ins Messenger-Zeitalter beschritten haben. Also ist es entweder mein Telefon-Anbieter, der mir komplett überflüssige Dienste andrehen will (Smileys kaufen? Schaut mal in Eure Datenbank, wie alt ich bin!) oder es ist – der letzte Offliner. Denn einen gibt es in meinem Freundeskreis, der beschlossen hat, sich nicht ins Internet zu begeben, der kein Smartphone besitzt und dessen Computer (ein alter Amiga) seit 30 Jahren ungenutzt auf dem Dachboden steht. Wir trafen uns beim Essen bei ihm und wie immer gab mir der Abend viel Anlass zum Nachdenken.
Jeder von uns kennt das Internet (sonst würden Sie diesen Blog kaum lesen), aber schon längst sind dort Nutzer unterwegs, die keine Menschen sind, sondern Saugroboter, Kühlschränke oder Jalousien. Und über Bluetooth tummeln sich noch weit mehr von ihnen! Was vor 5 Jahren noch futuristisch klang, findet man bei aktuellen Produkten immer häufiger. Der Gedanke dahinter ist natürlich, dass intelligent gesteuerte Produkte den Menschen besser helfen können. Wie bei allen Neuentwicklungen gibt es auch hier die Bandbreite von sinnvoll bis irrwitzig. Ein kleiner Überblick.
Ist man im Bekanntenkreis als „Computer-Versteher“ bekannt, kommen die unvermeidlichen Fragen, manchmal echte Geständnisse. Ob man denn wisse, wie man den Surf-Verlauf löschen könne, man sei ja zufällig mal auf eine falsche Seite geraten? Für welches Alter eignet sich eigentlich die Dating-Plattform Tinder? Kürzlich aber horchte ich auf: Ein lieber Ex-Kollege, schon länger in Rente, suchte für sich eine potente Grafikkarte. Was er denn damit machen wolle? „Ich will damit Battlefield spielen.“ Oh. Das hatte ich nun nicht erwartet. Und es wurde noch weit interessanter.
Sie kennen das: Man sucht im Internet ein Produkt und die Kundenbewertungen sind berauschend. „Wunderbares Gerät, funktioniert reibungslos, dazu richtig robust – habe ich gleich nochmal für meine Kinder gekauft! Und die sind ebenfalls begeistert!“ Und die Kindeskinder wahrscheinlich auch, tippe ich mal. Durch solche und ähnliche Jubel-Arien kommt das Produkt auf 4,8 von 5 Punkten und gleich zuckt unser Finger in Richtung Einkauf. Denn was wir lesen, sind ja die Meinungen echter Kunden, Menschen wie wir selbst. Leider stimmt das nicht (immer) so ganz.
Wäre es nicht schön, wenn man immer recht hätte? Irrtümer können unangenehm bis peinlich sein, im schlimmsten Fall muss man Dinge ernsthaft überdenken. Anstrengend! Wie gut, dass man sich heute nicht mehr damit auseinandersetzen muss, denn soziale Netzwerke und die große Auswahl an Medien nehmen uns diese Bürde ab. Selbst wenn wir glauben, die Erde sei flach.