Im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh werden zwei Männer von einem Mob fast totgeprügelt, in Brasilien wird massiv Wahlwerbung mit frei erfundenen Nachrichten betrieben und deutsche Kinder leben in Angst vor einem Monster – alles ausgelöst durch Falschmeldungen über WhatsApp. Was sich wie ein schlechter SciFi-Roman liest, ist längst Realität. Über den beliebtesten Messenger werden mittlerweile nicht mehr nur private Nachrichten verschickt, WhatsApp ist ein Verteiler für Ängste, Vorurteile und Hetze für Millionen geworden. Und die Betreiber des Dienstes fragen sich, wie sie der Situation wieder Herr werden können, ohne die Privatsphäre zu verletzen.
Es gibt viele Klischees, die keiner näheren Betrachtung standhalten. Eines davon ist, dass junge Menschen, die mit Technik aufgewachsen sind, sich damit automatisch gut auskennen. Ältere Menschen brechen sich hingegen die Finger, wenn sie einen Grafikkartentreiber installieren müssen. Aber stimmt das auch? Das kann man auch ganz anders sehen! Als ich kürzlich noch eine Studie von Microsoft las, dass vor allem die U-40-Generation auf betrügerische Anrufe und E-Mails hereinfällt, hat mich das nicht mehr verwundert. Aber wie kann man mit Technik aufwachsen und sie nicht beherrschen?
Als ich kürzlich einem Freund mit seinem PC half, sah ich zuerst Office 365 installiert, dann die Netflix App auf seinem Rechner, das aktuelle Photoshop, dazu erzählte er noch von seinem Leasing-Auto. Als ich mich umsah, sah ich weder einen DVD-Player, noch Bücher, obwohl er eigentlich totaler Medien-Enthusiast ist. Darauf angesprochen, meinte er sinngemäß, Besitzen sei eigentlich veraltet, Nutzen sei viel wichtiger und was er brauche, würde er halt streamen, mieten oder abonnieren. Spätestens beim nächsten Umzug würde man den Vorteil bemerken. Ist das klassische Kaufen und Besitzen wirklich Vergangenheit?
Sie werden es vielleicht bemerkt haben, ich war für einige Wochen außer Gefecht gesetzt. Bei einem Klassikkonzert brach ich mir das Sprunggelenk, neben einer OP blühte mir eine längere Rekonvaleszenz. Dröge Zeit, die ich natürlich auch zuweilen online verbachte und in der ich mich durch die sozialen Netzwerke wühlte. Nach zwei Tagen unter Schmerzmitteln bei Facebook stellte ich mir nur noch die eine Frage: Leute, könnt ihr nicht einfach mal die Klappe halten?
Kennen Sie Alex Jones? Während nun wohl alle, die in den USA leben, mit den Augen rollen, ist er im Rest der Welt weniger bekannt. Es handelt sich bei ihm um einen rechtsgerichteten Journalisten, Radiomoderator und Unternehmer, der mit kruden Verschwörungstheorien sein Geld verdient. Seiner Meinung nach war die US-Regierung an den Terroranschlägen des 11. September beteiligt, der Amoklauf an der Grundschule in Sandy Hook Anno 2012 reines Theater und sind diverse Politiker kinderverschlingende Satanisten. Harte Ansichten, die natürlich polarisieren. Und dennoch macht es mich nachdenklich, wenn er plötzlich aus vielen Bereichen des Internets verbannt wird.